Niemand ist so mutig und stark wie Pozzo, Azzo, Tiramisu und der kleine Champignon! Darum verleiht ihnen König Loisel das goldene "L" und ernennt sie zu seinen MuskeLtieren. Die Freunde erhalten einen sehr wichtigen Auftrag: Sie sollen Prinzessin Rosabella zum König bringen, damit die beiden heiraten können. Doch der hinterhältige Kardinal Rischelraschel schmiedet ein geheimes Komplott. Und das ist nicht die einzige Gefahr, die unterwegs auf die dreieinhalb MuskeLtiere wartet ...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.11.2017König Loisel auf dem Weg zum Mond
Drei heldenhafte Musketiere retten den französischen König, diesmal in der Nachfolge von Münchhausen
Pardauz! Ist das ein Traum? Ich sitze in einem zwielichtigen Wirtshaus in einem tiefen, dunklen Wald im noch tieferen und dunkleren 18. Jahrhundert, mitten in Frankreich. Auf dem zerkratzten Eichentisch vor mir liegt ein Holzteller mit geschnittener Blutwurst, daneben steht ein Humpen voll mit frischem Quellwasser, und da drüben in der Ecke glaube ich Ludwig von Otting alias Leuw von Katzenstein in einem zerschlissenen Sessel sitzen zu sehen. Es könnte aber auch Baron Münchhausen sein. So gewiss ist das nicht. Der Mann erzählt der aufmerksam lauschenden Kneipengesellschaft die Geschichte von vier, nein dreieinhalb Musketieren des französischen Königs Loisel. Ja, richtig: „dreieinhalb“, weil der Jüngste und Kleinste sich sozusagen noch in Ausbildung befindet.
Das sind die ersten Fantasien, die bei der Lektüre von Leuw von Katzensteins Nonsense-Erzählung „Die 3 1/2 Musketiere mit dem goldenen L“ erblühen. Wer haarsträubende Lügengeschichten mag und sich auf diesen „Roman aus bewegten Zeiten“ einlässt, wird erst nach 248 Seiten aus der Geschichte schreiten, oder, besser gesagt: aus der Kathedrale von Notterdam zu Paris, in der eine aufgeregte feudale Hochzeitsgesellschaft sehnlichst auf die Ankunft der Braut und zukünftigen Königin von Frankreich wartet. Wenn allerdings das falsche Spiel des hinterlistigen Kardinals Rischelraschel aufgeht, dann wird der gutgläubige Loisel niemals seine Prinzessin Rosabella von Spanien ehelichen. Der König hat übrigens den Beinamen „der Beknackte“, weil es in seinem Kopf immer knackt, wenn Exzellenz zu denken beginnt – eine sehr sympathische Eigenschaft, die Ignoranten leider nicht zu würdigen wissen.
Damit die Schergen des Kardinals Rosabellas Kutsche auf dem Weg nach Paris nicht aus der Bahn werfen, eskortieren vier MuskeLtiere das Gefährt. Das „L“ in ihrem Titel tragen sie aus Ehrerbietung für ihren König. Ergänzt wird die Truppe noch von einem, natürlich flachsblonden Wirtstöchterchen, das das Leben im Wald satt hat und von einem Skelett, das das Leben als Knochengerippe ziemlich öde findet. Und dann geht sie los, die wilde, verwegene Jagd, auf dass einem die Haare zu Berge stehen und sich die Fußnägel krümmen.
Leuw von Katzenstein spielt mit seiner überbordenden Fantasie. Es macht ihm sichtlich Spaß, sich von ihr überraschen zu lassen, wenn er die Kutsche über die nächste Waldlichtung lenkt. Dabei wird das Blaue vom Himmel gelogen oder das Gelbe vom Mond (den Loisel weiß anstreichen will). Ganz nebenbei landen die Ränkespiele im vorrevolutionären Frankreich im Erzähltopf und alles, was dem Autor während der rasanten Kutschfahrt durch den Kopf blitzt.
Selbst der Lügenbaron würde sich unruhig im Grabe wälzen, erführe er von Katzensteins Machenschaften. Da geistern Hexen, Monster, verzauberte Prinzen, ein uralter Druide, oberbayerisch parlierende Riesenratzen und allerlei Kroppzeugs durch die Handlung und lassen Skelett Reginald beteuern, was man auch dem Erzähler unterstellen könnte: „Sogar die Werwölfe dieser Region tun nix, die wollen nur spielen.“ Das könnte man auch dem Erzähler unterstellen, Leuw von Katzenstein will nur spielen. Wer sich auf dieses Spiel einlässt, wird seine Freude daran haben. Die Anderen sollten diesen tiefen, dunklen Wald eher weiträumig umfahren. Nur eine Sache irritiert an dem Buch aus dem jungen WOOW-Verlag: Zwar illustrieren viele fantastische Farbbilder von Tim König die Handlung, der Künstler selbst jedoch wird nur im Kleingedruckten des Impressums erwähnt. Das hätte nicht sein dürfen. (ab 10 Jahre)
SIGGI SEUSS
Leuw von Katzenstein: Die 3 1/2 Musketiere mit dem goldenen L oder König Loisels Fahrten zum Mond. WOOW Books, Atrium Verlag, Zürich 2017. 248 Seiten, 20,60 Euro.
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Drei heldenhafte Musketiere retten den französischen König, diesmal in der Nachfolge von Münchhausen
Pardauz! Ist das ein Traum? Ich sitze in einem zwielichtigen Wirtshaus in einem tiefen, dunklen Wald im noch tieferen und dunkleren 18. Jahrhundert, mitten in Frankreich. Auf dem zerkratzten Eichentisch vor mir liegt ein Holzteller mit geschnittener Blutwurst, daneben steht ein Humpen voll mit frischem Quellwasser, und da drüben in der Ecke glaube ich Ludwig von Otting alias Leuw von Katzenstein in einem zerschlissenen Sessel sitzen zu sehen. Es könnte aber auch Baron Münchhausen sein. So gewiss ist das nicht. Der Mann erzählt der aufmerksam lauschenden Kneipengesellschaft die Geschichte von vier, nein dreieinhalb Musketieren des französischen Königs Loisel. Ja, richtig: „dreieinhalb“, weil der Jüngste und Kleinste sich sozusagen noch in Ausbildung befindet.
Das sind die ersten Fantasien, die bei der Lektüre von Leuw von Katzensteins Nonsense-Erzählung „Die 3 1/2 Musketiere mit dem goldenen L“ erblühen. Wer haarsträubende Lügengeschichten mag und sich auf diesen „Roman aus bewegten Zeiten“ einlässt, wird erst nach 248 Seiten aus der Geschichte schreiten, oder, besser gesagt: aus der Kathedrale von Notterdam zu Paris, in der eine aufgeregte feudale Hochzeitsgesellschaft sehnlichst auf die Ankunft der Braut und zukünftigen Königin von Frankreich wartet. Wenn allerdings das falsche Spiel des hinterlistigen Kardinals Rischelraschel aufgeht, dann wird der gutgläubige Loisel niemals seine Prinzessin Rosabella von Spanien ehelichen. Der König hat übrigens den Beinamen „der Beknackte“, weil es in seinem Kopf immer knackt, wenn Exzellenz zu denken beginnt – eine sehr sympathische Eigenschaft, die Ignoranten leider nicht zu würdigen wissen.
Damit die Schergen des Kardinals Rosabellas Kutsche auf dem Weg nach Paris nicht aus der Bahn werfen, eskortieren vier MuskeLtiere das Gefährt. Das „L“ in ihrem Titel tragen sie aus Ehrerbietung für ihren König. Ergänzt wird die Truppe noch von einem, natürlich flachsblonden Wirtstöchterchen, das das Leben im Wald satt hat und von einem Skelett, das das Leben als Knochengerippe ziemlich öde findet. Und dann geht sie los, die wilde, verwegene Jagd, auf dass einem die Haare zu Berge stehen und sich die Fußnägel krümmen.
Leuw von Katzenstein spielt mit seiner überbordenden Fantasie. Es macht ihm sichtlich Spaß, sich von ihr überraschen zu lassen, wenn er die Kutsche über die nächste Waldlichtung lenkt. Dabei wird das Blaue vom Himmel gelogen oder das Gelbe vom Mond (den Loisel weiß anstreichen will). Ganz nebenbei landen die Ränkespiele im vorrevolutionären Frankreich im Erzähltopf und alles, was dem Autor während der rasanten Kutschfahrt durch den Kopf blitzt.
Selbst der Lügenbaron würde sich unruhig im Grabe wälzen, erführe er von Katzensteins Machenschaften. Da geistern Hexen, Monster, verzauberte Prinzen, ein uralter Druide, oberbayerisch parlierende Riesenratzen und allerlei Kroppzeugs durch die Handlung und lassen Skelett Reginald beteuern, was man auch dem Erzähler unterstellen könnte: „Sogar die Werwölfe dieser Region tun nix, die wollen nur spielen.“ Das könnte man auch dem Erzähler unterstellen, Leuw von Katzenstein will nur spielen. Wer sich auf dieses Spiel einlässt, wird seine Freude daran haben. Die Anderen sollten diesen tiefen, dunklen Wald eher weiträumig umfahren. Nur eine Sache irritiert an dem Buch aus dem jungen WOOW-Verlag: Zwar illustrieren viele fantastische Farbbilder von Tim König die Handlung, der Künstler selbst jedoch wird nur im Kleingedruckten des Impressums erwähnt. Das hätte nicht sein dürfen. (ab 10 Jahre)
SIGGI SEUSS
Leuw von Katzenstein: Die 3 1/2 Musketiere mit dem goldenen L oder König Loisels Fahrten zum Mond. WOOW Books, Atrium Verlag, Zürich 2017. 248 Seiten, 20,60 Euro.
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