Manche Erinnerungen sind so schrecklich, dass man sie nicht aufschreiben vermag. Doch manch eine Kindheit überlebt man nur, indem man Worte für sie finden, sie wieder aufleben läßt, um sich zu vergewissern, was war. Frank McCourts Erinnerungen kommen wie ein Roman daher, und hat man sich in dem
Schrecken erst einmal verbissen, hofft man auf ein Wunder, dass es enden möge. Doch dem ist nicht so. In…mehrManche Erinnerungen sind so schrecklich, dass man sie nicht aufschreiben vermag. Doch manch eine Kindheit überlebt man nur, indem man Worte für sie finden, sie wieder aufleben läßt, um sich zu vergewissern, was war. Frank McCourts Erinnerungen kommen wie ein Roman daher, und hat man sich in dem Schrecken erst einmal verbissen, hofft man auf ein Wunder, dass es enden möge. Doch dem ist nicht so. In all der Düsternis blitzen trotzdem immer wieder glücklichere Momente auf, als gelte es, Mut vor dem nächsten Schlag zu schöpfen, den das Schicksal für einen bereithält. Das Irland, das Frank McCourt beschreibt, ist bitterarm. Es gibt zu wenig Arbeit, Unterkünfte, in denen bei Regen das Wasser steht, im Winter fehlt es an Brennholz, an Essen sowieso und der Vater säuft. Es ist McCourts Verdienst, dass kein Hass in dem Roman aufkommt. Wut allemal. Zorn. Aber auch Liebe. Schonungslos werden die Zustände beschrieben, niemand an den Pranger gestellt. Selbst Malachy, der Vater, singt gelegentlich Lieder, erzählt von der Freiheit, bevor er seine Kinder wieder strammstehen und sie versprechen läßt, für Irland zu sterben. Ist die Hoffnung erst Mal am Ende, helfen nur noch Träume weiter. Es gibt ein Überleben, sagt dieses Buch, wenn man sich nicht aufgibt. Die stärksten Bäume brechen unter Schneelasten zusammen und sitzt die Krankheit erst im Herz fest, gibt es kein Entrinnen mehr. Die Mutter, Angela, hält die Familie zusammen, trägt das Elend, versucht den Kindern das Notwendigste zu geben. Das läßt sich alles nur mit Humor ertragen. Frank McCourt besitzt eine Menge davon. Sein Lachen ist nie verstummt. Er hat seine Familie mit Worten geehrt. Manchmal packt einen das Leben im Genick und schüttelte einen solange durch, bis es genug von einem hat. Dann ist es an der Zeit, davon zu erzählen.