Da ich ein großer Freund von Regio-Krimis bin und mir die Gegend zwischen Roetgen und Mausbach, das Hohe Venn und die (Vor)Eifel nicht unbekannt sind, habe ich mich auf „Die Akte Hürtgenwald“ von Lutz Kreutzer sehr gefreut. Völlig enttäuscht wurde ich von dem Buch nicht, aber wirklich begeistern
konnte es mich weder inhaltlich noch sprachlich. Die Schlacht im Hürtgenwald vermutlich vielen bekannt,…mehrDa ich ein großer Freund von Regio-Krimis bin und mir die Gegend zwischen Roetgen und Mausbach, das Hohe Venn und die (Vor)Eifel nicht unbekannt sind, habe ich mich auf „Die Akte Hürtgenwald“ von Lutz Kreutzer sehr gefreut. Völlig enttäuscht wurde ich von dem Buch nicht, aber wirklich begeistern konnte es mich weder inhaltlich noch sprachlich. Die Schlacht im Hürtgenwald vermutlich vielen bekannt, die Deutsche Wehrmacht stellte sich gegen den Vormarsch der amerikanischen Truppen. Die „Altlasten“ aus der Zeit sind trotz der Wiederaufforstung an manchen Stellen noch deutlich zu erkennen, auch einige Bunker existieren noch. Bis in die 2000er-Jahre wurden in der Gegend noch Überreste von gefallenen Soldaten gefunden.
Der Fall, in dem der strafversetzte Kriminalhauptkommissar Josef Straubinger ermittelt, ist alt und inzwischen von vielen vergessen. Er selbst findet ihn eher zufällig, da ihm die alte Akte in die Hände fällt, als er im Keller Akten sortieren soll. Er verbeißt sich in die Ermittlungsarbeit und versucht, anfangs eher planlos, zu ergründen, wieso der Industrielle Heinrich III. Vandenberg 1956 bei Holzarbeiten im Gressenicher Wald zu Tode kam. Schnell steckt der Kommissar tief in der Geschichte rund um die Schlacht im Hürtgenwald und die Geschehnisse in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Buch besteht aus zwei großen Handlungssträngen: dem Jetzt und Hier und der Beschreibung der Ereignisse im Mai 1956. Bei den Gesprächen, die Straubinger mit Zeitzeugen führt, vermischen sich die beiden Zeitebenen ab und zu, was der Geschichte einen sehr authentischen Anstrich gibt.
Es war mein erstes Buch des Autors, vermutlich aber auch mein letztes. Sprachlich fand ich ihn holprig und manchmal auch nicht ganz korrekt. Seine Beschreibung der Gegend fand ich hingegen sehr gelungen und auch die Menschen, die er in seinem Buch auftreten lässt, sind authentisch und gut getroffen. Manchmal schafft er es auch, ein wenig Spannung in seiner Erzählung zu erzeugen, im Großen und Ganzen plätschert die Geschichte aber eher dahin und leider war mir auch sehr schnell schon klar, wie sie ausgehen wird. Allerdings muss man gegen Ende sehr gut aufpassen, um bei dem vielen „wer mit wem“ den Überblick nicht zu verlieren, denn tatsächlich hängt zum Schluss alles mit jedem irgendwie zusammen.
Mit Josef Straubinger hat der Autor einen mir völlig unsympathischen Kommissar geschaffen. Zwar scheint er kompetent und konsequent zu sein, seine Herangehensweise an die Ermittlungen fand ich aber sehr willkürlich und sein Auftreten hölzern und zum Teil fast unverschämt. Hölzern fand ich auch manche der Dialoge, manchmal sind sprachliche Unebenheiten und Fehler im Text und alles in allem konnte das Buch bei mir nicht wirklich punkten. Dennoch vergebe ich für die gelungene Schilderung der Gegend und der Menschen dort (die aus den 1950ern und die von heute), den guten Aufbau der atmosphärischen Stimmung und die hervorragende Idee drei Sterne. Das enorme Potenzial, das die Geschichte geboten hätte, hat der Autor leider überhaupt nicht ausgeschöpft, da wäre sehr viel mehr drin gewesen.