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Handschriften, "Autographen", haben für den Sammler ihren Preis. Für alle Liebhaber der Literatur aber haben sie den besonderen Reiz, direkter als das gedruckte Buch ein lebendiges, persönliches Verhältnis zum Autor zu schaffen. Der hier vorliegende großformatige Band enthält Handschriftenfaksimiles von 100 Autorinnen und Autoren deutscher Sprache aus 450 Jahren. Dabei sind die Faksimiles fast immer in Originalgröße reproduziert. Daneben steht jeweils ein kleiner Essay, der über Autor, Anlass und Entstehung berichtet, kurz: die Handschrift zum Sprechen bringt und sie ihre Geschichte erzählen lässt.…mehr

Produktbeschreibung
Handschriften, "Autographen", haben für den Sammler ihren Preis. Für alle Liebhaber der Literatur aber haben sie den besonderen Reiz, direkter als das gedruckte Buch ein lebendiges, persönliches Verhältnis zum Autor zu schaffen. Der hier vorliegende großformatige Band enthält Handschriftenfaksimiles von 100 Autorinnen und Autoren deutscher Sprache aus 450 Jahren. Dabei sind die Faksimiles fast immer in Originalgröße reproduziert. Daneben steht jeweils ein kleiner Essay, der über Autor, Anlass und Entstehung berichtet, kurz: die Handschrift zum Sprechen bringt und sie ihre Geschichte erzählen lässt.
Autorenporträt
Jochen Meyer ist Leiter der Handschriftenabteilung im Deutschen Literaturarchiv, Marbach. Von ihm erschienen sind Buchveröffentlichungen zu Döblin, Albert Dulk, Fontane, Ernst Hardt, Hans Henny Jahnn, Wilhelm Lehmann, Wilhelm Raabe, Tucholsky, und zu verlagshistorischen Themen u.a.; zuletzt "Dichterhandschriften"(1999).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999

In Tinte gehämmert
Die Handschriften deutscher Dichter / Von Thomas Kapielski

Schreibst, wie der weg gen Rom gehet". Schrieb Luther mit der Hand. Auf feinem, satinierten 120-Gramm-Papier, in Quartbogen gebunden, vierfarbig und großformatig im - warum eigentlich nur fast? - Verhältnis 4:3 geschnitten, liegt uns nunmehr ein respektabler, von Jochen Meyer vorbildlich herausgegebener Band mit hundertzwei faksimilierten Dichterhandschriften von hundert deutschen dichtenden Handschreibern vor. Mit Luther geht's los, bis endlich ausgerechnet Sarah Kirsch erreicht wird. Eine merkwürdige Abbremsung, wie überhaupt im modernen Teil des Buches: Ich hätte lieber auch mal einen beschrifteten Bierdeckel Henscheids oder einen Pfandschein Thelens zum Beispiel betrachtet und mit meinem verglichen.

Und Goethe bekommt natürlich mal wieder als einziger zwei Stücke! Egal. Einem lehrreichen Vorwort des Herausgebers folgen dann eben Doppelseiten, auf denen links, in marbachisch-hermeneutischer, wenn's gut geht sogar auerbachscher Manier, die Handschriften kritisch-korrekt transkribiert, historisch kontextuell zart beleuchtet und dann sogar einfühlsam etwas gedeutet werden, währenddessen man sie rechts immer originalgroß bedeutsam im Auge behalten kann. Die Sache wird, nachdem man reflexhaft dachte: Wat soll das Prunkstück nu wieder? dennoch von Doppelsicht zu Doppelsicht auch exponentiell spannender, während es gegen Ende dann, in der modernen Abteilung, wieder lau wird: eine betrübliche Postkarte Bölls etwa macht einen schon fast weinerlich, Thomas Bernhard aber, mit seiner Arztschrift, bringt's dann doch noch mal!

Thomas Mann hingegen hat mit Tusche und Tinte für Hermann Hesse etwas ganz anthroposophisch-eurythmisches gebastelt; wofür man Seiten zuvor eine bislang unveröffentlichte Schmähschrift Gerhart Hauptmanns wider jenen abdruckte und so auch für allgemein übliche Menschlichkeit sorgte. Benn schreibt mit Kuli, Doderer kartografiert! Schwitters schreibt im Kochrezeptduktus meiner Oma "Anna Blume". Bei Kafka wimmelt es tatsächlich sehr ungezieferlich!

Am besten gefallen mir die genialischen Tintenhämmer Fontanes und C. F. Meyers, mit denen ich sonst so viel nicht anfangen kann - merkwürdig! Nietzsche hingegen schreibt sehr, sehr artig 1882 an Lou, man staunt mal wieder, aber vor 1850 ist dann eigentlich jede Handschrift bezaubernd. Gewünscht hätte ich mir noch Proben Hegels, Kants und Friedrich A. Kittlers. Aber die dichten angeblich nicht.

Zum Schluss: Unsere Besten und überhaupt eigentlich alle! schreiben ausschließlich mit ß! Und wenn es schon damals ein Gesetz zur ss-Schreibung bei Androhung einstweiligen Ummanschens vermittelst Computerprogramm - welches wohl auch diesen Text verhunzen wird - gegeben hätte, dann hätten die Alten eben einen Verdopplungsstrich über den einfachen s-Konsonanten gesetzt! Menschen, die handschreiben, machen es sich gern einfach: Ein "u" steht für "und"; an Kommata aber wird gar nicht gespart. Das Buch ist gut, liest man gern, ist sogar preiswert und kann gekauft werden!

Jochen Meyer (Hrsg.): "Dichterhandschriften". Von Martin Luther bis Sarah Kirsch. Reclam Verlag, Ditzingen 1999. 235 S., geb., 98,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Jedes Stück ist auf seine eigene Art sprechend und gibt - ausschnitthaft - einen anderen Blick in die Literaturgeschichte frei als den, der durch die gedruckten oder nunmehr im Internet oder auf CD-ROM digitalisierten Bücher geboten wird. Und während man die Seiten umschlägt und sich in die Faksimiles versenkt, meint man das leise Echo des Kratzens auf dem Papier zu hören. Frankfurter Rundschau

Das Buch ist gut, liest man gern, ist sogar preiswert und kann gekauft werden. Frankfurter Allgemeine Zeitung

Das Ziel dieser ansehnlichen Sammlung scheint erreicht, und es gefällt: Diese notgedrungen bruchstückhaften Zeugnisse aus den Dichterklausen zu entziffern macht Spaß - obwohl manche Texte schier unleserlich, andere bis zur Unlesbarkeit verklausuliert sind. Sei es drum: Gerade die Lektüre von überlieferten Notizen, Entwürfen und Briefen erfordert mehr Einsatz und wirkt nachhaltiger als das Lesen einer sterblichen E-Mail, die willkürlich auf Knopfdruck gelöscht und vergessen werden kann. Berliner Morgenpost

Es gibt Bücher zum Lesen. Und es gibt Bücher zum Blättern. Und das Blättern in so einem Buch verschafft einen milden Rausch, genau wie es Gottfried Benn beschrieben hat. Also dies ist eine kleine deutsche Literaturgeschichte der anschaulichsten Art, die verblüffende Entdeckungen bereithält: Lessings Trinklied - ganz in der Manier Robert Gernhardts. Wieland - von attischer Anmut. Herder - von republikanischem Schneid. Jean Paul - von gründlicher Konfusion. E. T. A. Hoffmann - von überwältigender Schönheit (...). Ein Wunderbuch. Die Woche

Bei Reclam erschien jetzt ein echter Prachtband: "Dichterhandschriften - Von Martin Luther bis Sarah Kirsch". Eine wundervolle Brücke zum Leser! Ein Buch für Literaturverliebte. Und einmal mehr sieht man beim Durchblättern, dass Handschriften, sogenannte Autographen, selbst im Computer-Zeitalter von enormem Reiz sind. Viel direkter als das gedruckte Wort knüpfen handgeschriebene Seiten ein sehr persönliches Band zwischen Dichter und Leser (...). Ein Glücks-Buch für Literaturfreunde. Berliner Kurier
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