Janine Chasseguet-Smirgel hat mit ihrem 1989 erstmals in Deutschland erschienenen Werk "Anatomie der menschlichen Perversion" einen elementaren Baustein zum Verständnis der Perversion und ihrer Weiterentwicklung in der Psychoanalyse geliefert. Das lange vergriffene Werk ist nun in dieser Neuauflage wieder erhältlich. In einem neuen Vorwort nimmt Chasseguet-Smirgel aus heutiger Sicht noch einmal Stellung zu ihrem Buch. Die Studie ist "Freuds Arbeiten über die Perversion" gewidmet und knüpft auch an dessen Werk an. Chasseguet-Smirgel nutzt die Arbeiten Freuds als Basis für ihre Sichtweisen über die menschliche Perversion. Weit über die Schranken des klassischen psychoanalytischen Schemas hinaus beschreibt sie mit viel Sachverstand und Menschenkenntnis die Perversion als immerwährende Versuchung des Geistes, die Grenzen der Realität zu überwinden und über sich selbst herauszuwachsen. Die perverse Tat sucht durch Vermessenheit die Schöpfung zu überlisten, sie neu zu gestalten un d das Unmögliche möglich zu machen. Ihre fundierten theoretischen sowie aus jahrelanger therapeutischer und klinischer Praxiserfahrung gewonnenen Kenntnisse untermauert die Autorin mit Beispielen aus Mythologie, Theologie und Literatur. So illustriert Chasseguet-Smirgel ihre Thesen mit Analysen des Werkes Oscar Wildes und des Marquis de Sade, ebenso unternimmt sie eine Analyse des größenwahnsinnigen römischen Kaisers Caligula oder wendet sich der Kunst Hans Bellmers zu.