Unter Mordverdacht: Camilla sitzt in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch-Gmünd (Gotteszell) in Untersuchungshaft. Sie schreibt: "Ich bin die Tochter einer Kindsmörderin. Das klebt an mir. Immer fürchte ich, dass man es mir ansieht, dass die Art, wie ich spreche, wie ich mich anziehe, mich verrät ..."Wir erfahren, dass Camillas Mutter bezichtigt wurde, vier ihrer Neugeborenen getötet zu haben. Kurz vor ihrer Verhaftung tauchte sie unter und wird seitdem per internationalem Haftbefehl gesucht. Camilla, ihr fünftes Kind, ist bei Pflegeeltern aufgewachsen. Sie hat in Tübingen Soziologie studiert, am Stuttgarter Zoo Wilhelma über Bonobo-Affen geforscht und dabei etwas beobachtet, was den Erkenntniskonsens in Frage stellte. Daraufhin entzog ihr Professor und Mentor ihr das Vertrauen. Beschämt und verunsichert brach Camilla das Studium ab, trennte sich von ihrem politisch aktiven Freund und vergrub sich, um ein stilles, unauffälliges Leben zu führen. Doch dann, fünf Jahre später, holt ihre Vergangenheit Camilla ein: Im gut gesicherten Bonobo-Gehege der Wilhelma wird die zerfleischte Leiche ihres Exfreunds gefunden! Eine übergriffige Journalistin, die Camilla verführt und sich ihr Vertrauen erschlichen hat, liefert sie prompt ans Messer - und wer glaubt schon der gehemmten Tochter einer gesuchten Kindsmörderin, dass sie unschuldig ist?
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Auch wenn die Autorin einfach kein plausibles Ende finden kann und immer ein bisschen zu originell sein möchte - Sylvia Staude schätzt Christine Lehmanns Krimis. Diesmal liegt es am frischen Ton der Erzählung um eine unschuldig Einsitzende. Indem die Autorin ihre Ermittlerin in den Hintergrund stellt und sich ganz auf die Unannehmlichkeiten des Gefängnisaufenthalts und die Ängste und Unsicherheiten ihrer zweiten Hauptfigur konzentriert, aufs Tütenkleben und die Enge der Zelle, entsteht für Staude ein stilles, doch psychologisch plausibles Porträt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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