Dass jede Übersetzung zugleich Interpretation ist, gilt für die Texte der Septuaginta in besonderen Weise. Die grundsätzlich auf Deutung hin offenen biblischen Texte werden mit der Übersetzung ins Griechische aktualisiert und auf die historische Situation der jüdischen Gemeinde in hellenistischer Zeit angewendet. Dies zeigt sich in besonderer Weise bei den Asafpsalmen (Ps 50.73 - 83MT = Ps 49.72 -82LXX). Die hier stattfindende Auseinandersetzung mit der Katastrophenerfahrung von Heiligtumzerstörung und Exil wird in der griechischen Version metaphorisierend auf die eigene Diasporaerfahrung hin gedeutet.