Produktdetails
  • Verlag: Ueberreuter
  • ISBN-13: 9783706404129
  • ISBN-10: 3706404125
  • Artikelnr.: 24041479
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.09.2009

Leben eines Bankers und Wohltäters
Im September 1992 knackte ein einzelner Mann die Bank von England. Was sich wie die Geschichte eines weiteren Spekulanten anhören würde, war vor 17 Jahren unvorstellbar. George Soros war dies gelungen, und die Tat sollte nicht den Auftakt zu einem Gefängnisaufenthalt bilden – wie für viele namhafte Spekulanten heutiger Tage. Es war vielmehr ein Mosaikstein einer erfolgreichen Karriere als Börsenspekulant, ebenso erfolgreich wie umstritten. Skepsis mischte sich mit Vorwürfen, und häufig trug Soros dazu bei, dass sich die Skepsis vergrößerte, weil er mit seinen Aktionen oft sehr geheimnisvoll tat.
Robert Slater, langjähriger Autor des Time Magazine, hat eine ausführliche Biographie über Soros verfasst, und obgleich es sich um keine autorisierte Beschreibung handelt, spricht Slater den „König der Hedge-Fonds”, wie er ihn nennt, von Vorwürfen frei. Er zeichnet den Weg des „größten Investors der Welt”, angefangen von der Geburt in Budapest am 12. August 1930 bis zu seinen philosophischen Betrachtungen im bald beginnenden 80. Lebensjahr.
Die ersten Jahre muss man auch kennen, wenn man Glück und Geschick von George Soros verstehen will. Vater Tivadar Soros war das unwidersprochene Vorbild des Sohnes, und der Vater brachte dem Sohn vor allem eines bei: wie man in turbulenten Zeit überleben kann. Das dürfte George sein ganzes Leben umgesetzt haben, sei es in den Schlupfwinkeln von Budapest 1944, sei es im Börsenkrach 1987.
Soros glaubte an seine Ideen. Als er vom Erfolg eines neuen Hedgefonds überzeugt war, gab er 1969 sein eigenes Geld als Startkapital. Diese 250 000 Dollar sollten der Ursprung seines Vermögens werden. Ob er an D-Mark oder Yen, an Pfund oder Dollar verdiente: Soros blieb der schillerndste unter den Finanzexperten. Slater schlägt die Brücke zum Philosophen und Philanthropen George Soros. Er glaubt an Karl Poppers Ideen von der offenen Gesellschaft und ihren Feinden, er las Hofstadters „Gödel, Escher, Bach”. Soros lebte stets kritisch gegenüber sich selbst und befürchtete, dass der Reichtum ihn korrumpieren würde. So engagierte er sich für die Gesellschaft, und das weltweit. In Südafrika begann dieser Einsatz, ein Projekt in China kam hinzu, schließlich Stiftungen in Ungarn und Rumänien, den baltischen Staaten und bald in ganz Osteuropa.
Auch an seine Ideen von einer guten, offenen Gesellschaft glaubte Soros. Heute zählt er zu den größten Wohltätern, die es jemals auf der Welt gegeben hat. Geschätzte fünf Milliarden Dollar hat er durch seine Stiftungen inzwischen gespendet. Schließlich wird er Politiker. Zu viel Magengrimmen verursachte ihm die Politik von George Bush junior, als dass er hätte schweigen können. 2003 wendet er sich mit dem Pamphlet „Die Vorherrschaft der USA – eine Seifenblase” gegen die „gestörte Realitätswahrnehmung” der US-Regierung. Um ein kleines Gegengewicht zu schaffen, unterstützt er das Centre for American Progress, eine liberale Ideenschmiede um Bill Clinton.
In Soros’ Heimat Ungarn macht man heute wieder Jagd auf Roma, Juden und Schwule. Trotz seines unermüdlichen Einsatzes für die offene Gesellschaft nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist Mittel- und Osteuropa wieder zurückgefallen, und man muss die Frage nach dem Scheitern von George Soros stellen dürfen. Diese Überlegung fehlt in dem so aktuellen Buch, doch viel mehr fehlt auch nicht. Gegen den Inhalt lassen sich fast keine Einwände erheben. Umso bedauerlicher ist es, dass die Übersetzung an vielen Stellen so holprig ist. Robert Slater schreibt im Original deutlich besser. Ulrich Brömmling
Wirtschaftsbücher
Robert Slater: George Soros. Sein Leben. Seine Ideen. Sein
Einfluss auf die
globale Wirtschaft.
Finanzbuch Verlag, München 2009.
351 Seiten, 29,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2009

Der verhinderte Philosoph

Im Jahr 1992 sprach der amerikanische Hedge-Fonds-Manager George Soros mit dem damaligen Bundesbank-Präsidenten Helmut Schlesinger. Die europäischen Währungen waren im Ungleichgewicht, zum Beispiel das britische Pfund. Schlesinger zeigte keine Absicht, anderen Ländern zur Seite zu springen. Soros nahm Milliardenkredite auf und spekulierte gegen das britische Pfund. Am Ende musste Großbritannien das Europäische Währungssystem verlassen, George Soros hatte zwei Milliarden Dollar verdient - und war fortan der bekannteste Hedge-Fonds-Manager der Welt.

So erzählt es der "Time Magazine"-Journalist Robert Slater in seiner neuen Soros-Biographie, die am Ende der Woche in den Buchläden ankommen wird. Er sprach nicht nur mit George Soros, Soros gab auch seinen Mitarbeitern die Erlaubnis, Slaters Fragen zu beantworten. Herausgekommen ist ein Buch, das Soros nahekommt, aber nur seine Perspektive einnimmt.

Über die Kritik, die Soros' Spekulationen hervorgerufen haben, erfahren die Leser wenig. Umso mehr darüber, wie Soros sein Geld verdient: Er geht stur seinen eigenen Weg und setzt immer voll auf seine Ideen. Seine wichtigste ist die "Reflexivität": Soros betont, dass in der Welt oft die Handlungen der Menschen auf die Welt zurückwirken - wie an den Finanzmärkten. Slater erzählt, dass Soros gerne Philosoph geworden wäre. Dafür sei er nicht gut genug gewesen. Einer der reichsten Menschen der Welt wurde Soros trotzdem.

bern.

Robert Slater. "George Soros". Finanzbuch Verlag, 29,90 Euro. Erscheint in der kommenden Woche.

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