Die Katharsis ist seit der 'Wiederentdeckung' der aristotelischen Poetik aufgrund ihrer Bedeutung für eine Theorie der Dichtung, der Literatur allgemein, des Theaters und des Films ein 'heißes Eisen'. Im vorliegenden Buch werden v.a. von Theater- und LiteraturwissenschaftlerInnen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verfasste Schriften zur Katharsis analysiert. Dabei kommt zum Vorschein, dass sie neben Lessing, Goethe, Schiller und Brecht einerseits, v.a. auf die Forschungsergebnisse der Altphilologen Jacob Bernays, Friedrich Nietzsche, Wolfgang Schadewaldt, Max Pohlenz und Helmut Flashar zum Thema Katharsis rekurrieren, andererseits aber, dass es ein Wechselverhältnis zwischen der altphilologischen und der theater- und literaturwissenschaftlichen Forschung gibt. Ein wichtiges Glied in diesem Wechselverhältnis sind die frühen Schriften von Breuer und Freud und deren Rezeption im Fin-de-Siècle. Es wird zudem gezeigt, dass für Aristoteles die Wirkung der Tragödie mit der szenischen Repräsentation gar nicht direkt zusammenhängen musste, weil ihn die Tragödie als Dichtung und nicht primär als öffentliche Aufführung im Theater interessierte.