Tragfähigkeit-annahmen, Berechnungsmodelle, Zahlen: Inna ist Statikerin. In ihrem Leben gibt es keine Zufälle. So ist auch der eisige Wind nur ein kalkulierbarer Vorbote, der sich im Laufe des Tages zu einem Schneesturm kumulieren soll. Ein gewaltiger Schneesturm, der Inna eine ganze Nacht lang
festhält, in einer alten Fabrikhalle weit außerhalb der Zivilisation. Wäre da nicht Igor. Igor, der…mehrTragfähigkeit-annahmen, Berechnungsmodelle, Zahlen: Inna ist Statikerin. In ihrem Leben gibt es keine Zufälle. So ist auch der eisige Wind nur ein kalkulierbarer Vorbote, der sich im Laufe des Tages zu einem Schneesturm kumulieren soll. Ein gewaltiger Schneesturm, der Inna eine ganze Nacht lang festhält, in einer alten Fabrikhalle weit außerhalb der Zivilisation. Wäre da nicht Igor. Igor, der plötzlich auftaucht und behauptet, vom Unwetter überrascht worden zu sein Zum Zerreißen gespannt ist die scheinbar harmlose Stimmung, mit der Nienke Jos zwischen Wahnsinn und Eskalation mäandriert. Ein sagenhafter Thriller um ein Verhör, das keins sein darf, mit einer Frau, die nicht spricht.
Was für ein ungewöhnlicher und äußerst spannenden Krimi. Ich weiß gar nicht wie ich die Handlung zusammenfassen soll ohne zu viel zu verraten. Ich versuche es mal, kann aber nicht garantieren, dass mir nicht der eine oder andere kleine Spoiler dazwischen gerät.
Inna wächst mit ihren Geschwistern Jenke und Beeke, bei ihrem Vater auf einer Burg auf, der Vater ist ein Despot, der seinen Kindern keine Liebe zu geben hatte. Einzig die Haushälterin Ede umsorgt und behütet sie, ihr Allheilmittel ist Kakao und ein heißes Bad, wenn die Kinder durchgefroren vom Spielen auf einem nahegelegenen Güterbahnhof nach Hause kommen, auch an dem Tag als sie den Tod der Mutter miterleben ist Ede für sie da.
Jahrzehnte später arbeitet Inna als Statikerin, die Zahlen geben ihr Sicherheit, alles, was sie nicht berechnen kann, verwirrt und verunsichert die Frau zutiefst.
Auf einem zugefrorenen See findet die kleine Marga den Weihnachtsmann, er ist verletzt und braucht ihre Hilfe, aber sie darf niemandem verraten, dass sie ihn getroffen hat, sonst fällt Weihnachten aus und sie wäre schuld.
Igor versucht während eines Schneesturms Informationen von Inna zu bekommen, von denen nicht nur sein weiteres Leben abhängt.
Die Autorin Nienke Jos, zeigt auf wie zerbrechlich und gleichzeitig widerstandsfähig Kinderseelen sind und was äußere Einflüsse bewirken. Während Inna und ihre Geschwister in ständiger Angst leben, wächst Marga in einer Familie auf wie sie jedem Kind nur zu wünschen ist und so ist es nicht verwunderlich, das dieses Kind etwas Besonderes ist. Mutig, klug, fürsorglich, für ihr alter sehr redegewandt und vielleicht ein klein wenig zu selbstständig gerät sie in eine scheinbar ausweglose Situation.
Besondere Kinder in Büchern sind häufig nervig, was nicht an besonderen Kindern allgemein liegt, sondern daran das ihre Erschaffer, sprich die Autorinnen und Autoren sie so darstellen. Nienke Jos ist die Figur der Marga wirklich gut gelungen, ebenso wie all ihre Protagonisten. Was sie tun, wie sie denken und welche Schlüsse sie aus den Geschehnissen ziehen ist nachvollziehbar und niemals übertrieben.
Auch der Aufbau der Story ist interessant, ich war mir oft nicht sicher in welcher Zeit sich die Handlung gerade abspielt, die Kindheit Innas und ihr Aufenthalt in der alten Fabrikhalle bilden die zeitlichen Eckpunkte, alles andere liegt irgendwo dazwischen. Das ist manchmal etwas verwirrend, aber solange man sich auf die Handlung einlässt im Vertrauen darauf, das sich am Ende alles auflöst, erfährt man ein außergewöhnliches und sehr spannendes Lesevergnügen.
Die Angst der Schweigenden ist ein außergewöhnlicher, sehr spannender Krimi der den Titel Psycho-Thriller wirklich verdient.
Von dieser Autorin will ich definitiv mehr lesen.