Ob Moral lehrbar sei, und wenn ja, wie, ist seit der griechischen Antike eine umstrittene Frage. Heute im Zeitalter des Ethikunterrichts an Schulen, ist sie wieder besonders brisant geworden. Da kommen die problembewussten, gelegentlich provokanten Überlegungen gerade recht, die der Chemnitzer Philosophieprofessor in fünf Schritten anstellt: Die Klasse stellt den Ethiklehrer vor neue Fragen. - Die Faszination des Bösen und der Nutzen, den der Ethiklehrer daraus ziehen kann. - Lust auf Moral. Metamorphosen des Hedonismus. - Auch in der Moral ist nichts so erfolgreich wie der Erfolg. - Klassenfahrt mit Schiffbruch. Die sozialen Grundlagen der Moral.
Selten hat ein Buchtitel ein pädagogisches Dilemma der Gegenwart präziser auf den Punkt gebracht, wie eben dieser hier: "Die Angst des Ethiklehrers vor der Klasse". Ferdinand Fellmann, seit 1993 Professor für Philosophie in Münster, geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er ganz grundsätzlich fragt, ob denn "Moral lehrbar" sei? Er kann auch einen in der ethischen Theorie belesenen und beschlagenen Menschen im Schulzimmer ein pragmatisches Zittern befallen, das mit keiner Didaktik pariert werden kann, dann nämlich, wenn das Leben eines "klassischen Textes" unversehens in die konkreten Lebensnöte Jugendlicher einmündet und sich der Ethikspezialist plötzlich in der Rolle eines Beichtvaters, Lebensberaters, ja gar eines Gurus wiederfindet. Fellmann kennt diese Klippen, denn er redet und schreibt aus Erfahrung. Seine Überlegungen über die Faszination des Bösen und über den Nutzen, den der Ethiklehrer daraus ziehen kann, schlagen einen neuen, keineswegs "hohen", sondern höchst selbstreflexiven Ton an. Pflichtlektüre! Neue Zürcher Zeitung