Kürzlich habe ich zur Reisevorbereitung den Band „Peloponnes“, ebenfalls von Patrick Schollmeyer, durchgearbeitet und hatte ein paar Kritikpunkte angebracht. Die sind im Band „Mittel- und Nordgriechenland“ interessanterweise zum großen Teil nicht vorhanden und das, obwohl beide Bände parallel
herausgegeben wurden. So ist das Kartenmaterial diesmal deutlich durchdachter. So gibt es z. B. eine…mehrKürzlich habe ich zur Reisevorbereitung den Band „Peloponnes“, ebenfalls von Patrick Schollmeyer, durchgearbeitet und hatte ein paar Kritikpunkte angebracht. Die sind im Band „Mittel- und Nordgriechenland“ interessanterweise zum großen Teil nicht vorhanden und das, obwohl beide Bände parallel herausgegeben wurden. So ist das Kartenmaterial diesmal deutlich durchdachter. So gibt es z. B. eine sinnvolle Übersichtskarte mit allen vorgestellten Stätten. Natürlich sind Best-of-Auswahlen bis zu einem gewissen Grad immer subjektiv, aber Patrick Schollmeyers Wahl ist überzeugend. Sie bildet die griechische Antike von der Bronzezeit bis ins Römische Reich ab (eine Ausnahme erwähne ich unten) und verbindet touristisches Interesse mit historischer Bedeutung.
Ein ständiger Begleiter ist, wie schon im Peleponnes-Band, der (griechisch-)römische Reiseschriftsteller Pausanias, der im 2. Jahrhundert Griechenland bereiste und seine eigenständigen Beobachtungen festhielt. Viele Ruinen könnten wir heute ohne seine, teilweise sehr detaillierten Informationen nicht mehr zuordnen und Patrick Schollmeyer vermerkt die Pausanias-Referenzen bei jeder sinnvollen Gelegenheit.
Die einzelnen Kapitel enthalten summarisch den aktuellen Stand der archäologischen Forschung, auch mit Hinweis auf bestehende Kontroversen. Es sind keine fachwissenschaftlichen Artikel, allerdings werden die Fachbegriffe für antike Architekturelemente und Baukörper regelmäßig verwendet. Die Abbildungen zeigen meistens Übersichtsaufnahmen der Ruinenstätte bzw. der Landschaft, manchmal auch Exponate aus den angegliederten Museen. Im Zusammenspiel mit den Texten bekommt man einen recht guten Eindruck von dem, was einen vor Ort erwartet.
Der Band versteht sich nicht als klassischer Reiseführer, d. h. man erfährt keine Adressen, Telefonnummern oder Öffnungszeiten, dafür hat das Buch auch kein Verfallsdatum und bleibt daher länger aktuell. Als Archäologieführer beschränkt es sich selbstredend auf die Antike, mit einer Ausnahme, nämlich dem byzanthinischen Osios Loukas, das ausführlich betrachtet wird. In der Regel werden spätere Befunde nur am Rande erwähnt und insbesondere die Neustädte bleiben unberücksichtigt. Darin unterscheidet sich das Buch z. B. von einem Baedecker, der jedoch fachlich bei weitem nicht so in die Tiefe geht. Patrick Schollmeyer stellt die historischen Zusammenhänge dar, die sich aus der antiken Quellenlage ableiten lassen. Das ist natürlich mit gewissen Unsicherheiten behaftet, die der Autor aber deutlich herausarbeitet.
Es gibt weiterhin keine regionalen Ausschnittskarten, wenn man von den gelegentlichen Übersichtsplänen der Stätten selbst absieht, die allerdings meist sehr klein geraten sind. Das war in anderen Bänden der Reihe etwas besser gelöst. Dieser Archäologieführer eignet sich aus meiner Sicht besser für die eigene Reiseplanung als der Peloponnes-Band, aber ein bisschen Nachrecherche ist auch hier nötig.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)