Mit fünf fing sie an zu arbeiten, mit zehn wurde sie Waise, mit fünfzehn von einem Auto überfahren. Im Grunde deutete alles darauf hin, dass Nombeko ihr Dasein in ihrer Hütte im größten Slum Südafrikas fristen und sehr früh sterben würde. Aber Nombeko war ein Rechengenie - und schon bald lag das Schicksal der Welt in ihren Händen ...
Die Analphabetin, die rechnen konnte, Jonas Jonasson
Sein Debüt – eine Erfolgsgeschichte: „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ erschien in Deutschland im August 2011, erreichte im September 2011 die Top 10 und Anfang 2012 die Spitze der Spiegel-Bestsellerliste. Mit mehreren Millionen verkauften Exemplaren zählt Jonas Jonasson zu den erfolgreichsten Autoren unserer Zeit.
2013 erschien sein zweiter Roman: Die Analphabetin, die rechnen konnte, der originell, frech und respektlos daher kommt!
Die Analphabetin, die rechnen konnte ist die aberwitzige Geschichte der jungen Afrikanerin Nombeko, die zwar nicht lesen kann, aber ein Rechengenie ist, fast zufällig bei der Konstruktion nuklearer Sprengköpfe mithilft und nebenbei Verhandlungen mit den Mächtigen der Welt führt. Nach einem besonders brisanten Geschäft setzt sie sich nach Schweden ab, wo ihr die große Liebe begegnet. Das bringt nicht nur ihr eigenes Leben, sondern gleich die gesamte Weltpolitik durcheinander...
Spitzzüngig und mit viel schwarzem Humor rechnet Jonas Jonasson in Die Analphabetin, die rechnen konnte mit dem Fundamentalismus in all seinen Erscheinungsformen ab. Eine grandiose Geschichte, die dem »Hundertjährigen« an überbordenden Einfällen, skurrilen Wendungen und unvergesslichem Charme in nichts nachsteht!
Jonas Jonasson wirft in Die Analphabetin, die rechnen konnte einen ironischen Blick auf den Fundamentalismus in all seinen Facetten. Im Mittelpunkt steht im Gegensatz zu seinem Debütroman eine junge, schwarze südafrikanische Frau. Gleich sind jedoch das Zusammentreffen und die Unwahrscheinlichkeiten, die aber möglich sind sowie die sympathische Hauptperson.
Jonas Jonasson wurde 1962 im schwedischen Växjö geboren und lebt heute auf der Insel Gotland. Er arbeitete als Journalist und gründete eine eigene Medien-Consulting-Firma. Nach 20 Jahren hatte er Lust auf einen radikalen Neuanfang. Er verkaufte seine Firma und schrieb den Roman »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand«. Jonasson landete damit einen weltweiten Bestseller, der auch als Filmvorlage dient.
Im April ist ein weiterer Roman von Jonas Jonasson erschienen mit dem Titel „Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind und im August wird das Taschenbuch von Die Analphabetin, die rechnen konnte erhältlich sein.
»Jonas Jonasson hat mit großer Fabulierlaune erneut eine skurrile Geschichte auf den Tisch gelegt, die Einzelschicksale mit der großen Weltpolitik verknüpft.« Badische Zeitung
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Jonas Jonassons neuer Roman ist sehr, sehr absurd, aber ebenso unterhaltsam, findet Laura Louise Brunner. In "Die Analphabetin, die rechnen konnte" wird eine vierzehnjährige südafrikanische Latrinentonnenträgerin von einem Ingenieur angefahren, anschließend angestellt und schließlich an der Herstellung von sechs - versehentlich sogar sieben - Atombomben beteiligt, die der Premierminister bei ihm bestellt hatte, fasst die Rezensentin zusammen. Irgendwie landet die siebte Bombe dann in Skandinavien, das unfreiwillig zu Atommacht wird. Ein kluger, äußerst vergnüglicher Roman, verspricht Brunner.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2013Der König im
Kartoffellaster
Jonas Jonasson landete einen erstaunlichen
Weltbestseller. Was taugt sein zweiter Roman?
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Immer wieder heißt es, das zweite Buch sei das schwerste, vor allem dann, wenn das erste ein Weltbestseller war. Andererseits kann in diesem Fall das zweite Buch in der beruhigenden Gewissheit geschrieben werden, dass die Spitzenplätze der Bestsellerlisten schon dafür reserviert sind – weil es so blind gekauft werden wird, dass jede Katze im Sack dagegen alt aussieht. Sehr schön lässt sich dieser Automatismus gerade bei dem Schweden Jonas Jonasson beobachten, dessen Debüt-Epos „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ sich allein in Deutschland weit über zwei Millionen Mal verkaufte.
Der Titel seines Zweitwerks, „Die Analphabetin, die rechnen konnte“, ist auf den ersten Blick ähnlich konstruiert, bei genauerem Hinsehen aber viel langweiliger. Auch der Roman, der sich dahinter verbirgt, weist in der Konstruktion allerhand Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger auf, und er ist ebenfalls schwächer geraten. Trotzdem führt er, aus dem Nichts kommend, die Spiegel -Bestenliste an. Die Frage, ob der Roman sich, wie der „Hundertjährige“, ein halbes Jahr in dieser Position halten wird, ist jedenfalls um einiges spannender als das Buch.
Doch nach allem, was man hört, hat es dem 52-jährigen Ex-Journalisten und Ex-Medienberater Jonasson, der immer noch in seinem bescheidenen Häuschen auf der Insel Gotland wohnt, vier Jahre lang großes Vergnügen bereitet, an seinem Zweitling zu arbeiten. Außerdem war er diesmal ein ganzes Stück mutiger, denn die Hauptfigur, die nach dem Forrest-Gump-Schema so blauäugig wie schlitzohrig die Weltpolitik durcheinander bringt und dabei mehr oder weniger absurde Abenteuer erlebt, ist diesmal nicht bloß ein störrischer Hochbetagter, sondern Nombeko, ein schwarzes Mädchen aus den Slums von Soweto, zu Apartheid-Zeiten geboren und aufgewachsen und mit einem außerordentlichen Rechentalent gesegnet. Analphabetin bleibt sie indes auch nicht lange, denn sobald sie an Bücher gerät, kann sie lesen. Was den Titel noch uninspirierter wirken lässt.
Nombeko steigt mit 14 von der Latrinentonnenträgerin zur Chefin der Latrinenverwaltung auf, wird wegen Aufsässigkeit gefeuert und auf dem Weg in eine bessere Zukunft (mit „gefundenen“ Rohdiamanten im Jackenfutter) von einem betrunkenen Ingenieur angefahren, dem sie dann, weil sie als Schwarze nach damaligem Rechtsverständnis die Schuld an dem Unfall trägt, jahrelang als Putzfrau dienen muss.
Schon bald aber wird sie so etwas wie seine wissenschaftliche Hilfskraft, denn der Herr arbeitet am südafrikanischen Atomwaffenprogramm, obwohl er kaum bis drei zählen kann. Im Haushalt des Schweralkoholikers sind ferner drei chinesische Schwestern beschäftigt, die Kunst fälschen und Hunde vergiften. Mossad-Agenten gehen ein und aus, und irgendwann finden sich alle Mädels, mit einer Atombombe im Gepäck, die eigentlich nach Israel geschickt werden sollte, in Schweden wieder.
Dort sind unterdessen ungleiche Zwillinge herangewachsen, die beide Holger heißen und von denen der eine offiziell gar nicht existiert, weil ihr verrückter Vater die Knaben abwechselnd zur Schule geschickt hat. Er, der vom schwärmerischen Royalisten zum erbitterten Gegner der Monarchie mutiert ist, wird schließlich von einer Lenin-Statue erschlagen. Der verleugnete, aber klügere Zwilling verliebt sich in Nombeko, der andere in eine „junge Zornige“ namens Celestine, und es dauert nicht lange, bis die beiden Paare den amtierenden schwedische König Carl XVI. Gustaf und den amtierenden Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt, beide trefflich karikiert, in einem Kartoffellaster kidnappen. Es treten außerdem – die Erzählzeit erstreckt sich von den Siebzigern bis zum Jahr 2009 – noch diverse real existierende Großpolitiker auf und vermischen sich zwanglos mit Jonassons Schelmenpersonal. Im Hintergrund dräut die Bombe, und die Welt schrammt mal wieder haarscharf am Abgrund vorbei.
Das ist stellen- und streckenweise natürlich recht komisch. Jonassons Pippi-Langstrumpf-Humor generiert vor allem im Zusammenhang mit der schwedischen Monarchie, deren Historie er sich hier eingehend widmet, manch wohlfeile Pointe, etwa wenn Carl Gustaf am Telefon zu seiner Frau sagt: „Nein, mein Schatz, ich bin nicht am Rumhuren.“ Aber insgesamt zieht sich dieser literarische Slapstick doch sehr in die Länge, und den satirischen Qualitäten der Story wird durch etwas zu aufdringliche political correctness (Nombeko avanciert am Happy End zur schwedischen Botschafterin in Südafrika) die Spitze abgebrochen.
Ob Jonas Jonassons zweiter Coup genauso ein Bombenerfolg wird wie der erste, bleibt abzuwarten. Seine Taktik, globales Grauen ins Abstruse zu überdrehen und humoristisch zu verharmlosen, trifft offenbar ins Schwarze, weil sie vorgaukelt, dass alles gar nicht so schlimm und eigentlich doch ganz lustig sei. Für sein drittes Buch aber, so viel ist sicher, wird er sich etwas ganz Neues ausdenken müssen. Damit seine Leser nicht klammheimlich aus dem Fenster steigen und verschwinden.
Vor allem im Zusammenhang
mit der schwedischen Monarchie
generiert der Roman Pointen
Jonas Jonasson: Die
Analphabetin, die rechnen
konnte. Roman. Aus dem Schwedischen von Wiebke Kuhn. carl’s books, München 2013. 447 Seiten, 19,99 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Der später schwedische König Carl Gustaf 1958 als junger Hüpfer. Mal sehen, wie weit Jonasson springt.
FOTO: IMAGO
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Kartoffellaster
Jonas Jonasson landete einen erstaunlichen
Weltbestseller. Was taugt sein zweiter Roman?
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Immer wieder heißt es, das zweite Buch sei das schwerste, vor allem dann, wenn das erste ein Weltbestseller war. Andererseits kann in diesem Fall das zweite Buch in der beruhigenden Gewissheit geschrieben werden, dass die Spitzenplätze der Bestsellerlisten schon dafür reserviert sind – weil es so blind gekauft werden wird, dass jede Katze im Sack dagegen alt aussieht. Sehr schön lässt sich dieser Automatismus gerade bei dem Schweden Jonas Jonasson beobachten, dessen Debüt-Epos „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ sich allein in Deutschland weit über zwei Millionen Mal verkaufte.
Der Titel seines Zweitwerks, „Die Analphabetin, die rechnen konnte“, ist auf den ersten Blick ähnlich konstruiert, bei genauerem Hinsehen aber viel langweiliger. Auch der Roman, der sich dahinter verbirgt, weist in der Konstruktion allerhand Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger auf, und er ist ebenfalls schwächer geraten. Trotzdem führt er, aus dem Nichts kommend, die Spiegel -Bestenliste an. Die Frage, ob der Roman sich, wie der „Hundertjährige“, ein halbes Jahr in dieser Position halten wird, ist jedenfalls um einiges spannender als das Buch.
Doch nach allem, was man hört, hat es dem 52-jährigen Ex-Journalisten und Ex-Medienberater Jonasson, der immer noch in seinem bescheidenen Häuschen auf der Insel Gotland wohnt, vier Jahre lang großes Vergnügen bereitet, an seinem Zweitling zu arbeiten. Außerdem war er diesmal ein ganzes Stück mutiger, denn die Hauptfigur, die nach dem Forrest-Gump-Schema so blauäugig wie schlitzohrig die Weltpolitik durcheinander bringt und dabei mehr oder weniger absurde Abenteuer erlebt, ist diesmal nicht bloß ein störrischer Hochbetagter, sondern Nombeko, ein schwarzes Mädchen aus den Slums von Soweto, zu Apartheid-Zeiten geboren und aufgewachsen und mit einem außerordentlichen Rechentalent gesegnet. Analphabetin bleibt sie indes auch nicht lange, denn sobald sie an Bücher gerät, kann sie lesen. Was den Titel noch uninspirierter wirken lässt.
Nombeko steigt mit 14 von der Latrinentonnenträgerin zur Chefin der Latrinenverwaltung auf, wird wegen Aufsässigkeit gefeuert und auf dem Weg in eine bessere Zukunft (mit „gefundenen“ Rohdiamanten im Jackenfutter) von einem betrunkenen Ingenieur angefahren, dem sie dann, weil sie als Schwarze nach damaligem Rechtsverständnis die Schuld an dem Unfall trägt, jahrelang als Putzfrau dienen muss.
Schon bald aber wird sie so etwas wie seine wissenschaftliche Hilfskraft, denn der Herr arbeitet am südafrikanischen Atomwaffenprogramm, obwohl er kaum bis drei zählen kann. Im Haushalt des Schweralkoholikers sind ferner drei chinesische Schwestern beschäftigt, die Kunst fälschen und Hunde vergiften. Mossad-Agenten gehen ein und aus, und irgendwann finden sich alle Mädels, mit einer Atombombe im Gepäck, die eigentlich nach Israel geschickt werden sollte, in Schweden wieder.
Dort sind unterdessen ungleiche Zwillinge herangewachsen, die beide Holger heißen und von denen der eine offiziell gar nicht existiert, weil ihr verrückter Vater die Knaben abwechselnd zur Schule geschickt hat. Er, der vom schwärmerischen Royalisten zum erbitterten Gegner der Monarchie mutiert ist, wird schließlich von einer Lenin-Statue erschlagen. Der verleugnete, aber klügere Zwilling verliebt sich in Nombeko, der andere in eine „junge Zornige“ namens Celestine, und es dauert nicht lange, bis die beiden Paare den amtierenden schwedische König Carl XVI. Gustaf und den amtierenden Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt, beide trefflich karikiert, in einem Kartoffellaster kidnappen. Es treten außerdem – die Erzählzeit erstreckt sich von den Siebzigern bis zum Jahr 2009 – noch diverse real existierende Großpolitiker auf und vermischen sich zwanglos mit Jonassons Schelmenpersonal. Im Hintergrund dräut die Bombe, und die Welt schrammt mal wieder haarscharf am Abgrund vorbei.
Das ist stellen- und streckenweise natürlich recht komisch. Jonassons Pippi-Langstrumpf-Humor generiert vor allem im Zusammenhang mit der schwedischen Monarchie, deren Historie er sich hier eingehend widmet, manch wohlfeile Pointe, etwa wenn Carl Gustaf am Telefon zu seiner Frau sagt: „Nein, mein Schatz, ich bin nicht am Rumhuren.“ Aber insgesamt zieht sich dieser literarische Slapstick doch sehr in die Länge, und den satirischen Qualitäten der Story wird durch etwas zu aufdringliche political correctness (Nombeko avanciert am Happy End zur schwedischen Botschafterin in Südafrika) die Spitze abgebrochen.
Ob Jonas Jonassons zweiter Coup genauso ein Bombenerfolg wird wie der erste, bleibt abzuwarten. Seine Taktik, globales Grauen ins Abstruse zu überdrehen und humoristisch zu verharmlosen, trifft offenbar ins Schwarze, weil sie vorgaukelt, dass alles gar nicht so schlimm und eigentlich doch ganz lustig sei. Für sein drittes Buch aber, so viel ist sicher, wird er sich etwas ganz Neues ausdenken müssen. Damit seine Leser nicht klammheimlich aus dem Fenster steigen und verschwinden.
Vor allem im Zusammenhang
mit der schwedischen Monarchie
generiert der Roman Pointen
Jonas Jonasson: Die
Analphabetin, die rechnen
konnte. Roman. Aus dem Schwedischen von Wiebke Kuhn. carl’s books, München 2013. 447 Seiten, 19,99 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Der später schwedische König Carl Gustaf 1958 als junger Hüpfer. Mal sehen, wie weit Jonasson springt.
FOTO: IMAGO
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de