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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.1998

Handwerkszeug für Wirtschaftspädagogen
Hermann Mays Einführung in die Didaktik ökonomischer Bildung

Hermann May: Didaktik der ökonomischen Bildung. R. Oldenbourg Verlag, München/Wien, 112 Seiten, 39,80 DM.

Viele Schwierigkeiten dieser Welt mögen darin ihre Ursachen haben, daß die Menschen - nicht nur die Politiker - zu wenig von der Ökonomie verstehen. Da sind nicht zuletzt die Pädagogen gefragt. Ihnen hat Hermann May nun ein nützliches Instrument in die Hand gegeben. Der Autor vieler grundlegender ökonomischer Handbücher und Lexika präsentiert in seinem neuen Buch eine gründliche Einführung in Fragen, die Methode und Anwendung der Fachdidaktik des Wirtschaftsunterrichts.

Ökonomie, schreibt May, müsse als ein elementarer Teil der Allgemeinbildung betrachtet werden. Es geht ihm daher nicht nur darum, reines Wissen über theoretische Zusammenhänge zu vermitteln, sondern auch Persönlichkeitsbildung zu betreiben. Daher stellt er zunächst das Leitziel der "ökonomischen Mündigkeit" - definiert durch Werte wie Tüchtigkeit, Selbstbestimmung und Verantwortung - in den Mittelpunkt. Folgerichtig definiert sich das weitere Vorgehen durch die Lebensnähe der Themen, mit denen er sich der Materie nähert. Über die Arbeitslehre und die Verbrauchererziehung arbeitet sich der Autor schließlich zu tieferen Grundsatzfragen vor. Vorurteile gegen die Marktwirtschaft, die meist nur auf Sozialneid basieren, werden korrigiert. Ungleichheit, meint May, sei der Motor allgemeinen Fortschritts und des Wohlstands. Durch sie entstehe Wettbewerb. Und Wettbewerb bedeute auch Freiheit. Er diene letztlich auch dem Gemeinwohl.

Diese Inhalte, zu denen auch Tips zur Berufswahlvorbereitung gehören, werden systematisch fachdidaktisch aufgearbeitet - bis hin zur Reihung der Unterrichtsstoffe und zum fertigen Unterrichtsorganisations- und -zeitplan für Schüleraktivitäten. Besonders im methodischen Bereich dominiert dann auch wieder die Lebensnähe. Planbeispiele (vielleicht sollten in künftigen Auflagen hier die Möglichkeiten der Elektronik stärker abgehandelt werden), Gruppenarbeiten, Betriebsbesichtigungen und sogar Betriebspraktika gehören zum didaktischen Repertoire, das May aufzählt und beschreibt. Den Schülern sollen die Institutionen, in denen sich "Wirtschaft" abspielt, anschaulich vor Augen geführt werden.

Der erfahrene Wirtschaftspädagoge May hat ein solides, verläßliches Buch mit übersichtlichem und logischem Aufbau für Lehrer geschrieben. Nicht zu Unrecht sieht der Autor sein Buch auch als Beitrag, die Folgen der im deutschen Schul- und Bildungswesen heute oft noch üblichen Subsummierung des Wirtschaftsunterrichts unter den Sozialkunde- oder Politikunterricht abzumildern. Zuviel an notwendiger fachlicher Systematik werde dabei zum Opfer "ideologischer und politischer Setzungen". May stellt diese Systematik wieder her. DETMAR DOERING

(Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Königswinter)

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