Als Edgar Julius Jung am 1. Juli 1934 im Zuge der Niederschlagung des Röhmputsches erschossen wurde, starb der herausragende Theoretiker der jungkonservativen Richtung der Konservativen Revolution. Jung war insbesondere durch seine scharfe Parlamentarismus- und Egalitarismuskritik an die Öffentlichkeit getreten, die er in seinem grundlegenden Opus Die Herrschaft der Minderwertigen (1927/1930) explizierte. Dieses in zwei gänzlich verschiedenen Auflagen herausgegebene Werk sollte präskriptiven Charakter haben, eine „Enzyklopädie der Gegenrevolution“ (Karlheinz Weißmann) sein. Jung griff Vorlagen Alexis de Tocquevilles auf und führte Oswald Spenglers Gedanken fort, zu seinen Einflüssen zählten ferner Othmar Spann, Leopold Ziegler und Nikolai Berdjajew. Jungs Positionen standen — bei mancher äußerlicher Ähnlichkeit — jenen der NSDAP konträr entgegen, und Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 erschreckte Jung zutiefst; er beschloß nun, selber am Spiel um die Macht teilzunehmen. Ende 1933 versuchten Jung und eine Gruppe jungkonservativer Intellektueller ein konspiratives Zentrum aufzubauen. Jung schrieb die Marburger Rede für Franz von Papen, die dieser am 17. Juni 1934 hielt. Reichsminister Dr. Goebbels unterband die Verbreitung der Rede, und v. Papen erklärte seinen Rücktritt. Nur kurze Zeit später wurde Jung verhaftet und unter nie vollständig geklärten Umständen im Konzentrationslager Oranienburg erschossen. Die hier vorliegende akademische Arbeit untersucht die Schriften Jungs, arbeitet seine politischen und philosophischen Standpunkte heraus. Sie nähert sich der Person Jungs biographisch, stärker aber noch ideengeschichtlich an und ermöglicht sowohl dem nicht vorgebildeten Leser den Einstieg in das Jungsche Denken, als sie auch dem Forschenden neue Zugänge ermöglicht und Materialien an die Hand gibt.