Am 22. September ist es wieder so weit. Johannes B. Kerner wird gemeinsam mit prominenten Gästen die 50 meistgewählten Lieblingsorte in einer Chartshow präsentieren. Aus einer Liste von 150 "Plätzen" (z. B. Brandenburger Tort, Europark Rust, Hofbräuhaus München...) wählte das ZDF-Publikum vom 15. Juli bis zum 20. August 2006, von denen wiederum die 50 ersten in der Sendung vorgestellt werden.
Das Begleitbuch zur Serie bietet:Gliederung nach Bundesländern
Innerhalb der Bundesländerkapitel wird jeder “Ort” auf einer Doppelseite vorgestellt mit einem informativen Text und Bildern.
Dazu kommt immer ein Tipp, der sich direkt auf den Ort bezieht li>
Zu jedem “Ort” gibt es Adresse, Öffnungszeiten, Verkehrsanbindung.
Das Begleitbuch zur Serie bietet:
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2007Schön ist es auch anderswo oder Lebenslisten für Weltreisende
Jetzt ist Schluss mit den Jahresrückblicken - wir schauen nach vorne, planen die Zukunft, denken nach über das Urlaubsziel 2007. Noch gewähren die Reiseveranstalter Frühbucherrabatt, der die höhere Mehrwertsteuer wettmacht, und noch besteht die Hoffnung, Platz in einem Flugzeug zu bekommen, wenngleich vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte. Denn dorthin, wo es schön ist, wollen viele. Und dorthin, wo es am schönsten ist, alle.
Wohin es gehen soll, sagt uns die Reiseliteratur, die in ihren Führern mit Superlativen noch nie so inflationär umgegangen ist wie heute - auch wenn sie die Kriterien oft schuldig bleibt und ihre Adjektive von lustzerstörender Schlichtheit sind. Mehr als die "schönsten", schlimmer noch: "interessantesten" Orte fallen ihnen nicht ein. Dass der Superlativ den Plural nicht verträgt, ist dabei für die meisten Autoren von schönstem Desinteresse.
Tatsächlich gewinnt man den Eindruck, nicht um Verknappung sei es den zwischen Buchdeckel gepressten und meist opulent illustrierten Hitlisten zu tun, sondern darum, möglichst nichts auszulassen. Eine gute Nachricht gibt es: Den Band "Die interessantesten 192 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen" hat noch niemand geschrieben. Die schlechte Nachricht: Patricia Schultz' Zusammenstellung jener Orte, die man gesehen haben sollte, bevor man stirbt - das überzeugendste Unterfangen dieser Art bis heute -, umfasst eintausend Eintragungen. Glaubt man dem Werbetext des Verlags, sind ihre Tipps "mehr als eine Reise wert". Weshalb wir erwägen, den Band künftig in jedem Januar von neuem zu Rate ziehen.
Wir beginnen die Lektüre deshalb mit dem Register, einen schwarzen Filzstift in der Hand - und streichen weg: Adirondacks, New York; Adlon Hotel, Berlin; Ägypten; Ägyptisches Museum, Berlin; Aix-en-Provence, Frankreich; Akropolis, Athen; Alaska; Alberta, die Nationalparks von; Albertina, Wien; Albuquerque Ballon-Fiesta, Neu-Mexiko; Alcatraz, San Franzisko; Alhambra, Andalusien; Alte Pinakothek, München. Und so weiter. Nicht schlechtes denken wir, mussten bis dahin aber schon dreiundfünfzig Empfehlungen stehenlassen. In nur einer Reise bringen wir das noch immer nicht unter. Der Untertitel des Buches spricht treffend von der "Lebensliste für den Weltreisenden".
Sieben Jahre hat Patricia Schultz an ihrer Liste gearbeitet. Zusammengestellt ist sie für ein großbürgerliches Publikum mit hohem Anspruch an Qualität, ausgeprägtem Interesse an Kultur und einer eher zarten Andeutung von Abenteuerlust. Etliches beruht auf Empfehlungen anderer, gesteht Patricia Schultz freimütig. Manches hat sie sogar gegen ihre eigene Vorstellung vom Reisen aufgenommen, weil gar zu viele Menschen aus dem Schwärmen nicht herauskommen - etwa den Golfplatz von St. Andrews. Anderes hingegen habe sie gegen etliche Paare hochgezogener Augenbrauen durchgesetzt, darunter das Drive-in "Superdawg" in Chicago.
Was das Buch liebenswert macht, ist die Mühe, mit dem die tausend Eintragungen beschrieben werden, meist ergänzt um eine kleine Abbildung; was es attraktiv macht, sind die handfesten Informationen am Ende jedes Beitrags. Enttäuschend ist allein die Fülle der genannten Orte. Sie macht es fast unmöglich, ernsthaft über die Auswahl zu debattieren: Es ist ja alles genannt - zumindest in den gemäßigten Breiten, weshalb die Gletscherbrüche der Disko-Bucht an der Westküste Grönlands ebenso fehlen wie die See-Elefanten-Kolonie der Falkland-Inseln. Dennoch scheinen die drei Seiten für eigene Notizen, die der Verlag am Ende des Bandes freigelassen hat, ausreichend.
Wer lieber reist, als anzukommen, mag in "Unforgettable Journeys" fündig werden. Es ist eine kuriose Zusammenstellung, die einer Fahrt entlang der Seidenstraße den gleichen Raum lässt wie einem Spaziergang durch Prag. Überraschungen sucht man vergebens; hier sind Klassiker zusammengetragen wie der Jakobsweg, der Canal du Midi oder die Route 66. Die klischeeüberladenen Beschreibungen nehmen dem Leser allerdings eher die Lust am Reisen, als sie zu fördern.
Traumstraßen gibt es auch bei uns. Ohne einen Verantwortlichen für die Auswahl zu nennen, findet der Bruckmann Verlag "Die schönsten Routen in Europa" vor allem entlang der Küsten und im Alpenraum. Die Auswahl ist großartig. Hier ist der Grundstock gelegt für einen Klassiker der Reiseliteratur. Doch nach dem Inhaltsverzeichnis verliert das Buch augenblicklich seinen Reiz. Die Kapitel strotzen von nichtssagenden Floskeln und Füllwörtern, dass die acht Autoren froh sein dürfen, keinem Text mit ihrem Namen zugeordnet zu sein. Die Qualität der Bilder entspricht denen von Ferienkatalogen. Die Rubrik "Planen und erleben" hätte man besser weggelassen.
Neunzehn Autoren nennt der Band "Europa". Keiner von ihnen, so darf man vermuten, ahnte, dass mit seinem Text eines Tages ein Superlativ begründet würde. Hier hat vielmehr ein Verlag zusammengestellt, was er schon im Haus hatte - den Schwerpunkt legte er auf augenfreundliche Natur oder farbenfreudige Trachten. Die Auswahl reicht von Rügen und Madeira bis Island und Kreta. Idealtypisch ist Rumänien, das "zwischen Tradition und Aufbruch" verortet wird, der engagiert beginnenden Schilderung Bukarests jedoch folgen Fotos schnapstrinkender Bäuerinnen und im Sumpf weidender Pferde.
Jetzt nach Deutschland: Dreihunderttausend Stimmen haben das ZDF und der Verlag Karl Baedeker auswerten müssen, nachdem sie nach den deutschen "Lieblingsorten" der Deutschen fragten. Wie breit gefächert die Mischung ist, zeigt sich schon daran, dass die meisten Nennungen auf Orte in Nordrhein-Westfalen fielen - von den Externsteinen bei Detmold über das Westfalen-Stadion bis zum Gasometer von Oberhausen. Die Liste umfasst also weit mehr als den zu erwartenden Kanon deutscher Kulturgeschichte und postkartentauglicher Idylle. Den arg karg und knapp geratenen Ortsbeschreibungen hätte ein wenig Poesie gutgetan. Das begeisternde Element der Umfrage ist ihnen völlig abhandengekommen.
Auch die Textlein zu den "333 interessantesten Sehenswürdigkeiten, die Sie gesehen haben sollten", ausgewählt vom Kunth Verlag, kennzeichnet prosaische Eleganz. Das Prinzip des Buchs ist die Verästelung eines Organigramms. Es gibt die vier großen Teile "Naturwunder", "Stadtansichten", "Bedeutende Bauwerke" und "Kultur" mit insgesamt dreiunddreißig kleineren Gruppen, in denen jeweils wiederum zehn Beispiele vorgestellt werden. Dass dies zu Mehrfachnennungen führt, nimmt man hin. So wird Frankfurt ebenso in der Rubrik "Metropolen" wie "Stadtsilhouetten" aufgeführt, was gut ist. Bisweilen aber kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, die Verlegenheit habe bei der Auswahl Regie geführt. Denn dass auch Hamburg, Berlin, Köln und München in den beiden Rubriken auftauchen, ist lächerlich. Und ausgerechnet das provinzielle Nürnberg mit seinem einzigartigen Burgberg nur den Metropolen zuzuordnen reiner Hohn. Vielleicht hat man sich mit der Zahl 333 übernommen.
Edda und Michael Neumann-Adrian glauben, man müsse in Deutschland nur fünfzig "Highlights" gesehen haben. Von Sylt bis zur Halbinsel Höri bewegen sie sich im bizzaren Zickzackkurs von Nord nach Süd durchs Land. Die Auswahl ist so vorsichtig, dass niemand Anstoß nehmen wird. Orientierte man sich an den Fotos, verzichtete man allerdings gern auf die Ausflüge. Jedem Ziel ist ein Hotel zugeordnet. Man könnte meinen, für diese bisweilen sehr, sehr bescheidenen Häuser wurde das Buch gemacht.
Alleen sind immer schön. Die schönsten herauszufinden ist deshalb ein Kinderspiel. Olaf Schulz hat sich auf vierundsechzig Beispiele beschränkt. Wir meinen, das genügt. Denn schon nach den ersten Seiten sieht man vor lauter Bäumen die Alleen nicht mehr. Baumreihe um Baumreihe blättert man sich durch Deutschland. Aber Schulz bleibt begeistert. Und steigert seine Fassungslosigkeit angesichts der vielen Bäume bei Beispiel 44, der dreihundert Meter langen Eichenallee am Gut Holzhausen im Kreis Höxter, in unerwartete Höhen. "Bei den Alleen Deutschlands", schreibt er, "kommt es nicht häufig vor, dass man nicht weiß, mit welchem Superlativ man beginnen soll. Doch hier ist es so." Und bei Beispiel 55 entfährt es ihm gar: "Um es vorwegzunehmen: Keine Allee hat mich in meinem Leben mehr be- und gerührt und einen bleibenderen Eindruck hinterlassen als diese." Uns hat er leider nicht anstecken können mit seiner Freude am Baum. Gäbe es eine Karte in dem Band, vielleicht hätten wir auf der einen oder anderen Tour durch Deutschland einen Abstecher zu einer der Alleen gemacht. Aber "nördlich des Karnelenberges, östlich von Bassenheim" im Kreis Mayen-Koblenz, die "Misch-Allee" zu suchen könnte uns beim besten Willen nicht in den Sinn kommen.
Wo also fahren wir hin in diesem Jahr? Sieben von acht Büchern haben uns an einem langen Neujahrswochenende die Schönheiten der Welt gezeigt, ohne uns dafür begeistern zu können. Am Ende hielten wir geradezu dankbar noch einmal "1000 Places to see before you die" von Patricia Schultz in den Händen. Es ist nach Kontinenten sortiert: vorne Europa, in der Mitte Asien und Afrika, hinten Amerika. Kurzentschlossen schlugen wir es in diesen drei Abschnitten irgendwo auf: St. Ives in Cornwall war der erste Treffer, wunderbar, wenn auch meist überlaufen, und uns nur allzu vertraut. Das "Paro-Festival" in Bhutan der zweite, sensationell, wenn man der Beschreibung trauen darf, aber leider findet es schon im März statt. Roswell war der dritte Treffer, der kleine Ort in Neu-Mexiko, wo am 8. Juli 1947 ein Ufo abgestürzt sein soll. Was Außerirdischen recht ist, kann uns nur billig sein. Dorthin soll die Reise gehen.
FREDDY LANGER.
"1000 Places to see before you die" von Patricia Schultz. Deutsche Ausgabe. Könemann Verlag, Königswinter 2006. 946 Seiten, mehr als siebenhundert Abbildungen, einige Karten. Broschiert, zehn Euro. ISBN 3-8331-2133-5.
"Unforgettable Journeys - Die dreißig schönsten Reisen, die Sie erlebt haben sollten" von Steve Watkins und Clare Jones. Aus der Reihe: BBC Books. Bruckmann Verlag, München 2006. 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 32,90 Euro. ISBN 3-7654-4518-5.
"Die schönsten Routen in Europa - Zwanzig Top-Touren durch fünfzehn Länder". Bruckmann Verlag, München 2006. 168 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert, 19,90 Euro. ISBN 3-7654-4469-3.
"Europa, wo es am schönsten ist" konzipiert von Joachim Hellmuth. Bucher Verlag, München 2006. 456 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. Gebunden, 24,95 Euro. ISBN 3-7658-1541-1.
"Die hundert Lieblingsorte der Deutschen" herausgegeben von Peter Arens und Alexander Hesse. Aus der ZDF-Reihe "Unsere Besten". Karl Baedeker Verlag, Ostfildern 2006. 239 Seiten, zahlreiche Abbildungen, einige Karten. Gebunden, 14,95 Euro. ISBN 978-3-8297-1146-3.
"Träum ich von Deutschland - Die 333 interessantesten Sehenswürdigkeiten, die Sie gesehen haben sollten" von Katja Baldewein und Norbert Lewandowski. Verlag Wolfgang Kunth, München 2006. 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen, einige Karten. Gebunden, 24,90 Euro. ISBN 3-89944-208-3.
"So schön ist Deutschland - Fünfzig Highlights, die Sie gesehen haben sollten" von Edda und Michael Neumann-Adrian (Texte) sowie Thomas Kliem (Fotografien). Bruckmann Verlag, München 2006. 168 Seiten, zahlreiche Abbildungen, einige Karten. Broschiert, 22,95 Euro. ISBN 3-7654-4378-6.
"Die schönsten Alleen in Deutschland - Eine Bildreise von der Ostsee bis zum Alpenvorland" von Olaf Schulz. Verlag blv, München 2006. 160 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 29,90 Euro. ISBN 3-8354-0087-8.
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Jetzt ist Schluss mit den Jahresrückblicken - wir schauen nach vorne, planen die Zukunft, denken nach über das Urlaubsziel 2007. Noch gewähren die Reiseveranstalter Frühbucherrabatt, der die höhere Mehrwertsteuer wettmacht, und noch besteht die Hoffnung, Platz in einem Flugzeug zu bekommen, wenngleich vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte. Denn dorthin, wo es schön ist, wollen viele. Und dorthin, wo es am schönsten ist, alle.
Wohin es gehen soll, sagt uns die Reiseliteratur, die in ihren Führern mit Superlativen noch nie so inflationär umgegangen ist wie heute - auch wenn sie die Kriterien oft schuldig bleibt und ihre Adjektive von lustzerstörender Schlichtheit sind. Mehr als die "schönsten", schlimmer noch: "interessantesten" Orte fallen ihnen nicht ein. Dass der Superlativ den Plural nicht verträgt, ist dabei für die meisten Autoren von schönstem Desinteresse.
Tatsächlich gewinnt man den Eindruck, nicht um Verknappung sei es den zwischen Buchdeckel gepressten und meist opulent illustrierten Hitlisten zu tun, sondern darum, möglichst nichts auszulassen. Eine gute Nachricht gibt es: Den Band "Die interessantesten 192 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen" hat noch niemand geschrieben. Die schlechte Nachricht: Patricia Schultz' Zusammenstellung jener Orte, die man gesehen haben sollte, bevor man stirbt - das überzeugendste Unterfangen dieser Art bis heute -, umfasst eintausend Eintragungen. Glaubt man dem Werbetext des Verlags, sind ihre Tipps "mehr als eine Reise wert". Weshalb wir erwägen, den Band künftig in jedem Januar von neuem zu Rate ziehen.
Wir beginnen die Lektüre deshalb mit dem Register, einen schwarzen Filzstift in der Hand - und streichen weg: Adirondacks, New York; Adlon Hotel, Berlin; Ägypten; Ägyptisches Museum, Berlin; Aix-en-Provence, Frankreich; Akropolis, Athen; Alaska; Alberta, die Nationalparks von; Albertina, Wien; Albuquerque Ballon-Fiesta, Neu-Mexiko; Alcatraz, San Franzisko; Alhambra, Andalusien; Alte Pinakothek, München. Und so weiter. Nicht schlechtes denken wir, mussten bis dahin aber schon dreiundfünfzig Empfehlungen stehenlassen. In nur einer Reise bringen wir das noch immer nicht unter. Der Untertitel des Buches spricht treffend von der "Lebensliste für den Weltreisenden".
Sieben Jahre hat Patricia Schultz an ihrer Liste gearbeitet. Zusammengestellt ist sie für ein großbürgerliches Publikum mit hohem Anspruch an Qualität, ausgeprägtem Interesse an Kultur und einer eher zarten Andeutung von Abenteuerlust. Etliches beruht auf Empfehlungen anderer, gesteht Patricia Schultz freimütig. Manches hat sie sogar gegen ihre eigene Vorstellung vom Reisen aufgenommen, weil gar zu viele Menschen aus dem Schwärmen nicht herauskommen - etwa den Golfplatz von St. Andrews. Anderes hingegen habe sie gegen etliche Paare hochgezogener Augenbrauen durchgesetzt, darunter das Drive-in "Superdawg" in Chicago.
Was das Buch liebenswert macht, ist die Mühe, mit dem die tausend Eintragungen beschrieben werden, meist ergänzt um eine kleine Abbildung; was es attraktiv macht, sind die handfesten Informationen am Ende jedes Beitrags. Enttäuschend ist allein die Fülle der genannten Orte. Sie macht es fast unmöglich, ernsthaft über die Auswahl zu debattieren: Es ist ja alles genannt - zumindest in den gemäßigten Breiten, weshalb die Gletscherbrüche der Disko-Bucht an der Westküste Grönlands ebenso fehlen wie die See-Elefanten-Kolonie der Falkland-Inseln. Dennoch scheinen die drei Seiten für eigene Notizen, die der Verlag am Ende des Bandes freigelassen hat, ausreichend.
Wer lieber reist, als anzukommen, mag in "Unforgettable Journeys" fündig werden. Es ist eine kuriose Zusammenstellung, die einer Fahrt entlang der Seidenstraße den gleichen Raum lässt wie einem Spaziergang durch Prag. Überraschungen sucht man vergebens; hier sind Klassiker zusammengetragen wie der Jakobsweg, der Canal du Midi oder die Route 66. Die klischeeüberladenen Beschreibungen nehmen dem Leser allerdings eher die Lust am Reisen, als sie zu fördern.
Traumstraßen gibt es auch bei uns. Ohne einen Verantwortlichen für die Auswahl zu nennen, findet der Bruckmann Verlag "Die schönsten Routen in Europa" vor allem entlang der Küsten und im Alpenraum. Die Auswahl ist großartig. Hier ist der Grundstock gelegt für einen Klassiker der Reiseliteratur. Doch nach dem Inhaltsverzeichnis verliert das Buch augenblicklich seinen Reiz. Die Kapitel strotzen von nichtssagenden Floskeln und Füllwörtern, dass die acht Autoren froh sein dürfen, keinem Text mit ihrem Namen zugeordnet zu sein. Die Qualität der Bilder entspricht denen von Ferienkatalogen. Die Rubrik "Planen und erleben" hätte man besser weggelassen.
Neunzehn Autoren nennt der Band "Europa". Keiner von ihnen, so darf man vermuten, ahnte, dass mit seinem Text eines Tages ein Superlativ begründet würde. Hier hat vielmehr ein Verlag zusammengestellt, was er schon im Haus hatte - den Schwerpunkt legte er auf augenfreundliche Natur oder farbenfreudige Trachten. Die Auswahl reicht von Rügen und Madeira bis Island und Kreta. Idealtypisch ist Rumänien, das "zwischen Tradition und Aufbruch" verortet wird, der engagiert beginnenden Schilderung Bukarests jedoch folgen Fotos schnapstrinkender Bäuerinnen und im Sumpf weidender Pferde.
Jetzt nach Deutschland: Dreihunderttausend Stimmen haben das ZDF und der Verlag Karl Baedeker auswerten müssen, nachdem sie nach den deutschen "Lieblingsorten" der Deutschen fragten. Wie breit gefächert die Mischung ist, zeigt sich schon daran, dass die meisten Nennungen auf Orte in Nordrhein-Westfalen fielen - von den Externsteinen bei Detmold über das Westfalen-Stadion bis zum Gasometer von Oberhausen. Die Liste umfasst also weit mehr als den zu erwartenden Kanon deutscher Kulturgeschichte und postkartentauglicher Idylle. Den arg karg und knapp geratenen Ortsbeschreibungen hätte ein wenig Poesie gutgetan. Das begeisternde Element der Umfrage ist ihnen völlig abhandengekommen.
Auch die Textlein zu den "333 interessantesten Sehenswürdigkeiten, die Sie gesehen haben sollten", ausgewählt vom Kunth Verlag, kennzeichnet prosaische Eleganz. Das Prinzip des Buchs ist die Verästelung eines Organigramms. Es gibt die vier großen Teile "Naturwunder", "Stadtansichten", "Bedeutende Bauwerke" und "Kultur" mit insgesamt dreiunddreißig kleineren Gruppen, in denen jeweils wiederum zehn Beispiele vorgestellt werden. Dass dies zu Mehrfachnennungen führt, nimmt man hin. So wird Frankfurt ebenso in der Rubrik "Metropolen" wie "Stadtsilhouetten" aufgeführt, was gut ist. Bisweilen aber kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, die Verlegenheit habe bei der Auswahl Regie geführt. Denn dass auch Hamburg, Berlin, Köln und München in den beiden Rubriken auftauchen, ist lächerlich. Und ausgerechnet das provinzielle Nürnberg mit seinem einzigartigen Burgberg nur den Metropolen zuzuordnen reiner Hohn. Vielleicht hat man sich mit der Zahl 333 übernommen.
Edda und Michael Neumann-Adrian glauben, man müsse in Deutschland nur fünfzig "Highlights" gesehen haben. Von Sylt bis zur Halbinsel Höri bewegen sie sich im bizzaren Zickzackkurs von Nord nach Süd durchs Land. Die Auswahl ist so vorsichtig, dass niemand Anstoß nehmen wird. Orientierte man sich an den Fotos, verzichtete man allerdings gern auf die Ausflüge. Jedem Ziel ist ein Hotel zugeordnet. Man könnte meinen, für diese bisweilen sehr, sehr bescheidenen Häuser wurde das Buch gemacht.
Alleen sind immer schön. Die schönsten herauszufinden ist deshalb ein Kinderspiel. Olaf Schulz hat sich auf vierundsechzig Beispiele beschränkt. Wir meinen, das genügt. Denn schon nach den ersten Seiten sieht man vor lauter Bäumen die Alleen nicht mehr. Baumreihe um Baumreihe blättert man sich durch Deutschland. Aber Schulz bleibt begeistert. Und steigert seine Fassungslosigkeit angesichts der vielen Bäume bei Beispiel 44, der dreihundert Meter langen Eichenallee am Gut Holzhausen im Kreis Höxter, in unerwartete Höhen. "Bei den Alleen Deutschlands", schreibt er, "kommt es nicht häufig vor, dass man nicht weiß, mit welchem Superlativ man beginnen soll. Doch hier ist es so." Und bei Beispiel 55 entfährt es ihm gar: "Um es vorwegzunehmen: Keine Allee hat mich in meinem Leben mehr be- und gerührt und einen bleibenderen Eindruck hinterlassen als diese." Uns hat er leider nicht anstecken können mit seiner Freude am Baum. Gäbe es eine Karte in dem Band, vielleicht hätten wir auf der einen oder anderen Tour durch Deutschland einen Abstecher zu einer der Alleen gemacht. Aber "nördlich des Karnelenberges, östlich von Bassenheim" im Kreis Mayen-Koblenz, die "Misch-Allee" zu suchen könnte uns beim besten Willen nicht in den Sinn kommen.
Wo also fahren wir hin in diesem Jahr? Sieben von acht Büchern haben uns an einem langen Neujahrswochenende die Schönheiten der Welt gezeigt, ohne uns dafür begeistern zu können. Am Ende hielten wir geradezu dankbar noch einmal "1000 Places to see before you die" von Patricia Schultz in den Händen. Es ist nach Kontinenten sortiert: vorne Europa, in der Mitte Asien und Afrika, hinten Amerika. Kurzentschlossen schlugen wir es in diesen drei Abschnitten irgendwo auf: St. Ives in Cornwall war der erste Treffer, wunderbar, wenn auch meist überlaufen, und uns nur allzu vertraut. Das "Paro-Festival" in Bhutan der zweite, sensationell, wenn man der Beschreibung trauen darf, aber leider findet es schon im März statt. Roswell war der dritte Treffer, der kleine Ort in Neu-Mexiko, wo am 8. Juli 1947 ein Ufo abgestürzt sein soll. Was Außerirdischen recht ist, kann uns nur billig sein. Dorthin soll die Reise gehen.
FREDDY LANGER.
"1000 Places to see before you die" von Patricia Schultz. Deutsche Ausgabe. Könemann Verlag, Königswinter 2006. 946 Seiten, mehr als siebenhundert Abbildungen, einige Karten. Broschiert, zehn Euro. ISBN 3-8331-2133-5.
"Unforgettable Journeys - Die dreißig schönsten Reisen, die Sie erlebt haben sollten" von Steve Watkins und Clare Jones. Aus der Reihe: BBC Books. Bruckmann Verlag, München 2006. 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 32,90 Euro. ISBN 3-7654-4518-5.
"Die schönsten Routen in Europa - Zwanzig Top-Touren durch fünfzehn Länder". Bruckmann Verlag, München 2006. 168 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert, 19,90 Euro. ISBN 3-7654-4469-3.
"Europa, wo es am schönsten ist" konzipiert von Joachim Hellmuth. Bucher Verlag, München 2006. 456 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. Gebunden, 24,95 Euro. ISBN 3-7658-1541-1.
"Die hundert Lieblingsorte der Deutschen" herausgegeben von Peter Arens und Alexander Hesse. Aus der ZDF-Reihe "Unsere Besten". Karl Baedeker Verlag, Ostfildern 2006. 239 Seiten, zahlreiche Abbildungen, einige Karten. Gebunden, 14,95 Euro. ISBN 978-3-8297-1146-3.
"Träum ich von Deutschland - Die 333 interessantesten Sehenswürdigkeiten, die Sie gesehen haben sollten" von Katja Baldewein und Norbert Lewandowski. Verlag Wolfgang Kunth, München 2006. 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen, einige Karten. Gebunden, 24,90 Euro. ISBN 3-89944-208-3.
"So schön ist Deutschland - Fünfzig Highlights, die Sie gesehen haben sollten" von Edda und Michael Neumann-Adrian (Texte) sowie Thomas Kliem (Fotografien). Bruckmann Verlag, München 2006. 168 Seiten, zahlreiche Abbildungen, einige Karten. Broschiert, 22,95 Euro. ISBN 3-7654-4378-6.
"Die schönsten Alleen in Deutschland - Eine Bildreise von der Ostsee bis zum Alpenvorland" von Olaf Schulz. Verlag blv, München 2006. 160 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 29,90 Euro. ISBN 3-8354-0087-8.
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