§'Laws are silent in times of war.'
Cicero
There was a time when Cicero held Caesar's life in the palm of his hand. But now Caesar is the dominant figure and Cicero's life is in ruins.
Exiled, separated from his wife and children, his possessions confiscated, his life constantly in danger, Cicero is tormented by the knowledge that he has sacrificed power for the sake of his principles.
His comeback requires wit, skill and courage - and for a brief and glorious period, the legendary orator is once more the supreme senator in Rome.
But politics is never static and no statesman, however cunning, can safeguard against the ambition and corruption of others.
Riveting and tumultuous, DICTATOR encompasses some of the most epic events in human history yet is also an intimate portrait of a brilliant, flawed, frequently fearful yet ultimately brave man - a hero for his time and for ours. This is an unforgettable tour de force from a master storyteller.
Cicero
There was a time when Cicero held Caesar's life in the palm of his hand. But now Caesar is the dominant figure and Cicero's life is in ruins.
Exiled, separated from his wife and children, his possessions confiscated, his life constantly in danger, Cicero is tormented by the knowledge that he has sacrificed power for the sake of his principles.
His comeback requires wit, skill and courage - and for a brief and glorious period, the legendary orator is once more the supreme senator in Rome.
But politics is never static and no statesman, however cunning, can safeguard against the ambition and corruption of others.
Riveting and tumultuous, DICTATOR encompasses some of the most epic events in human history yet is also an intimate portrait of a brilliant, flawed, frequently fearful yet ultimately brave man - a hero for his time and for ours. This is an unforgettable tour de force from a master storyteller.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2015Wer schreibt, bleibt
Wenn man die römische Republik retten will, geht es um Leben und Tod: Robert Harris beschließt mit "Dictator" seine dreiteilige Romanbiographie des Marcus Tullius Cicero.
Das ist die Büchse der Pandora. Ein postumes, vergiftetes Geschenk an die Welt, das Übel über uns bringen wird." - Das Geschenk, von dem Cicero hier spricht, ist der in Caesars Testament als Sohn adoptierte und fortan als Gaius Julius Caesar Octavianus anzusprechende Teilerbe des Feldherrn, den man soeben, an den Iden des März, im Senat ermordet hat. Den achtzehnjährigen Sohn von Caesars Nichte Atia hatte auch Cicero nicht als kommenden Machtfaktor im Blick. Als dieser Adoptivsohn kurze Zeit später dem berühmten Staatsmann, Anwalt und Redner seine Aufwartung macht, ist der erste Eindruck nicht vorteilhaft.
Der blonde Jüngling mit den unschönen Zahnlücken hat einen Topfschnitt, sein käsiges Gesicht ist übersät von Pickeln. Aber Cicero ist bald beeindruckt von der Belesenheit und Klugheit des jungen Mannes, und er erkennt, dass er auch jene Portion Kaltblütigkeit besitzt, ohne die es keine Karriere gibt: "Aus ihm könnte eines Tages ein großer Staatsmann werden. Er muss nur lange genug überleben."
Ums Überleben geht es mehr denn je in dem dritten und abschließenden Band, "Dictator", mit dem der englische Schriftsteller Robert Harris seiner Romanbiographie über Marcus Tullius Cicero abschließt, die er mit "Imperium" (2006) begann und mit "Titan" (2009) fortsetzte. Dass er zwischendrin drei weitere Romane ("Ghost", "Angst", "Intrige") mit ganz anderen Themen schrieb, hat die Leser ein wenig bange werden lassen, ob und wie er nach dem schwachen zweiten Teil seinen Cicero wohl zu Ende bringen würde. Nun hat Harris geliefert.
Zwölf Jahre hat er sich mit dieser überragenden Figur beschäftigt, und gewiss muss er für lange Zeit keine Konkurrenz für sein Unternehmen fürchten - fachhistorisch abgesicherte Recherche in gut lesbare Fiktion gegossen. Denn der gelernte Journalist und versierte Thriller-Autor mag immer mal wieder schwächere Bücher schreiben, wenn er in Form ist, macht ihm so schnell keiner etwas vor.
So auch in diesem im Jahr 58 vor Christus einsetzenden letzten Wegstück der Biographie, die sich stärker als die Vorgänger auf das uns gleichzeitig nahe und doch ferne römische Leben einlässt. Harris vermeidet, anders als in den Vorgängern, allzu deutliche Parallelen zur Gegenwart - sein Blair-Trauma hat er sich in "Ghost" vom Leib geschrieben. Er zeigt stattdessen noch einmal einen Politiker ohne Netz und doppelten Boden, keinen Funktionär mit bequemem Posten-Fangzaun. Ein Mann, der sich umstellen muss, weil nun das Schwert und nicht mehr die Macht des Wortes regiert, der bei aller Finesse auch zu Fehlurteilen und Selbstüberschätzung neigt. Aber er hat Nehmerqualitäten. Zweimal muss er ins Exil, und zweimal schafft er die Rückkehr auf die politische Bühne. Seinen Intimfeind Publius Clodius hat er ebenso unterschätzt wie den Machtwillen des Triumvirats, jener unseligen Allianz aus Caesar, Pompeius und Crassus, die an den Fundamenten der Republik sägt und sich schließlich in einem Bürgerkrieg selbst zerfleischt. Aber sich aufzugeben, das kommt Cicero selbst dann nicht in den Sinn, als er für die Rückkehr nach Rom grünes Licht bei dem sich durch ferne Provinzen kämpfenden Caesar erbitten muss.
Caesar ist bei Harris ein schwer einzuschätzender Psychopath, der Vernichtungsfeldzüge führt, ohne Rücksicht auf eigene Verluste, ohne Gnade gegenüber seinen Gegnern. Am Ende lässt er sich sogar als Gott verehren, damit ist für seinen Zeitgenossen Cicero gleich mehrfach der Rubikon überschritten. Dem wiederum gesteht sein Biograph eine menschliche Entwicklung zu. Der sprachgewaltige Anwalt der frühen Jahre macht einem langfristiger planenden Politiker Platz, bei dem es gleichwohl, wenn er ans Rednerpult tritt, um Leben oder Tod geht. Und der die Lebensklugheit hat, aus den Diskussionen mit dem Freund Atticus Gedanken zu ziehen, die er in philosophische Werke, aber auch in Trostbücher gießt, die seit zweitausend Jahren gelesen werden.
Der Roman funktioniert auch wegen des ständig vorgenommenen Vergleichs, den man als Leser unwillkürlich anstellt: Wäre eine solche Figur heute vorstellbar? Der Autor tut nicht so, als wären diese Römer Zeitgenossen, als könnten wir uns umstandslos in sie hineinversetzen. Harris schildert sie eher so, wie sie Ross Thomas in seinem soeben neu übersetzten Roman "Dornbusch" von 1984 beschrieben hat - als Vertreter einer "nützlichen Geisteshaltung", die sich durch "Weltgewandtheit, kühle Distanz, absoluten Zynismus" auszeichnen. Und doch gibt es anrührende Augenblicke zeitloser Gefühlszustände, etwa wie Cicero den frühen Tod seiner geliebten Tochter Tullia nicht überwindet, während er die Scheidung von seiner Frau Terentia in aller Kühle hinnimmt. Er hat ja immer noch Tiro zur Seite, seinen langjährigen Schreiber und Sklaven, dem er schließlich die Freiheit und einen Bauernhof schenkt und der es doch nicht übers Herz bringt, ein eigenes Leben zu führen.
Diesem real existierenden Mann verdanken wir nicht nur wesentliche Teile der Überlieferung, er dient Harris in der Rolle des Ich-Erzählers dazu, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu wahren - auch wenn Tiro nach Caesars Tod vieles nur noch vom Hörensagen berichtet, was den erzählerischen Schwung erheblich bremst. Es ist eine große Liebe zwischen diesen beiden Männern, und sie trägt emotional durch die am Ende immer blutiger werdende Geschichte. Sie ist am 7. Dezember 43 vor Christus zu Ende. Ciceros einstiger Zögling Octavian hat sich mit Marc Antonius und Marcus Lepidus zu einem zweiten Triumvirat verbündet, dieses ordnet seine Hinrichtung an. Der verpickelte Jüngling von einst aber wird sechzehn Jahre später die Republik zu Grabe tragen und als Alleinherrscher mit dem Ehrennamen Augustus das Kaisertum begründen.
HANNES HINTERMEIER
Robert Harris: "Dictator".
Roman.
Aus dem Englischen von Wolfgang Müller. Heyne Verlag, München 2015. 524 S., 2 Karten, geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn man die römische Republik retten will, geht es um Leben und Tod: Robert Harris beschließt mit "Dictator" seine dreiteilige Romanbiographie des Marcus Tullius Cicero.
Das ist die Büchse der Pandora. Ein postumes, vergiftetes Geschenk an die Welt, das Übel über uns bringen wird." - Das Geschenk, von dem Cicero hier spricht, ist der in Caesars Testament als Sohn adoptierte und fortan als Gaius Julius Caesar Octavianus anzusprechende Teilerbe des Feldherrn, den man soeben, an den Iden des März, im Senat ermordet hat. Den achtzehnjährigen Sohn von Caesars Nichte Atia hatte auch Cicero nicht als kommenden Machtfaktor im Blick. Als dieser Adoptivsohn kurze Zeit später dem berühmten Staatsmann, Anwalt und Redner seine Aufwartung macht, ist der erste Eindruck nicht vorteilhaft.
Der blonde Jüngling mit den unschönen Zahnlücken hat einen Topfschnitt, sein käsiges Gesicht ist übersät von Pickeln. Aber Cicero ist bald beeindruckt von der Belesenheit und Klugheit des jungen Mannes, und er erkennt, dass er auch jene Portion Kaltblütigkeit besitzt, ohne die es keine Karriere gibt: "Aus ihm könnte eines Tages ein großer Staatsmann werden. Er muss nur lange genug überleben."
Ums Überleben geht es mehr denn je in dem dritten und abschließenden Band, "Dictator", mit dem der englische Schriftsteller Robert Harris seiner Romanbiographie über Marcus Tullius Cicero abschließt, die er mit "Imperium" (2006) begann und mit "Titan" (2009) fortsetzte. Dass er zwischendrin drei weitere Romane ("Ghost", "Angst", "Intrige") mit ganz anderen Themen schrieb, hat die Leser ein wenig bange werden lassen, ob und wie er nach dem schwachen zweiten Teil seinen Cicero wohl zu Ende bringen würde. Nun hat Harris geliefert.
Zwölf Jahre hat er sich mit dieser überragenden Figur beschäftigt, und gewiss muss er für lange Zeit keine Konkurrenz für sein Unternehmen fürchten - fachhistorisch abgesicherte Recherche in gut lesbare Fiktion gegossen. Denn der gelernte Journalist und versierte Thriller-Autor mag immer mal wieder schwächere Bücher schreiben, wenn er in Form ist, macht ihm so schnell keiner etwas vor.
So auch in diesem im Jahr 58 vor Christus einsetzenden letzten Wegstück der Biographie, die sich stärker als die Vorgänger auf das uns gleichzeitig nahe und doch ferne römische Leben einlässt. Harris vermeidet, anders als in den Vorgängern, allzu deutliche Parallelen zur Gegenwart - sein Blair-Trauma hat er sich in "Ghost" vom Leib geschrieben. Er zeigt stattdessen noch einmal einen Politiker ohne Netz und doppelten Boden, keinen Funktionär mit bequemem Posten-Fangzaun. Ein Mann, der sich umstellen muss, weil nun das Schwert und nicht mehr die Macht des Wortes regiert, der bei aller Finesse auch zu Fehlurteilen und Selbstüberschätzung neigt. Aber er hat Nehmerqualitäten. Zweimal muss er ins Exil, und zweimal schafft er die Rückkehr auf die politische Bühne. Seinen Intimfeind Publius Clodius hat er ebenso unterschätzt wie den Machtwillen des Triumvirats, jener unseligen Allianz aus Caesar, Pompeius und Crassus, die an den Fundamenten der Republik sägt und sich schließlich in einem Bürgerkrieg selbst zerfleischt. Aber sich aufzugeben, das kommt Cicero selbst dann nicht in den Sinn, als er für die Rückkehr nach Rom grünes Licht bei dem sich durch ferne Provinzen kämpfenden Caesar erbitten muss.
Caesar ist bei Harris ein schwer einzuschätzender Psychopath, der Vernichtungsfeldzüge führt, ohne Rücksicht auf eigene Verluste, ohne Gnade gegenüber seinen Gegnern. Am Ende lässt er sich sogar als Gott verehren, damit ist für seinen Zeitgenossen Cicero gleich mehrfach der Rubikon überschritten. Dem wiederum gesteht sein Biograph eine menschliche Entwicklung zu. Der sprachgewaltige Anwalt der frühen Jahre macht einem langfristiger planenden Politiker Platz, bei dem es gleichwohl, wenn er ans Rednerpult tritt, um Leben oder Tod geht. Und der die Lebensklugheit hat, aus den Diskussionen mit dem Freund Atticus Gedanken zu ziehen, die er in philosophische Werke, aber auch in Trostbücher gießt, die seit zweitausend Jahren gelesen werden.
Der Roman funktioniert auch wegen des ständig vorgenommenen Vergleichs, den man als Leser unwillkürlich anstellt: Wäre eine solche Figur heute vorstellbar? Der Autor tut nicht so, als wären diese Römer Zeitgenossen, als könnten wir uns umstandslos in sie hineinversetzen. Harris schildert sie eher so, wie sie Ross Thomas in seinem soeben neu übersetzten Roman "Dornbusch" von 1984 beschrieben hat - als Vertreter einer "nützlichen Geisteshaltung", die sich durch "Weltgewandtheit, kühle Distanz, absoluten Zynismus" auszeichnen. Und doch gibt es anrührende Augenblicke zeitloser Gefühlszustände, etwa wie Cicero den frühen Tod seiner geliebten Tochter Tullia nicht überwindet, während er die Scheidung von seiner Frau Terentia in aller Kühle hinnimmt. Er hat ja immer noch Tiro zur Seite, seinen langjährigen Schreiber und Sklaven, dem er schließlich die Freiheit und einen Bauernhof schenkt und der es doch nicht übers Herz bringt, ein eigenes Leben zu führen.
Diesem real existierenden Mann verdanken wir nicht nur wesentliche Teile der Überlieferung, er dient Harris in der Rolle des Ich-Erzählers dazu, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu wahren - auch wenn Tiro nach Caesars Tod vieles nur noch vom Hörensagen berichtet, was den erzählerischen Schwung erheblich bremst. Es ist eine große Liebe zwischen diesen beiden Männern, und sie trägt emotional durch die am Ende immer blutiger werdende Geschichte. Sie ist am 7. Dezember 43 vor Christus zu Ende. Ciceros einstiger Zögling Octavian hat sich mit Marc Antonius und Marcus Lepidus zu einem zweiten Triumvirat verbündet, dieses ordnet seine Hinrichtung an. Der verpickelte Jüngling von einst aber wird sechzehn Jahre später die Republik zu Grabe tragen und als Alleinherrscher mit dem Ehrennamen Augustus das Kaisertum begründen.
HANNES HINTERMEIER
Robert Harris: "Dictator".
Roman.
Aus dem Englischen von Wolfgang Müller. Heyne Verlag, München 2015. 524 S., 2 Karten, geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Triumphant, compelling and deeply moving...the finest fictional treatment of Ancient Rome in the English language. They are distinguished by the mastery of the sources, sympathetic imagination, political intelligence and narrative skill...It's a wonderful, dramatic, story, wonderfully told Scotsman Allan Massie