Es ist die Geschichte einer Liebe: Maggie Nelson verliebt sich in Harry Dodge, einen Künstler - oder eine Künstlerin? - mit fluider Genderidentität. Harry hat bereits ein Kind, Maggie wird schwanger, zu viert bauen sie ein gemeinsames Leben. "Die Argonauten" ist eine ergreifende Geschichte queeren Familienlebens, zugleich erfindet Maggie Nelson eine ganz eigene Form der philosophischen Erkundung. Memoir, Theorie, Poesie: Es ist ein Buch, das sich nicht einordnen lässt und das unsere Einordnungen herausfordert mit seinem radikal offenen Denken. Im Geiste von Susan Sontag und Roland Barthes verbindet Maggie Nelson theoretische und persönliche Erkenntnissuche, um zu einer neuen Erzählung des Wesens von Liebe und Familie zu gelangen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2017Wie man im Schreiben das Leben lesen lassen kann
Einordnungen sind der Beginn der Ausgrenzung. Maggie Nelson hat daraus ihre Konsequenzen gezogen und das alle Erzählgattungen hinter sich lassende Buch "Die Argonauten" verfasst.
Maggie Nelsons Buch "Die Argonauten" wird vom Verlag ohne Einordnung als "Roman", "Autobiographie", "Essay" oder Ähnliches ausgeliefert. Wollte man nun aber unbedingt eine Angabe darüber machen, mit welcher Art von Text man es zu tun hat, würde sich vielleicht "Transformation" eignen - damit wäre zugleich angesprochen, womit sich die amerikanische Autorin inhaltlich und formal auseinandersetzt. Das Buch erzählt von ihrer eigenen queeren Familie, die aus Harry besteht, der zur Zeit der Erzählung eine Geschlechtsumwandlung durchläuft, dessen Sohn aus einer früheren Beziehung, ihr selbst und dem Kind, das sie gemeinsam mit Harry mit Hilfe einer künstlichen Befruchtung bekommt.
Gegenstand der Erzählung sind dabei unter anderem die schmerzlichen körperlichen Transformationen, die Operationen von Harry, In-vitro-Fertilisation und Schwangerschaft bedeuten, vor allem aber die enormen Umwälzungen, die diese Prozesse im Gefühlsleben aller Beteiligten auslösen. Dass sie nebenbei einen Haushalt führen, ihrer Arbeit nachgehen und über das Begleichen von Rechnungen nachdenken müssen, wird erfreulicherweise nie verschwiegen. Dass dennoch die Hauptsache des Buches das Leben einer Intellektuellen ist, auch nicht.
Die erforschende Beschreibung all dieser Übergänge zwischen den Geschlechtern, zwischen der Identität Nelsons als Autorin und als Mutter, zwischen den sogenannten heteronormativen und den queeren Familien- und Liebesordnungen führt in "Die Argonauten" zu einem Text, der auch formal ständig im Übergang begriffen ist. Er bewegt sich zwischen autobiographischem Bericht und theoretischer Reflexion, zwischen Lektürebericht und Schreibtagebuch - es handelt sich gewissermaßen um einen Transtext, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil er in der Schilderung körperlicher Vorgänge, emotionaler Bewegungen und persönlicher Beziehungen immer wieder die Grenzen der Scham überwindet, die die Autorin selbst bei der Ausstellung ihres Privatlebens und ihres Inneren spürt.
Ob sie damit auch die Grenzen dessen überwindet, was ihre Leserinnen und Leser darüber erfahren möchten, hängt vermutlich stark davon ab, wie viel Erfahrung diese mit dem auch in Deutschland immer populärer werdenden Genre des memoir oder sogenannten Theorie-Romanen haben, deren plottreibendes Element nicht das Geschehen zwischen verschiedenen Figuren, sondern der Umgang mit Theorie (meistens poststrukturalistischer und hier auch feministischer Prägung) ist. Die Mischung aus der Schilderung größter Intimität und höchster geistiger Anspannung wird schon auf der ersten Seite deutlich, als Nelson zuerst den Analverkehr mit Harry beschreibt und wenige Zeilen später Wittgenstein zitiert.
Es dauert einige Seiten, bis diese Art der Kombinatorik nicht mehr wie die ziemlich manierierte Angeberei eines allzu beflissenen Philosophie-Fans wirkt - ein Eindruck, der noch durch die graphische Entscheidung verstärkt wird, am Rand des Textes in einer vom Fließtext abweichenden serifenlosen Typographie jeweils den Namen der gerade behandelten Autorin oder des soeben genannten Philosophen festzuhalten. Immer wieder wird hier Roland Barthes genannt, der neben Eve Sedgwick einer der entscheidenden Stichwortgeber für Nelson ist. Das liegt nicht nur an seinen Schriften über den Zusammenhang von Geschlechtlichkeit und Literatur, sondern auch an seiner Weigerung, den eigenen Text unter einem Gattungsnamen zum Stillstand zu bringen, das heißt: ihn auf eine bestimmte Lesart und Interpretation festzulegen. Barthes arbeitete sich sein Leben lang daran ab, wie es ihm gelingen könnte, sein eigenes Leben, getrieben durch das Begehren, zu schreiben, in einen Text zu verwandeln, der zwar "Roman" heißen könnte, diese Bezeichnung aber lediglich als Motivation nähme, sich von ihren Traditionen zu befreien.
Genau das gelingt Nelson, die schreibt, dass "schlechte Fiktionen Erzählungen voller falscher Alternativen" seien, die nur den Eindruck erwecken, die Phantasie der Leserinnen und Leser zu wecken, während sie doch eher so wirkten, "dass du immer weniger in der Lage bist, einen Weg hinaus zu sehen, einen Weg hinaus einzuschlagen". Ihr eigenes Buch lässt jegliche Fiktion hinter sich und löst sich aus der Gefangenschaft von Gattungsnamen, Geschlechtszuschreibung und sozialer Erwünschtheit von beidem, indem sie den Kampf ebendamit beschreibt. Als lesbische Frau mit einem Transmann zusammenzuleben und eine Familie zu gründen wird als Emanzipationsprozess geschildert, also als Anlass zu wilder Freude übers Entrinnen aus patriarchialen Strukturen und als Erlösung in einer Liebesbeziehung, aber auch als Grund ständiger Sorge vor der Bedrohung durch eine Außenwelt, die diese Art zu leben bestenfalls beschämen, schlimmstenfalls mit Gewalt bedrohen will.
Die Argonautensage aus der griechischen Antike besagt, dass die Schiffsleute auf der "Argo" deren Einzelteile auf der Reise vollständig austauschten, während das Boot doch immer als "Argo" weiterfuhr. Dieses kraftvolle Bild einer vollständigen Dekonstruktion und Neuzusammensetzung wendet Nelson in ihrem Text an, der selbstgewiss dabei bleibt, eine intellektuelle Autobiographie als eine Erziehung der Gefühle zu beschreiben, ohne großes Aufheben darum zu machen, dass beide nicht nur in eins fallen können, sondern in eins fallen müssen - zumindest, wenn sich damit ein humanistisch derart umfassendes Programm verbindet, wie das bei Maggie Nelson der Fall ist. Die Intensität, mit der sie sich dabei selbst zum Forschungsgegenstand macht, ist beeindruckend. Das macht den Text nicht automatisch gut. Aber es geschieht etwas viel Besseres: Hier ist ein Nachweis, dass eine scheinbar schlichte Kategorie wie "gut" auf den Prüfstand gehört.
HANNA ENGELMEIER
Maggie Nelson: "Die Argonauten".
Aus dem Englischen von Jan Wilm. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2017. 192 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einordnungen sind der Beginn der Ausgrenzung. Maggie Nelson hat daraus ihre Konsequenzen gezogen und das alle Erzählgattungen hinter sich lassende Buch "Die Argonauten" verfasst.
Maggie Nelsons Buch "Die Argonauten" wird vom Verlag ohne Einordnung als "Roman", "Autobiographie", "Essay" oder Ähnliches ausgeliefert. Wollte man nun aber unbedingt eine Angabe darüber machen, mit welcher Art von Text man es zu tun hat, würde sich vielleicht "Transformation" eignen - damit wäre zugleich angesprochen, womit sich die amerikanische Autorin inhaltlich und formal auseinandersetzt. Das Buch erzählt von ihrer eigenen queeren Familie, die aus Harry besteht, der zur Zeit der Erzählung eine Geschlechtsumwandlung durchläuft, dessen Sohn aus einer früheren Beziehung, ihr selbst und dem Kind, das sie gemeinsam mit Harry mit Hilfe einer künstlichen Befruchtung bekommt.
Gegenstand der Erzählung sind dabei unter anderem die schmerzlichen körperlichen Transformationen, die Operationen von Harry, In-vitro-Fertilisation und Schwangerschaft bedeuten, vor allem aber die enormen Umwälzungen, die diese Prozesse im Gefühlsleben aller Beteiligten auslösen. Dass sie nebenbei einen Haushalt führen, ihrer Arbeit nachgehen und über das Begleichen von Rechnungen nachdenken müssen, wird erfreulicherweise nie verschwiegen. Dass dennoch die Hauptsache des Buches das Leben einer Intellektuellen ist, auch nicht.
Die erforschende Beschreibung all dieser Übergänge zwischen den Geschlechtern, zwischen der Identität Nelsons als Autorin und als Mutter, zwischen den sogenannten heteronormativen und den queeren Familien- und Liebesordnungen führt in "Die Argonauten" zu einem Text, der auch formal ständig im Übergang begriffen ist. Er bewegt sich zwischen autobiographischem Bericht und theoretischer Reflexion, zwischen Lektürebericht und Schreibtagebuch - es handelt sich gewissermaßen um einen Transtext, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil er in der Schilderung körperlicher Vorgänge, emotionaler Bewegungen und persönlicher Beziehungen immer wieder die Grenzen der Scham überwindet, die die Autorin selbst bei der Ausstellung ihres Privatlebens und ihres Inneren spürt.
Ob sie damit auch die Grenzen dessen überwindet, was ihre Leserinnen und Leser darüber erfahren möchten, hängt vermutlich stark davon ab, wie viel Erfahrung diese mit dem auch in Deutschland immer populärer werdenden Genre des memoir oder sogenannten Theorie-Romanen haben, deren plottreibendes Element nicht das Geschehen zwischen verschiedenen Figuren, sondern der Umgang mit Theorie (meistens poststrukturalistischer und hier auch feministischer Prägung) ist. Die Mischung aus der Schilderung größter Intimität und höchster geistiger Anspannung wird schon auf der ersten Seite deutlich, als Nelson zuerst den Analverkehr mit Harry beschreibt und wenige Zeilen später Wittgenstein zitiert.
Es dauert einige Seiten, bis diese Art der Kombinatorik nicht mehr wie die ziemlich manierierte Angeberei eines allzu beflissenen Philosophie-Fans wirkt - ein Eindruck, der noch durch die graphische Entscheidung verstärkt wird, am Rand des Textes in einer vom Fließtext abweichenden serifenlosen Typographie jeweils den Namen der gerade behandelten Autorin oder des soeben genannten Philosophen festzuhalten. Immer wieder wird hier Roland Barthes genannt, der neben Eve Sedgwick einer der entscheidenden Stichwortgeber für Nelson ist. Das liegt nicht nur an seinen Schriften über den Zusammenhang von Geschlechtlichkeit und Literatur, sondern auch an seiner Weigerung, den eigenen Text unter einem Gattungsnamen zum Stillstand zu bringen, das heißt: ihn auf eine bestimmte Lesart und Interpretation festzulegen. Barthes arbeitete sich sein Leben lang daran ab, wie es ihm gelingen könnte, sein eigenes Leben, getrieben durch das Begehren, zu schreiben, in einen Text zu verwandeln, der zwar "Roman" heißen könnte, diese Bezeichnung aber lediglich als Motivation nähme, sich von ihren Traditionen zu befreien.
Genau das gelingt Nelson, die schreibt, dass "schlechte Fiktionen Erzählungen voller falscher Alternativen" seien, die nur den Eindruck erwecken, die Phantasie der Leserinnen und Leser zu wecken, während sie doch eher so wirkten, "dass du immer weniger in der Lage bist, einen Weg hinaus zu sehen, einen Weg hinaus einzuschlagen". Ihr eigenes Buch lässt jegliche Fiktion hinter sich und löst sich aus der Gefangenschaft von Gattungsnamen, Geschlechtszuschreibung und sozialer Erwünschtheit von beidem, indem sie den Kampf ebendamit beschreibt. Als lesbische Frau mit einem Transmann zusammenzuleben und eine Familie zu gründen wird als Emanzipationsprozess geschildert, also als Anlass zu wilder Freude übers Entrinnen aus patriarchialen Strukturen und als Erlösung in einer Liebesbeziehung, aber auch als Grund ständiger Sorge vor der Bedrohung durch eine Außenwelt, die diese Art zu leben bestenfalls beschämen, schlimmstenfalls mit Gewalt bedrohen will.
Die Argonautensage aus der griechischen Antike besagt, dass die Schiffsleute auf der "Argo" deren Einzelteile auf der Reise vollständig austauschten, während das Boot doch immer als "Argo" weiterfuhr. Dieses kraftvolle Bild einer vollständigen Dekonstruktion und Neuzusammensetzung wendet Nelson in ihrem Text an, der selbstgewiss dabei bleibt, eine intellektuelle Autobiographie als eine Erziehung der Gefühle zu beschreiben, ohne großes Aufheben darum zu machen, dass beide nicht nur in eins fallen können, sondern in eins fallen müssen - zumindest, wenn sich damit ein humanistisch derart umfassendes Programm verbindet, wie das bei Maggie Nelson der Fall ist. Die Intensität, mit der sie sich dabei selbst zum Forschungsgegenstand macht, ist beeindruckend. Das macht den Text nicht automatisch gut. Aber es geschieht etwas viel Besseres: Hier ist ein Nachweis, dass eine scheinbar schlichte Kategorie wie "gut" auf den Prüfstand gehört.
HANNA ENGELMEIER
Maggie Nelson: "Die Argonauten".
Aus dem Englischen von Jan Wilm. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2017. 192 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Maggie Nelson zeigt, dass es möglich ist, Philosophie und radikale Kritik als romantische Orgie auf den Trümmern alter Gewohnheiten zu feiern - um am Ende zu ahnen, was es heißt, frei zu sein." Margarete Stokowski
"Mit wilder Intelligenz, die letztlich der Liebe verpflichtet ist, schneidet Maggie Nelson durch die vorgefertigten Gedanken- und Gefühlsstrukturen unserer Zeit." Ben Lerner
"Altern. Wachsen. Schwanger sein. Mann werden. Körper verändern sich, ihr Zustand wechselt, und dafür versucht Maggie Nelson eine eigene Sprache zu finden. [...] Die Schönheit dieses ganz ungewöhnlichen Buchs macht aber nicht nur seine Leichtigkeit aus. Sondern eine Haltung, die sich mit einem Wort beschreiben lässt: Respekt." Julia Voss, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.09.2017
"'Die Argonauten' ist nicht nur deshalb ein scharfsinniges Buch, weil es, durchsetzt von unzähligen kursivierten, am Rand auf den jeweiligen Urheber verweisenden Zitaten, eine kompakte, stilistisch unverblasene Einführung in den intellektuellen Kosmos der Gender Studies bietet [...]. In einer Mischung aus Erzählen und Reflektieren überprüft Nelson jede vermeintliche Gewissheit rücksichtslos am eigenen Leib. [...] Zugleich gelingt ihr ein warmherziges, einfühlsames Stück Literatur, das sich in seiner aus Fragmenten komponierten, an der Chronologie rüttelnden, immer wieder neu ansetzenden, abschweifenden und ausschweifenden Form ständig selbst umbaut, dabei jedoch auf eine dramaturgische Klimax zusteuert [...]." Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel, 25.09.2017
"Der Widerspruch, jemanden in Worte fassen zu wollen, der sich nicht festlegen lassen will, sorgt für die Reibung, die dieses Buch so elektrisierend macht. Es ist der Versuch, den Begriff 'queer', der, wie Nelson sagt, 'umfasst, was zerschmilzt oder sich verschiebt', in einen Text zu verwandeln." Xaver von Cranach, Der Spiegel, 30.09.2017
"[Maggie Nelson] findet zu einer ekstatischen Art des Schreibens über die Liebe." Hannah Pilarczyk, SPIEGEL ONLINE, 02.10.2017
"Das Bestechende an Nelsons Denken ist ihr Einsatz für eine Offenheit, für eine Anerkennung von Erfahrungen, die nicht identisch mit den eigenen sind - ohne falsche Vereinnahmung. Damit verbunden ist ihr Ringen um größtmögliche Freiheit: des Geschlechts, des Begehrens, der gelebten Sexualität, der Vielfalt von Familie. [...] Ihr Buch ist mithin auch ein Plädoyer gegen all jene rückwärtsgewandten Stimmen, die heute europaweit und natürlich auch in Trumps Amerika immer lauter werden." Carola Ebeling, Missy Magazin, Oktober/ September 2017
"'Die Argonauten' von Maggie Nelson fordern mich heraus. Das Buch bietet eine Einführung in den intellektuellen Kosmos der Genderstudies, schneidet durch vorgefertigte Gedanken- und Gefühlsstrukturen und ist die ergreifende Erzählung des Wesens von Liebe und Familie." Veronika Steinböck, Die Presse, 17.03.2018
"Ein hochspannendes Buch über Freiheit und Identität" Bernadette Conrad, SRF2 Kultur, 14.11.2017
"Mit wilder Intelligenz, die letztlich der Liebe verpflichtet ist, schneidet Maggie Nelson durch die vorgefertigten Gedanken- und Gefühlsstrukturen unserer Zeit." Ben Lerner
"Altern. Wachsen. Schwanger sein. Mann werden. Körper verändern sich, ihr Zustand wechselt, und dafür versucht Maggie Nelson eine eigene Sprache zu finden. [...] Die Schönheit dieses ganz ungewöhnlichen Buchs macht aber nicht nur seine Leichtigkeit aus. Sondern eine Haltung, die sich mit einem Wort beschreiben lässt: Respekt." Julia Voss, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.09.2017
"'Die Argonauten' ist nicht nur deshalb ein scharfsinniges Buch, weil es, durchsetzt von unzähligen kursivierten, am Rand auf den jeweiligen Urheber verweisenden Zitaten, eine kompakte, stilistisch unverblasene Einführung in den intellektuellen Kosmos der Gender Studies bietet [...]. In einer Mischung aus Erzählen und Reflektieren überprüft Nelson jede vermeintliche Gewissheit rücksichtslos am eigenen Leib. [...] Zugleich gelingt ihr ein warmherziges, einfühlsames Stück Literatur, das sich in seiner aus Fragmenten komponierten, an der Chronologie rüttelnden, immer wieder neu ansetzenden, abschweifenden und ausschweifenden Form ständig selbst umbaut, dabei jedoch auf eine dramaturgische Klimax zusteuert [...]." Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel, 25.09.2017
"Der Widerspruch, jemanden in Worte fassen zu wollen, der sich nicht festlegen lassen will, sorgt für die Reibung, die dieses Buch so elektrisierend macht. Es ist der Versuch, den Begriff 'queer', der, wie Nelson sagt, 'umfasst, was zerschmilzt oder sich verschiebt', in einen Text zu verwandeln." Xaver von Cranach, Der Spiegel, 30.09.2017
"[Maggie Nelson] findet zu einer ekstatischen Art des Schreibens über die Liebe." Hannah Pilarczyk, SPIEGEL ONLINE, 02.10.2017
"Das Bestechende an Nelsons Denken ist ihr Einsatz für eine Offenheit, für eine Anerkennung von Erfahrungen, die nicht identisch mit den eigenen sind - ohne falsche Vereinnahmung. Damit verbunden ist ihr Ringen um größtmögliche Freiheit: des Geschlechts, des Begehrens, der gelebten Sexualität, der Vielfalt von Familie. [...] Ihr Buch ist mithin auch ein Plädoyer gegen all jene rückwärtsgewandten Stimmen, die heute europaweit und natürlich auch in Trumps Amerika immer lauter werden." Carola Ebeling, Missy Magazin, Oktober/ September 2017
"'Die Argonauten' von Maggie Nelson fordern mich heraus. Das Buch bietet eine Einführung in den intellektuellen Kosmos der Genderstudies, schneidet durch vorgefertigte Gedanken- und Gefühlsstrukturen und ist die ergreifende Erzählung des Wesens von Liebe und Familie." Veronika Steinböck, Die Presse, 17.03.2018
"Ein hochspannendes Buch über Freiheit und Identität" Bernadette Conrad, SRF2 Kultur, 14.11.2017