Diese Studie beschreibt die facettenreiche Ausübung der reformierten Kirchenzucht am Beispiel des Davoser Kirchenrats im 19. Jahrhundert. Darüber hinaus verbindet sie die lokalen Gegebenheiten mit der Analyse von Diskursen auf der Ebene von Gesamtbünden, sei es in einzelnen Kolloquien, sei es in der evangelischen Synode oder auf der weltlichen Ebene im Grossen Rat des evangelischen Teils von Graubünden. Dabei wird der Schritt in eine unerforschte Region unternommen: den Fortbestand und das Funktionieren einer an sich "frühneuzeitlichen" Institution im Zeitalter der Säkularisierung zu studieren. Die Studie fragt danach, ob es diese Säkularisierung überhaupt gegeben hat oder ob es nicht eine "lange frühe Neuzeit" gab. Da Mitte des Jahrhunderts die institutionalisierte Form dieser gemeindlichen "konsistorialen" Zucht aber auch in Davos zusammenbrach, richtet sich ihr Blick auch auf den Prozess, wie es zu diesem Ende kommen konnte, wo doch die Institution, wie sich zeigt, lange lebendig war.