Moritz Franz Beichls soghafter Debütroman ist eine rückhaltlose Hymne an die Lust, legt aber auch ungeschönt Zeugnis ab vom Leben mit Depression und bipolaren Erkrankungen. Als der Erzähler von seinem Freund verlassen und nach einem Suizidversuch in die Psychiatrie eingeliefert wird, beginnt er, an den verlorenen Geliebten zu schreiben. Er textet obsessiv, ohne Hoffnung auf Antwort, aber auch luzide und ironisch, was die Zustände im Spital betrifft. Nach der Entlassung wagt er ein neues Leben auf der Suche nach dem prekären Gleichgewicht von Alltag und Exzess. Über das intime Bekenntnis hinaus beschreibt Beichl immer auch den gesellschaftlichen Umgang mit Gefühlen und Körpern, mit nicht normierten Psychen und queerem Begehren.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Samuel Hamen bewundert den empfindsamen Ton, den Moritz Franz Beichl für die Schilderung eines aus dem Ruder gelaufenen Lebens findet. Die Hauptfigur des Romans, ein depressiver Zeitgenosse mit Hang zur Larmoyanz, der nach einem Liebesfiasko in der Psychiatrie landet, ist Hamen zwar nicht durchweg sympathisch, Beichls "Prosa der Innerlichkeit" aber und wie der Autor die Krisen der Zeit anhand seiner Figur ausleuchtet, findet der Rezensent durchaus lesenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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