Die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an der internationalen Entwicklungspolitik begann in den letzten Amtsjahren Konrad Adenauers. Diese waren von der Berlinkrise und dem Mauerbau geprägt, aber auch von der sowjetischen Expansion in die Entwicklungsländer. Auf Drängen des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, der in der wirtschaftlichen Hilfe für die Entwicklungsländer einen wichtigen Bestandteil der westlichen Sicherheitspolitik sah, stimmte das Bundeskabinett einem bedeutenden finanziellen Beitrag zu. Damit avancierte die Bundesrepublik schlagartig zu einem der fünf größten Geber der internationalen Entwicklungshilfe. Die Entwicklungszusammenarbeit mit den neuen, aus der Kolonialherrschaft entlassenen Staaten wurde kurzfristig zu einem Kristallisationspunkt der westdeutschen Außenpolitik. Adenauers persönlicher Anteil daran wurde bisher als nur gering bewertet. Neu zugängliche Quellen zeigen jedoch seinen maßgeblichen Einfluss nicht nur auf die grundsätzliche Entscheidung, sondern auch auf ihre Ausgestaltung. Die Studie schließt mit einem Überblick über die damalige wissenschaftliche Diskussion und zieht eine kritische Bilanz eines Anfangs, dessen Spuren noch heute in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sichtbar sind.