Die 2., durchgesehene und erweiterte Auflage der vollständig überarbeiteten Gesamtausgabe der Werke Jakob van Hoddis', dessen Gedicht »Weltende« sowohl für den Expressionismus als auch für die Katastrophenerfahrung des 20. Jahrhunderts steht.Jakob van Hoddis zählt neben Georg Heym und Ernst Stadler zu den bedeutendsten Dichtern des »expressionistischen Jahrzehnts«. Zu seinen Förderern gehörten die Herausgeber der Zeitschriften »Die Aktion« (Franz Pfemfert), »Der Sturm« (Herwarth Walden) und »Die Fackel« (Karl Kraus). So unterschiedliche Dichter wie Johannes R. Becher, Else Lasker-Schüler, Tristan Tzara und André Breton äußerten sich begeistert über sein Werk, das sich nicht leicht einer bestimmten avantgardistischen Richtung zurechnen lässt. Es kann nicht allein dem sachlich-analytischen, aber ebenso wenig dem visionär-utopischen Frühexpressionismus zugeordnet werden; hält nicht nur durch das Mittel der Groteske die Aporien offen, sondern ist auch in seinen ernsthaft-pathetischenAnteilen kritisch reflektiert. Van Hoddis' Gedichte und Prosastücke - sein berühmtestes Gedicht »Weltende« eingeschlossen - sind fast einhundert Jahre nach ihrer Entstehung noch immer von großer Aktualität.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Michael Buselmeier gibt sich als enthusiastischer Anhänger expressionistischer Prosa und Lyrik schon seit Studentenzeiten zu erkennen, wobei er Jakob van Hoddis als einen der meistversprechenden, wiewohl früh in geistiger Umnachtung verstorbenen Protagonisten dieser Epoche ansieht. Deshalb begrüßt er zunächst einmal diese von Regina Nörtemann mit einem kritischen Kommentar herausgegebene Ausgabe, in der er allerdings nichts anderes als eine um die frühen Gedichte, die lebens- und werkgeschichtlichen Dokumente, Erinnerungen an Hoddis und Abbildungen gekürzte Neuauflage der Ausgabe von 1987 erkennt. Indem Nörtemann diesen vielleicht größten Dichter des frühen Expressionismus wieder mit allen wichtigen Facetten seines Werks greifbar mache, gebühre ihr gewiss Anerkennung, betont der Rezensent, der sich dennoch nicht des Gefühls erwehren kann, durch den vielleicht allzu akademischen Zugang, der sich im Kommentar niederschlage, raube man Hoddis seine anarchische Wucht. Das ein oder andere Faksimile seiner Texte hätte hier helfen können, etwas vom "kreativen Chaos" des Autors zu vermitteln, so Buselmeier bedauernd.
© Perlentaucher Medien GmbH
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