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Was ist das Muttersein unserer Gesellschaft wert?
Eine Schwangerschaftsvorsorge, die in Entmündigung gipfelt. Geburten, bei denen es vor allem um eines geht: (Kosten-)Effizienz. Ein Wochenbett, das seinen Namen nicht mehr verdient. Stillen nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und keinesfalls zu lange. Väter, die versuchen, die bessere Mutter zu sein. Eine Politik, die alles dafür tut, Kinder so schnell wie möglich in die Krippe zu stecken. Die Verunsicherung von Müttern als Geschäftsmodell. Wertschätzung? Unterstützung? Fehlanzeige.
Wer sich heute als Frau für ein Kind entscheidet,
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Produktbeschreibung
Was ist das Muttersein unserer Gesellschaft wert?

Eine Schwangerschaftsvorsorge, die in Entmündigung gipfelt. Geburten, bei denen es vor allem um eines geht: (Kosten-)Effizienz. Ein Wochenbett, das seinen Namen nicht mehr verdient. Stillen nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und keinesfalls zu lange. Väter, die versuchen, die bessere Mutter zu sein. Eine Politik, die alles dafür tut, Kinder so schnell wie möglich in die Krippe zu stecken. Die Verunsicherung von Müttern als Geschäftsmodell. Wertschätzung? Unterstützung? Fehlanzeige.

Wer sich heute als Frau für ein Kind entscheidet, der muss verrückt sein, so könnte man meinen. Denn Mütter werden in unserer Gesellschaft zunehmend bevormundet, kleingehalten und überwacht. Jegliche Kompetenz mit dem eigenen Kind wird ihnen abgesprochen. Wer im Beruf ernstgenommen und von seinem Umfeld anerkannt werden möchte, der lässt seine Bedürfnisse als Mutter unter den Tisch fallen. Denn eines will man auf gar keinen Fall sein:eine Glucke. Schritt für Schritt vollzieht sich so die Abschaffung der Mutter. In ihrem Buch liefern Alina Bronsky und Denise Wilk eine schonungslose Analyse der Entwicklungen. Pointiert und zugespitzt schildern sie, wer die Nutznießer sind, und fragen, was sich ändern muss, damit Mütter wieder den Rückhalt bekommen, den sie verdienen.

Autorenporträt
Bronsky, Alina
Alina Bronsky, geboren 1978 im russischen Jekaterinburg, ist Autorin mehrerer Bestseller. Ihr Debüt "Scherbenpark" wurde 2008 begeistert aufgenommen und 2013 mit Jasna Fritzi Bauer und Ulrich Noethen in den Hauptrollen verfilmt. Ihr letzter Roman, "Baba Dunjas letzte Liebe", erschien im Herbst 2015. Alina Bronsky lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Wilk, Denise
Denise Wilk, geboren 1973, hat Sozialpädagogik studiert. Sie begleitet als Doula schwangere Frauen und frischgebackene Mütter und gibt Eltern-Kind-Kurse. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ralf Bönt ist gewiss nicht gewillt, Alina Bronsky und Denise Wilks Mutterplädoyer mit reiner Affirmation zu lesen. Stattdessen prüft er die ihm als hyperegoistische, antimoderne Auswüchse des Feminismus erscheinenden Thesen der Autorinnen zum Muttersein heute und stellt fest: Alles ohne Hand und Fuß, also ohne Argumente und Analysen. Schief scheint ihm nicht nur die Auswahl der Indizien durch die Autorinnen, auch die daraus resultierende Markt- Ärzte- und Vaterschelte findet Bönt hanebüchen, und nimmt sie als Ausdruck des unbedingten Willens zur Macht der Mutter.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2016

Keine Spur mehr von Natürlichkeit
Im Fahrwasser von Dämonisierungen: Alina Bronsky und Denise Wilk sehen deutsche Mütter von allen Seiten bedroht

Die Romanautorin Alina Bronsky und die Geburtsbegleiterin Denise Wilk haben eine Streitschrift verfasst, die gar nicht streiten will, sondern stänkern. "Die Abschaffung der Mutter" ist eine Kampfansage. Denn Mütter, behauptet der Untertitel des Buchs, werden hierzulande "kontrolliert", "manipuliert" und "abkassiert". Also führen die Autorinnen eine großangelegte Verteidigung der Mutter - nach Sachgebieten sortiert, mit autobiographischer Evidenz untermauert.

Mutterschaft beginnt bekanntermaßen mit dem diskreten Charme der Schwangerschaft und mündet irgendwann in die schnöde Realität des Alltags. Ärzte müssen ausgewählt, ein Kitaplatz gefunden und die Vereinbarkeit von Job und Familienleben erprobt werden. Nach Auffassung der Autorinnen leben wir in einem äußerst mütterfeindlichen Land. Quasi in jeder Lebenslage wird die Mutter oder eine, die es werden will, angefeindet. Niemand lässt ihr die Natürlichkeit. Die einen machen ihr schon den Kinderwunsch madig ("Einer jungen Frau wird vorgeworfen, sie wolle nur deswegen ein Kind, weil sie ,jemanden zum Knuddeln' brauche.").

Die anderen reden ihr in die Schwangerschaftsvorsorge hinein, wollen über die Art der Geburt bestimmen, setzen Damm- und Kaiserschnitte nach Lust und Laune, insinuieren die Notwendigkeit umstrittener Streptokokkentests und deklarieren das Wochenbett zu einer überholten, weil wirtschaftsschädlichen Institution. Und weil sich die Trägerinnen deutscher Leibesfrüchte also in derart prekärer Lage befinden, fordern die Autorinnen ein Zurück zur Mutter. Bereits die Schwangerschaft sei ein Martyrium. Nicht nur, dass die Deutschen ihre Schwangeren missachten, indem sie ihnen keinen Sitzplatz in öffentlichen Verkehrsmitteln anbieten. (Die Rezensentin hat das zu ihrer eigenen Überraschung selbst im Rüpelradius der Berliner Ringbahn anders erlebt.)

Auch ist sie vor den Übergriffen der Schulmedizin nicht sicher. Nur zwei Prozent aller Frauen bringen ihre Kinder heute im eigenen Haus zur Welt. Der ganz überwiegende Teil verlegt den Geburtsakt in die Klinik. Dass dies nicht immer so war, beschreiben die Autorinnen auf einer viertel Seite. Ein gewisser Doktor Semmelweiß hatte Mitte des neunzehnten Jahrhunderts den Zusammenhang von Kindsbetttoden und Spitalentbindungen beschrieben. Dieser Rückblick ist den Autorinnen Grund genug, skeptisch auf das heutige Kliniktreiben zu blicken. Warum, fragen sie sinngemäß, wird das wichtigste Ereignis im Leben einer Frau an einen Ort verlegt, den andere im Sarg verlassen?

Nun gibt es heute mehr Gründe, die für ein ärztlich betreutes Gebären sprechen als für ein häusliches. Es scheint die Vorstellungskraft der Autorinnen zu übersteigen, dass es durchaus mit guten Gefühlen verbunden sein kann, einen Chirurgen in der Nähe zu wissen, der im Zweifel den lebensrettenden Kaiserschnitt durchführen oder nach endloser Wehentortur die erleichternde PDA setzen kann. Aber auch von diesem Hilfsmittel halten die Autorinnen rein gar nichts. "Mit gleicher Logik müsste man frierenden Menschen statt warmer Kleidung Schmerztabletten anbieten." Nicht nur, dass der Vergleich hinkt. Wer einmal in den Wehen lag, wird das Gefühl kennen: Alles was recht ist, wenn es nur hilft!

Im Fahrwasser solcher Dämonisierungen behaupten die Autorinnen, die fremde Umgebung des Krankenhauses wirke einschüchternd auf Frauen. Die Angst vor Entmündigung ist jeder Seite ihrer Klageschrift eingeschrieben. Selbst die regelmäßigen Kontrollen, denen sich Schwangere in frauenärztlicher Behandlung unterziehen, dienten allein ihrer Verunsicherung. "Sie harren, von Übelkeit geplagt, als gesetzlich Versicherte schon mal zwei Stunden in einem Wartezimmer aus - für das zweifelhafte Vergnügen, in einen Becher zu pinkeln, ihn vor den Augen anderer Wartenden der Sprechstundenhilfe zu reichen, um von ihr anschließend wie ein kleines Kind auf die Waage geschickt zu werden." Auch dass sie "ungefragt" auf HIV, Syphilis und Hepatitis B getestet werden, beschreiben die Autorinnen als übergriffig. Nur: Wird ja keiner an den Haaren in eine Frauenarztpraxis gezerrt. Obendrein: Von Geburtshäusern, über Pränatalakupunktur und Hausgeburtsbegleitung ist so ziemlich alles, auch mit Hilfe der Krankenkassen, zu bekommen.

Warum liest sich "Die Abschaffung der Mutter" bloß wie eine Verschwörungstheorie? Wer genau mit welchen Absichten gegen die Frauen intrigiert (Pharmaindustrie, sadistische Ärzte, skrupellose Reproduktionsmediziner oder stillneidische Väter) bleibt vage. Unklare Feindbilder jedoch lassen den Protest ins Kraut schießen. Vieles ist durchaus bedenkenswert, etwa die Frage, wie die Gesellschaft mit den neuen Modellen von Elternschaft in Zeiten reproduktiven "Babyfarmings" umzugehen gedenkt - rechtlich, politisch und ethisch. Auch ist der Niedergang der Hebammenzunft ein ernsthaftes Thema. Insgesamt jedoch betreiben Bronsky und Wilk ein wirres Problemdropping, ohne in gebotener Ausführlichkeit bei den komplexesten Punkten zu verweilen.

Am Ende entfalten sie eine Utopie vom besseren Leben: Größere Durchlässigkeit von Privatleben und Beruf (Kinder im Büro!), mehr Verständnis für Kita-Verweigerer, weniger Bevormundung für Frauen, kurz: "Eine neue Menschlichkeit muss her." Soll das ein Mutterwitz sein?

KATHARINA TEUTSCH.

Alina Bronsky und Denise Wilk: "Die Abschaffung der Mutter". Kontrolliert, manipuliert und abkassiert - warum es so nicht weitergehen darf.

DVA Verlag, München 2016. 256 S., geb., 17,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ich sehe das Buch als wichtigen Beitrag auf der Suche nach einer echten Vereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere." SPIEGEL ONLINE, Christiane Hoffmann