In seinem neuen Buch zeigt Axel Honneth, was es aus der philosophischen Tradition über einen vernünftigen Begriff der Freiheit noch zu lernen gibt, was sich heute der Realisierung einer solchen Freiheit in den Weg stellt und woher schließlich die Anregungen für eine weitere Verwirklichung von Freiheit stammen können. In einem ersten Schritt unternimmt er eine zwischen Hegel und Marx vermittelnde Begriffsklärung, während sich der zweite Teil sozialen Problemfeldern zuwendet, in denen die gegenwärtigen Hindernisse einer Realisierung von Freiheit besonders deutlich ins Auge fallen. Abschließend wird der Versuch unternommen, Triebkräfte zu bestimmen, die dem Kampf für die Freiheit heute neuen Aufschwung verleihen könnten.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Thomas Meyer stellt zunächst einmal fest, wie rar die Beiträge jener Philosophen im Hegel-Jahr gesät sind, die sich der Frankfurter Schule zurechnen. Nun also doch einer, Axel Honneth, wenn auch nur mit gesammelten Aufsätzen. Aber die hat der Kritiker offenbar mit Gewinn gelesen, selbst wenn sie ihn daran erinnerten, dass seit Adorno die Hegelsche Hauptfigur, der "Geist", keine so große Rolle spielt. Dafür aber wird die "Empörung" bei Hegel aufgesucht, die immerhin als "Notrecht für Arme" von ihm ins System aufgenommen wurde. Und mit diesem Fund habe sich Honneth in gewisser Weise aufgemacht, um Hegel unter Umgehung von Marx fortzuschreiben - bis zur EU. Die Legitimationskrise der Demokratien sei nicht nur zu beklagen, scheint Honneth uns Thomas Meyer zufolge sagen zu wollen, sondern jene Bruchstellen seien unter Zuhilfenahme Hegels aufzusuchen, die zur Bekämpfung dieses Notstands taugten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Axel Honneths neue Aufsätze sind eine Klasse für sich. Auf hohem Niveau artikulieren sie ein tiefes Unbehagen am sozialen Strickmuster gesellschaftlichen Lebens.« Wolfgang Hellmich Neue Zürcher Zeitung 20201026