Christoph Martin Wieland (1733-1813) war ein deutscher Dichter, Übersetzer und Herausgeber zur Zeit der Aufklärung. Um 1761 wurde der Roman Agathon begonnen, der ein großer Erfolg wurde. Es folgte 1764 Don Silvio von Rosalva, oder der Sieg der Natur über die Schwärmerey. In beiden Werken lassen sich zahlreiche Einflüsse von Miguel de Cervantes, Laurence Sterne und Henry Fielding nachweisen. Aus dem Buch: "In einem alten baufälligen Schloß der spanischen Provinz Valencia lebte vor einigen Jahren ein Frauenzimmer von Stande, die zu der jenigen Zeit, da sie in der folgenden Geschichte ihre Rolle spielte, bereits sechzig Jahre unter dem Namen Donna Mencia von Rosalva sehr wenig Aufsehens in der Welt gemacht hatte. Diese Dame hatte die Hofnung, sich durch ihre persönliche Annehmlichkeiten zu unterscheiden, schon seit dem Succeßions-Krieg aufgegeben, in dessen Zeiten sie zwar jung und nicht ungeneigt gewesen war, einen würdigen Liebhaber glücklich zu machen, aber immer so empfindliche Kränkungen von der Kaltsinnigkeit der Mannspersonen erfahren hatte, daß sie mehr als einmal in Versuchung gerathen war, in der Abgeschiedenheit einer Kloster-Celle ein Herz, dessen die Welt sich so unwürdig bezeugte, dem Himmel aufzuopfern. Allein, ihre Klugheit ließ sie jedesmal bemerken, daß dieses Mittel, wie alle diejenigen, so der Unmuth einzugeben pflegt, ihre Absicht nur sehr unvollkommen erreichen, und in der That die Undankbarkeit der Welt nur an ihr selbst bestrafen würde..."