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Wie finster war das Mittelalter? Wie entstand das Rittertum? Wie wurde man Kaiser? Wie stellte man sich das Jenseits vor? Was ist der Investiturstreit? Wie alt wurden die Menschen im Mittelalter? Wie kann man die mittelalterliche Musik heute noch aufführen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet die Mediävistin Claudia Märtl kenntnisreich und für jedermann verständlich.
Rezension:
Buttinger, Sabine: Das Mittelalter (= Theiss Wissen Kompakt). Stuttgart:
Theiss Verlag 2006. ISBN 3-806-21967-2; 192 S.; EUR 19,90.
Märtl, Claudia: Die 101 wichtigsten Fragen: Mittelalter. München:
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Produktbeschreibung
Wie finster war das Mittelalter? Wie entstand das Rittertum? Wie wurde man Kaiser? Wie stellte man sich das Jenseits vor? Was ist der Investiturstreit? Wie alt wurden die Menschen im Mittelalter? Wie kann man die mittelalterliche Musik heute noch aufführen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet die Mediävistin Claudia Märtl kenntnisreich und für jedermann verständlich.

Rezension:
Buttinger, Sabine: Das Mittelalter (= Theiss Wissen Kompakt). Stuttgart:
Theiss Verlag 2006. ISBN 3-806-21967-2; 192 S.; EUR 19,90.

Märtl, Claudia: Die 101 wichtigsten Fragen: Mittelalter. München: C.H.
Beck Verlag 2006. ISBN 3-406-54102-X; 159 S.; EUR 9,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Christina Deutsch, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte II, Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail:

Gesamtdarstellungen und Handbücher zur mittelalterlichen Geschichte erfreuen sich seit mehreren Jahren einer publizistischen Beliebtheit [1], die durch das postulierte Interesse einer breiteren Öffentlichkeit an „dem Mittelalter“ getragen wird. Dabei, so betonen die Autoren in der Regel, sei die Vorstellung des Publikums vom Mittelalter jene einer finsteren, wenn auch recht lebensfrohen Epoche, in der nach Ständen geordnete Menschen zwischen Himmel und Hölle, Askese und Sinnenfreuden, Gottesfurcht und Heidenangst schwankten. Dieses antagonistische, populäre Bild des Mittelalters evoziert in seiner Widersprüchlichkeit einerseits das Interesse an dieser Epoche, andererseits bedarf es dringend einer differenzierten Darstellung, die das Bild vom Mittelalter präzisiert, ohne das Interesse der intendierten Leserschaft zu unterminieren. Dass dieses wohlbekannte Phänomen hier Erwähnung findet, ist dem Grundtenor der vorliegenden Bände geschuldet, die beide, wenn auch mit sehr unterschiedlichem didaktischem Konzept, die interessierten Laien über das Mittelalter nicht nur informieren, sondern ihnen ein differenziertes Bild vermitteln wollen und als Ausgangs- und Anknüpfungspunkt explizit auf die Vorstellung vom „finsteren Mittelalter“ rekurrieren.

Sabine Buttinger, deren Publikation in der Reihe ‚WissenKompakt’
erschienen ist, legt ihren Ausführungen nach einer knappen Einleitung („Fremdes, faszinierendes Mittelalter“, S. 7-11) die bewährte Einteilung in einen chronologisch-ereignisgeschichtlichen („Eine dynamische Zeit:
1000 Jahre Mittelalter“, S. 13-69) sowie einen sachthematischen Abschnitt („Ein Panorama des Mittelalters“, S. 71-183) zugrunde.
Angereichert werden die unkompliziert-plakativ betitelten Unterkapitel durch knappe Exkurse zu einzelnen Themen sowie durch eine Vielzahl von Abbildungen; abgeschlossen wird der Band durch Hinweise auf weiterführende Literatur zu den einzelnen Kapiteln (S. 185-188) sowie ein recht kurzes, 30 Begriffe umfassendes Glossar (S. 189-191).

Die vertraute wie übersichtliche Struktur hätte die Möglichkeit geboten, selbst bei einer vereinfachten Darstellung ein detailliertes und auch differenziertes Mittelalterbild zu vermitteln. Beides scheint letztlich nicht recht gelungen zu sein, da die Ausführungen die klischeehaften Vorstellungen vom Mittelalter kaum kritisch aufnehmen, spielerisch zitieren oder verfremden, sondern sie im Gegenteil sowohl inhaltlich als auch in der Wortwahl recht häufig bedienen. Wenn in der Einleitung die Verwendung eines modernen Europabegriffs für das Mittelalter mit der Begründung abgelehnt wird, ein „Empfinden, das über die bloße Sippen- und Stammeszugehörigkeit der Menschen hinausgegangen wäre“, sei „dem mittelalterlichen Menschen [...] fremd“ gewesen und lediglich das Christentum habe es als „geistige Klammer“ zunächst vermocht Langobarden, Franken, Bayern, Alemannen und „erst Jahrhunderte später Deutsche, Franzosen, Engländer oder Spanier zu verknüpfen“ (S. 10), dann wird der diskussionswürdige Europabegriff zugunsten des antiquierten Postulats einer Stammes- und Sippenexistenz des mittelalterlichen Menschen aufgegeben, das mehrere Dekaden mediävistischer Forschung ignoriert. Wenn die Hoffnung geäußert wird, dass für den Leser nach der Lektüre „das Mittelalter [...] nicht mehr nur finster oder romantisch, sondern schlicht eine in ihrer eigentümlichen Fremdheit faszinierende Epoche“ (S. 10) ist, dann werden nur verbale Versatzstücke vertauscht.
Im Grunde erfährt das populäre Mittelalterbild keine Veränderung, Differenzierung oder Ergänzung, es wird vielmehr bestätigt. Das offensichtliche Bemühen, Fremdheit und Faszination bei gleichzeitig vereinfachter sprachlicher Form zu beschwören, führt zu einigen merkwürdigen Formulierungen (u.a. „Die Franken: Lotsen ins Mittelalter“, S. 19), während beim Rückgriff auf bekannte Termini deren Urheber nicht einmal erwähnt werden; so wird zwar explizit auf den „Herbst des Mittelalters“ verwiesen (z.B. S. 68), doch findet sich nicht der kleinste Hinweis auf das Werk von Johan Huizinga, das noch nicht einmal Aufnahme in die Literaturhinweise fand.

Die Nachweise der Ungenauigkeiten, welche schwerlich mit dem Wunsch nach einer einfachen Darstellungsweise zu rechtfertigen sind, ließen sich – vor allem auch im Glossar – vermehren. Dies ist umso bedauerlicher, da die fehlende Präzision Missverständnisse geradezu fördert. Insgesamt bleibt der Eindruck, dass auf gängige Konzepte der Wissensvermittlung zurückgegriffen wurde, ohne diese mit neuen Impulsen zu beleben. Die Ausführungen erscheinen im Gegenteil grob vereinfachend, wodurch die Lektüre offenbar erleichtert werden sollte, doch dürfte sich auch ein interessierter Laie, dem inzwischen ein breites Spektrum an neuerer und vergleichsweise günstiger Literatur zur Verfügung steht, etwas unterfordert fühlen.

Die „101 wichtigsten Fragen“, die von Claudia Märtl und Studenten der Ludwig-Maximilians Universität München in einem handlichen Büchlein zusammengetragen worden sind, nähern sich dem „finsteren Mittelalter“ mithilfe eines anderen, dem auch im Mittelalter geläufigen Konzept des Frage-und-Antwort-Spiels. Die Fragen sind zehn Kategorien, die sich jeweils einer größeren thematischen Zusammenhang widmen, zugeordnet:
„Begriff und Bild des Mittelalters“, „Gesellschaft und Recht“, „politische Ordnungsformen“, „Glaube, Religion, Kirche“, „Ereignisgeschichte“, „Wirtschaft, Landwirtschaft, Technik“, „Lebenswelt und Lebensräume“, „Wissen und Wissensvermittlung“, „Kunst und Literatur“ sowie „Überlieferung und Kontinuitäten“. Lediglich die erste und letzte Kategorie beschränken sich auf zwei Fragen, die anderen Abteilungen umfassen je zehn bis 15. Abgeschlossen wird der Band durch eine siebenseitige Zeittafel, einige Literaturhinweise sowie ein Personen- und Ortsregister.

Die ersten beiden Fragen, die Begriff und Bild des Mittelalters betreffen, können getrost als Klassiker bezeichnet werden: „Wie lange dauerte das Mittelalter?“ (S. 11) und „Wie finster war das Mittelalter?“ (S. 12). Die Antworten, die im übrigen immer knapp eine Druckseite umfassen, sind ebenso klassisch: Bei der ersten Frage werden die gängigen Daten der Epochenzäsuren um 500 und 1500 genannt, wobei die Betonung von Kontinuität bzw. ungleichzeitiger Entwicklung ebenso betont wird wie unterschiedliche Periodisierung in den europäischen Nationalgeschichtsschreibungen; die zweite Frage wird mit den bekannt vielfältigen negativen Einschätzungen der Nachgeborenen beantwortet, wobei die Finsternis im Mittelalter am Ende durch den Hinweis auf finstere Zeiten in allen Epochen relativiert wird. Bemerkenswert ist das Bemühen, die kursierenden Aussagen über das Mittelalter zu relativieren, Epochengrenzen zu erläutern und die Zeitgebundenheit der jeweiligen Vorstellungen zu betonen, ohne auf den Nutzen z.B. der Epocheneinteilung einzugehen. Wozu dient die Einteilung der Geschichte in Epochen und welchen Erkenntnisgewinn verspricht sich die historische Forschung überhaupt davon, wenn weitgehend etablierte Epochengrenzen – etwa die zwischen Antike und Mittelalter (zwischen 380 und 529) – diskutiert werden? Die Zahl der Fragen ließe sich leicht vermehren und dies dürfte der didaktischen Absicht der Publikation entsprechen, den Leser zu ermutigen, selbst zu Fragen und auch einfache Fragen zu formulieren, die gleichwohl mit Hilfe weiterer Literatur differenziert beantwortet werden können und müssen.

Freilich müssen sich die dargebotenen Fragen und Antworten nicht mit den eigenen Interessen und Erwartungen decken, und auch die An- und Zuordnung der Fragen orientiert sich an den vermuteten Vorstellungen des Lesers. So beginnt die Kategorie „Gesellschaft und Recht“ mit der Frage „Welche Rechte hatten Frauen?“ (S. 13), während sich die Entstehung des Rittertums (S. 19) auf Rang acht wiederfindet und der ganze Komplex mit der Frage „Wer entschied, was recht/Recht war?“ (S. 26) abgeschlossen wird. Die Antworten müssen sich aufgrund des knappen Raumes auf wesentliche Aspekte konzentrieren, doch erscheint diese Konzentration angesichts der umfassenden Fragen zum Teil einseitig; so etwa, wenn bei der Frage nach „Frauenrechten“ einzig der Rechtsstatus der weltlichen Frau, Ehefrau und Mutter genannt wird, der geistliche Bereich (Nonne,
Äbtissin) jedoch keine Erwähnung findet. Diese Einschränkungen gelten vor allem für Fragen, die für die gesamte Epoche Relevanz besitzen. Hier macht sich die Konzeption der Publikation bemerkbar, die, an Sachthemen orientiert, zum einen keine chronologische Ordnung bietet und zum anderen innerhalb einer Kategorie allgemeine Fragen mit Fragen nach zeitlich begrenzten Phänomenen mischt. Dies hat zur Folge, dass einige Antworten die Zeit vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit umfassen, während sich andere auf durch Jahreszahlen konkret begrenzte Zeiträume konzentrieren können. Diese Divergenz ist durchaus ambivalent, da sie bei einer Gesamtlektüre eine gewisse Abwechslung bietet, beim Nachschlagen einzelner Aspekte jedoch nicht immer ganz befriedigende Antworten hervorbringt. Immerhin können die übergreifenden Zusammenhänge durch die vergleichsweise umfassende wie detaillierte Zeittafel ohne Mühe hergestellt werden.

Insgesamt erweist sich dieser kleine, erschwingliche Band als anregende Lektüre, die zu weiteren Fragen animiert. Dass das Fragen eine größere Kunst ist als das vermeintlich richtige Antworten, ließe sich trefflich diskutieren; ob die Fragen die wichtigsten und richtigsten sind, die an das Mittelalter gestellt werden können oder müssen, lässt sich kaum kategorisch beantworten.

Das „finstere Mittelalter“ ist in beiden Publikationen als Frage, Antwort, Bild, Faktum, Vorstellung, Folie, Bezugspunkt und Epoche weiterhin präsent. Wie finster es denn nun gewesen ist, bleibt am Ende der Einschätzung und Rezeptionsfähigkeit des geneigten Lesers überlassen; immerhin vermag beharrliches Fragen mitunter etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Anmerkung:
[1] Hier sei nur eine Auswahl aus einer Vielzahl von Titeln genannt:
Fuhrmann, Horst, Einladung in Mittelalter, 3. Aufl. München 2004; Scheibelreiter, Georg (Hg.), Höhepunkte des Mittelalters, Darmstadt 2004; Jankrift, Kay Peter, Das Mittelalter. Ein Jahrtausend in 12 Kapiteln, Ostfildern 2004; Knefelkamp, Ulrich, Das Mittelalter.
Geschichte im Überblick, Paderborn 2002.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Harald Müller

URL zur Zitation dieses Beitrages
Autorenporträt
Claudia Märtl lehrt als Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2006

101 Fragen und Antworten

Nick Hornby, Günter Jauch, Jörg Pilawa und die "Bunte" haben die Geschichtswissenschaft erreicht: Die ganze Vergangenheit ein großes Quiz, und wir sind alle nur die Kandidaten. Herbeigesehnt werden Ordnung und Übersicht und eindeutige Maßstäbe. Von der staatlichen Bürokratie über die Wissenschaft, dem Geschwätz der Unternehmensberater, Betriebswirte und Controller bis zu "Deutschland sucht den Superstar" ist die Gegenwart beherrscht, ja besessen von Punktvergabe und von der Hierarchie der Liste. Zentralabitur für alle. Und nun also die "101 wichtigsten Fragen" im Beck Verlag. Die 101 wichtigsten Fragen zu Moderner Kunst, zu Christentum, Antike und was sonst noch kommen mag. Einhundert und eine Frage. Traumwandeln auf dem First des Wissens. Tausendundeine Nacht. Märchenhaft. Manchmal auch zauberhaft. Stefan Rebenich zum Beispiel, der Autor der 101 Fragen zur Antike, versichert seine Leser im ersten Satz der allen Bänden je vorangestellten "Gebrauchsanweisung", daß die 101 wichtigsten Fragen nur mit einem "Augenzwinkern" zu schreiben gewesen - und wohl auch zu lesen seien (Stefan Rebenich: "Die 101 wichtigsten Fragen: Antike". Verlag C. H. Beck, München 2006. 106 S., 12 Abb., 2 Karten, br., 9,90 [Euro]). Das macht nun wirklich neugierig, denn das Augenzwinkern kann doch nichts anderes heißen, als daß in der Kulisse von 101 Fragen und Antworten wohl noch eine andere Welt verborgen sein mag. Claudia Märtl, Professorin für Mittelalterliche Geschichte in München, ging ihre 101 wichtigsten Fragen zum Mittelalter mit sympathischem pädagogischen Eifer an und bezog ihre Studenten ein (Claudia Märtl: "Die 101 wichtigsten Fragen: Mittelalter". Verlag C. H. Beck, München 2006. 160 S., 20 Abb., br., 9,90 [Euro]).

Der in Hamburg lehrende Theologe Johann Hinrich Claussen stellt erst einmal fest, daß das Christentum den Westeuropäern zum Rätsel geworden sei (Johann Hinrich Claussen: "Die 101 wichtigsten Fragen: Christentum". Verlag C. H. Beck, München 2006. 151 S., zahlr. Vignetten, br., 9,90 [Euro]). Die 101 Antworten können es, so Claussen, nicht vollständig lösen, aber das Christentum sei auch ein inneres Leben, und davon handele dies Buch, indem es neben den Fragen des rein positiven Wissens Gesänge und Gebete vorstelle.

Seine erste Frage hat er dem Gedicht "Tagesordnung" von Hans Magnus Enzensberger entlehnt: "Warum läßt Gott die Menschen niemals in Ruhe, umgekehrt auch nicht?" Dieser Stoßseufzer ist auch keine schlechte Frage. Die Antwort: Die "Gottesfrage steht plötzlich wieder im Raum", ja - weiß Gott. Dann folgen historische Fragen, die zu beantworten sehr nötig sind wie "Was sind die Evangelien" oder "Warum ist der Papst nicht nur Oberhaupt einer Kirche, sondern auch eines Staates?" Bei anderen Fragen ergreift den Leser dagegen schon ein gewisser Schwindel, wie etwa die nach dem richtigen Sterben und dem Glück und dem Glauben. Auf die Frage: "Müssen Christen Mission betreiben?" erfolgt keine normative, sondern eine historische Antwort. Wie immer bei allem gelisteten Wissen sind die nicht gestellten Fragen nicht mindestens so interessant wie die gegebenen Antworten.

Von wann und bis wann das Mittelalter gedauert habe, lautet die erste Frage des Mittelalter-Buches. Von 500 bis 1500 etwa, lautet die brave Antwort, von der Schließung der philosophischen Akademie in Athen und der Gründung des Klosters Montecasino bis zu Kolumbus und dem Beginn der Reformation. Richtig. Setzen. Immerhin erfährt man noch, daß das Mittelalter in Rußland länger, in Italien aber kürzer währte. Kein Wort über den Begriff der historischen Zeit und darüber, wie Periodisierungen Abgrenzung und Selbstverständnis schaffen. Das wird dann unter der zweiten Frage gestreift "Wie finster war das Mittelalter?" Besser aber, man nimmt diese Frage gleich wörtlich und schaut bei Frage 71 nach: "Wie sorgte man für Wärme und Licht?" Da erfährt man, daß die ältesten Kachelöfen aus dem elften Jahrhundert stammen.

Es gibt gewitzte Fragen, wie die, was noch besser war, als auf den Kreuzzug ins Heilige Land zu gehen? Die Antwort lautet nicht: Zu Hause bleiben, sondern natürlich - Ritter und Mönch werden, womit dann der Templerorden ins Spiel kommt. Es fehlt nicht an einem Schuß Heiterkeit - "Wie ging Rechnen ohne Taschenrechner?" -, dafür aber sind Liebe, Sexualität und Körperlichkeit finster unterbelichtet, obwohl es doch so finster nicht aussah. Da kann man in den Band über die Antike ausweichen, in dem Fragen zu Männern und Frauen und zur Homosexualität beantwortet werden. Bei den 101 Fragen über das Christentum ist die Liebe überhaupt das Schlüsselwort und Erkennungszeichen eines Christen.

Am Ende jedes Bandes steht die Frage nach dem, was bleibt, also nach den historisch bleibenden Wirkungen - da glänzen die Autoren mit Witz im Allgemeinen und wirklich wenig Bekanntem im Detail. Stefan Rebenich verweist auf Ovid und seine Metamorphosen als erstes "Who's who" und großen Inspirator aller Künste. Sozusagen der Urvater aller elaborierten Listen. Claudia Märtl verweist beim Fazit des Mittelalters nicht nur auf die Kathedrale, sondern auch auf die - Schubkarre. Und auf Kleider, die auf den Leib geschnitten sind. Man nehme sie, wie man will: Die "101 wichtigsten Fragen" sind unserer Zeit auch wie auf den Leib geschnitten und ihr Prinzip womöglich das, was von ihr bleibt. Noch Fragen?

MICHAEL JEISMANN

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Michael Jeismann konstatiert für die heutige Zeit eine seltsame Sucht nach Listenhierarchie und "Punktevergabe" und ordnet die Reihe "Die 101 wichtigsten Fragen" eindeutig in diese Zeiterscheinung ein. Zumindest der Autor der "101 wichtigsten Fragen: Antike", Stefan Rebenich, deutet in seinem Vorwort ein "Augenzwinkern" an, mit dem dieses Vorhaben beim Autor und wünschenswerter Weise auch bei den Lesern zu begegnen ist, bemerkt der Rezensent anerkennend. Claudia Märtl, die Autorin des Bandes zum Mittelalter dagegen, wartet mit "sympathischem pädagogischen Eifer" auf, der für den Geschmack des Rezensenten manche Fragen, wie etwa der nach der Dauer des Mittelalters, allerdings allzu "brav" beantwortet. Der Band, in dem Johann Hinrich Claussen die "101 wichtigsten Fragen" zum Christentum beantwortet, mischt wichtige historische Fragen mit Fragen, die schon mal einen "gewissen Schwindel" auslösen können, wie die nach dem "richtigen Sterben" beispielsweise oder nach dem "Glück", stellt Jeismann fest. Bei allen grundsätzlichen Vorbehalten gegen die Reihe hat der Rezensent durchaus "gewitzte Fragen" gefunden und er lobt, dass die Autoren mitunter mit "Witz im Allgemeinen und wirklich wenig Bekanntem im Detail glänzen".

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