Deutschlands Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe hatte einst die Begrenztheit des menschlichen Erinnerungsvermögens scharfsinnig erkannt und seinen berühmten Kindheits-und Jugenderinnerungen den Titel "Dichtung und Wahrheit" gegeben, denn beides ist im Rückblick kaum noch zu unterscheiden. In autobiografischen Werken wird folglich eine Art höhere Realität serviert. Das könnte allzu unbestechliche Experten, bei denen jedes historische oder politische Detail humorlos exakt bis auf drei Stellen hinter dem Komma zu stimmen hat, heftig protestieren lassen. Dieses Risiko geht der Autor in diesem ersten, in sich abgeschlossen Teil seiner chronologisch aneinandergereihten Erinnerungen und Schilderungen von Augenzeugen zwischen 1935 bis 1959 unbedenklich ein, weil so das Geschriebene für den Leser fesselnder und fantasievoller gestaltet werden soll.