Wer sich für ein Studium der Sozialen Arbeit entscheidet, will zumeist einfach nur Gutes tun, möchte gebraucht und geschätzt werden. Die Realität in diesem Beruf ist nicht selten eine andere: schlecht bezahlte und oft befristete Arbeitsverhältnisse. Auch von einer gesellschaftlichen Anerkennung ist diese Profession noch weit entfernt. Mag manches davon zukünftigen Sozialarbeiter_innen bereits zu Beginn ihres Studiums bewusst sein, wird ein Faktor häufig außer Acht gelassen. So sind Sozialarbeitende häufig physischer und vor allem psychischer Gewalt durch ihre Klient_innen ausgesetzt. Dass es…mehr
Wer sich für ein Studium der Sozialen Arbeit entscheidet, will zumeist einfach nur Gutes tun, möchte gebraucht und geschätzt werden. Die Realität in diesem Beruf ist nicht selten eine andere: schlecht bezahlte und oft befristete Arbeitsverhältnisse. Auch von einer gesellschaftlichen Anerkennung ist diese Profession noch weit entfernt. Mag manches davon zukünftigen Sozialarbeiter_innen bereits zu Beginn ihres Studiums bewusst sein, wird ein Faktor häufig außer Acht gelassen. So sind Sozialarbeitende häufig physischer und vor allem psychischer Gewalt durch ihre Klient_innen ausgesetzt. Dass es diese Formen von Gewalt gegen Sozialarbeitende gibt, ist in Fachkreisen unumstritten. Wissenschaftliche Veröffentlichungen dazu findet man aber gerade in Deutschland recht selten.Welche Umstände führen zu Gewalt gegenüber Fachkräften der Sozialen Arbeit? Liegt es an der auch in dieser Profession schon seit längerer Zeit vorherrschenden Ökonomisierung? Passen die Strukturen einfach nicht? Oderhakt es in der Ausbildung? Es gibt viele Fragen, mit denen sich der Verfasser dieses Buches auseinandersetzt. Dabei stellt er folgende zum Nachdenken anregende These auf: Gewalt gegen Sozialarbeitende ist alltäglich, denn Soziale Arbeit ist eigentlich immer Arbeit im Ausnahmezustand.
Andreas Lorth wurde 1971 im Saarland geboren. Nach absolvierter Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er in Konstanz am Bodensee Betriebswirtschaftslehre und gründete währenddessen mit zwei Kommilitonen eine Werbeagentur. Trotz dieser Doppelbelastung schloss er im Jahr 2001 den Diplom-Studiengang ab. 2004 zog es ihn nach Hannover, wo er zunächst als angestellter Projektmanager in der Werbung tätig war und dann 2009 mit einem Partner erneut eine Werbeagentur aufbaute. Nach fast sechs Jahren mit 50 bis 60 Stunden-Wochen entschloss er sich, eine Auszeit zu nehmen und neue Wege zu gehen. 2017 begann er mit 46 Jahren das Bachelor-Studium Soziale Arbeit in Wolfenbüttel. Neben dem Studium sammelte er diverse Erfahrungen in der Jugendhilfe, in der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen und in der Obdachlosenhilfe. Zudem hatte er die Möglichkeit, sich die Soziale Arbeit in Russland, Frankreich, Italien, Indien und Südafrika anzuschauen. In Südafrika führte er im August 2019 eine Praxisforschung für das Projekt ¿Digitale Weiterbildungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung im Eastern Cape Südafrika und in Niedersachsen¿ durch. Schon früh erkannte er, dass auch in der Profession Soziale Arbeit die gegebenen Strukturen nicht immer ideal sind, was u. a. auch zu Gewalt gegen Sozialarbeitende führt. Aufgrund dessen entschloss er sich, dieses Thema in diesem Buch näher zu untersuchen. Heute arbeitet Andreas Lorth als Sozialarbeiter in der Jugendgerichtshilfe in Berlin und absolviert dort sein Anerkennungsjahr.
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