Das in erster Auflage 2011 unter dem Titel „Grundkurs Amphibien- und Reptilienbestimmung“ erschienene Bestimmungshandbuch wurde nach Dieter Glandts überraschendem Tod jetzt mit neuem Titel (im Folgenden dennoch „Grundkurs“ genannt) vom Naturfotografen Benny Trapp aktualisiert herausgegeben. Der Band
versteht sich ausdrücklich nicht als allumfassende Monografie über die Fauna Europas, sondern ist…mehrDas in erster Auflage 2011 unter dem Titel „Grundkurs Amphibien- und Reptilienbestimmung“ erschienene Bestimmungshandbuch wurde nach Dieter Glandts überraschendem Tod jetzt mit neuem Titel (im Folgenden dennoch „Grundkurs“ genannt) vom Naturfotografen Benny Trapp aktualisiert herausgegeben. Der Band versteht sich ausdrücklich nicht als allumfassende Monografie über die Fauna Europas, sondern ist das Praxishandbuch, das im Gelände einsetzbar ist, aber z. B. nicht von jeder Art einen eigenen Steckbrief oder Fotos liefert. Diese „fehlenden“ Informationen ergänzt „Die Amphibien und Reptilien Europas: Alle Arten im Portrait“ (im Folgenden „Lexikon“ genannt), das ebenfalls von Dieter Glandt 2015 herausgegeben wurde und leider weder im Handel erhältlich noch als Neuauflage angekündigt ist. Dieser Band enthält u. a. auch ausführliche Artensteckbriefe, Verbreitungskarten und die zur genauen Identifizierung einiger Arten/Unterarten notwendigen Detailinformationen. Da beide Bände ausdrücklich komplementär konzipiert sind, ist dieses verlegerische Versäumnis sehr bedauerlich. Auf Nachfrage wurde mir zwar bestätigt, dass eine Neuauflage des zweiten Bandes in Planung ist, ein Erscheinungsdatum steht aber noch nicht fest. Auch antiquarisch ist der Band nicht zu finden.
Der Grundkurs teilt sich in zwei Hauptkapitel. Die Einleitung befasst sich sehr ausführlich mit den allgemeinen Lebensräumen von Amphibien und Reptilien, wobei zahlreiche Biotope aus ganz Europa gezeigt und mit bestimmten Charakterarten verbunden werden. Anschließend werden Feldmethoden der Faunenkartierung vorgestellt, insbesondere im Licht des Naturschutzrechts und vor dem Hintergrund methodischer Probleme, z. B. bei der Laichballenzählung oder der akustischen Individuenzählung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Sicherheit im Umgang, wobei ausdrücklich auch die Sicherheit der Tiere im Fokus steht, nicht nur die des Menschen (Stichwort Schlangenbisse). Hier ist die sich rasant ausbreitende Chytridseuche bei jedem Fundkontakt ein erhebliches Risiko, besonders bei Personen, die häufigen oder beruflichen Kontakt mit Amphibien haben.
Der Bestimmungsteil behandelt nicht nur adulte Tiere, sondern auch Eier/Laich und (ältere) Larvenstadien, wodurch sich der Erfassungszeitraum noch einmal deutlich erweitert. Diese Aspekte werden z. B. im Lexikon weniger berücksichtigt, dagegen findet man nur in Ausnahmefällen Verbreitungskarten der Arten im Grundkurs, obwohl die Verbreitung ein wichtiges Element bei der Bestimmung ist. Textliche Angaben zur großräumigen Verbreitung wurden natürlich aufgenommen. Die Schlüssel sind in sinnvolle Abschnitte unterteilt, z. B. Schwanzlurche, Froschlurche, Schildkröten, Echsen, Schlangen etc.. Jeder einzelne Schlüssel ist dichotom (ja/nein-Entscheidungen) und enthält zahlreiche erklärende Zeichnungen bzw. Fotos, sowie ausführliche Textbeschreibungen, die weitgehend auf Fachsprache verzichten. Wo dies unumgänglich ist, gibt es Querverweise auf entsprechende Abbildungsseiten.
Hervorzuheben ist das Kapitel zu ungewöhnlichen Farbmorphen (untypischen Färbungen) und gelegentlich auftauchenden Mutationen. Ebenfalls hilfreich sind die mit QR-Codes hinterlegten Tonaufnahmen von charakteristischen Amphibienrufen, die natürlich nur bei Netzempfang zugänglich sind.
Da im Gelände nicht immer eine 100%ig eindeutige Entscheidung getroffen werden kann, was besonders für die ausgesprochen vielfältige Fauna Südeuropas gilt, empfiehlt sich die Aufnahme von Fotos, die anschließend mit dem Lexikon abgeglichen werden können (das für das Gelände definitiv zu schwer ist).
Um die Geländetauglichkeit des praxisnahen und intuitiv anwendbaren Grundkurses weiter zu steigern, könnte man überlegen, den Allgemeinen und den Systematischen Teil physisch zu trennen, oder zumindest einige Aspekte, wie z. B. Naturschutz, Handling und Erfassungsmethoden in das Lexikon auszulagern. Da beide Werke sowieso komplementär konzipiert sind, wären diese Themen aus meiner Sicht dort besse