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Henry James
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Die Aspern-Schriften
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1875 machte Henry James England endgültig zu seiner neuen Heimat und vertiefte sein vorrangiges literarisches Thema - Porträts von im Ausland lebenden Amerikanern und den Gegensatz der Lebensweisen und Kulturen - u. a. auch in der vorliegenden Erzählung. Damit versicherte sich der wohl tiefsinnigste Psychologe unter den bedeutenden Romanautoren des späten 19. Jahrhunderts seiner Modernität und wurde immer wieder ins heutige Bewusstsein gehoben.
Henry James (1843 - 1916), in New York City geborener Sohn aus wohlhabender Familie, genoss eine kosmopolitische Erziehung. Er studierte Jura in Harvard und ging 1875 als Korrespondent nach Paris, wo er Bekanntschaft mit Flaubert und Turgenev schloss. Später zog er nach England und wurde 1915 unter dem Eindruck des Weltkrieges britischer Staatsbürger. Er schrieb zwanzig Romane, Theaterstücke, Reiseberichte, Essays und über hundert Erzählungen, die ihm zu Lebzeiten Ruhm und Anerkennung eintrugen. Die Begegnung von Amerikanern mit Europa war Henry James' Lebensthema. Mit seiner scharfen Beobachtungsgabe und seinen kunstvollen Bewusstseinsschilderungen gilt er als Meister des psychologischen Romans.
Produktdetails
- Bibliothek der Klassischen Moderne
- Verlag: Triptychon
- Originaltitel: The Aspern Papers
- 2., überarb. Aufl.
- Seitenzahl: 208
- Deutsch
- Abmessung: 118mm x 198mm
- Gewicht: 360g
- ISBN-13: 9783935993043
- ISBN-10: 3935993048
- Artikelnr.: 11229430
Herstellerkennzeichnung
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kristina Maidt-Zinke lobt die Neuausgabe der 1887 entstandenen Novelle als sehr gelungen, vor allem das Nachwort begeistert sie durch seine enthusiastische Einführung jenseits aller "schwerfälligen Gelehrsamkeit". Die Novelle des amerikanischen Autors erzählt von einem Journalisten und Literaturwissenschaftler, der hinter dem Nachlass eines berühmten Dichters her ist, den zwei allein stehende Frauen besitzen, fasst die Rezensentin zusammen. Sie preist das Buch als "kleine, schillernde Kostbarkeit" wobei sie überrascht feststellt, dass die Hauptfigur in seiner skrupellosen Jagd nach den Papieren "frappierend modern" erscheint. Maidt-Zinke ist beeindruckt, wie "virtuos" James mit Andeutungen, Vermutungen und Ungewissheiten spielt, wobei sie insbesondere das "komödiantischen" Geschick James' bei der Beschreibung der Verwicklungen zwischen der Hauptfigur und den beiden Damen, die ihrerseits auch ziemlich gerissen erscheinen, hervorhebt. Die Leser seien zwischen "klarem Durchblick" und "Verwirrung" hin und her gerissen, was ein Großteil des Lesevergnügens ausmacht, meint die Rezensentin angetan. Lediglich einige "Eigenmächtigkeiten" in der Übersetzung irritieren die ansonsten begeisterte Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In diesem 1888 erschienenen Roman, einem seiner besten, enthüllt James mit psychologischer Finesse Dimensionen der Gier.« Focus
Vom steinernen Zölibatär
Der im angelsächsischen Sprachraum als Kultautor verehrte Schriftsteller Henry James hat auch in dem Roman «Die Aspern-Schriften» von 1888 ein grandioses Beispiel geliefert für seine Kunst, psychologisch ausgefeilte Frauenfiguren zu …
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Vom steinernen Zölibatär
Der im angelsächsischen Sprachraum als Kultautor verehrte Schriftsteller Henry James hat auch in dem Roman «Die Aspern-Schriften» von 1888 ein grandioses Beispiel geliefert für seine Kunst, psychologisch ausgefeilte Frauenfiguren zu erschaffen, das andere Geschlecht also vielschichtig und tiefgründig darzustellen. Dabei bleibt allerdings eine - nicht ganz unwichtige - Komponente des Weiblichseins völlig ausgeschlossen. Der Autor hat sich selbst mal als einen «sexuellen Selbstversorger» bezeichnet, seine Geschichte – wen wundert’s - ist ein geradezu puritanisch anmutender Text ohne jeden erotischen Esprit. Aber auch Wittgenstein hat ja in seinem berühmten Tractatus logico-philosophicus gefordert: «Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen». Es bleibt aber, das sei vorweg gesagt, genügend übrig aus dem fragwürdigen Innenleben seiner Figuren, was diesen subtilen Roman trotzdem zu einem Lesevergnügen werden lässt.
In einem kammerspielartigen Plot mit nur drei Hauptfiguren und einem verfallenen Palazzo in Venedig als Bühne wird die Geschichte einer literarischen Obsession erzählt. Ein amerikanischer Ich-Erzähler, der namenlos bleibt und auch altersmäßig unbestimmt, ist als Herausgeber von Werken des - etwa um 1820 herum - jung verstorbenen, romantischen Dichters Jeffrey Aspern auf der Suche nach hinterlassenen Schriften von ihm. Dabei ist er auf Juliana Bordereau gestoßen, die einst zu seinen Musen gehörte und in seinem Werk etliche Spuren hinterlassen hat. Sie lebt hochbetagt mit Tina, ihrer Nichte ebenfalls unbestimmten Alters, die genau so gut auch ihre Großnichte sein könnte, völlig zurückgezogen in Venedig. Auf schriftliche Anfrage wird der Romanheld denn auch brüsk abgewiesen, also versucht er mit einer List, in die Nähe der uralten Dame, - eine Hundertjährige mutmaßlich -, und damit auch an die bei ihr vermuteten, begehrten Papiere zu kommen, Liebesbriefe höchstwahrscheinlich. Und tatsächlich zieht er unter falschem Namen und unter einem trickreichen Vorwand für eine horrende Summe als Untermieter in den Palazzo ein und kann auch tatsächlich, nach anfänglich eiskalter Abweisung seitens der Damen, allmählich einen Kontakt zu ihnen aufbauen. Seine wahnhafte Gier nach schriftlichen Zeugnissen seines Dichter-Idols, den er auf einer Stufe sieht mit Shakespeare, lässt ihn alle Demütigungen ertragen und bringt ihn finanziell an den Rand des Ruins. Moralische Skrupel kennt er nicht, «es gibt keine Niederträchtigkeit, die ich nicht um Jeffrey Asperns willen begehen würde» sagt er im Roman. Der Nichte verrät er schließlich den wahren Grund seines Aufenthalts im Palazzo, und nach dem ersten Schrecken deutet sie vage an, ihm vielleicht ja helfen zu können.
Die in neun Kapiteln konventionell erzählte, spannende Geschichte, die zeitlich nur einige wenige Monate umfasst, steigert sich in einer geschickten Dramaturgie auf ein so nicht unbedingt vorhersehbares Ende zu. Mit ihrem kenntnisreichen Nachwort gibt die Übersetzerin dem Leser eine hochwillkommene Ergänzung des Textes zur Hand, die auf dessen viele Bezüge zum Ambiente Venedigs eingeht, auf die im Roman beschriebenen Kunstwerke zudem, vor allem aber auf das verwirrend komplexe psychische Geflecht der drei Protagonisten. An dieser Stelle erfahren wir auch, dass all dem eine Anekdote zugrunde liegt von einem Geschehen, das sich im Jahre 1879 in Florenz zugetragen habe, - mit identischem Ausgang der Geschichte übrigens.
Der sprachlich recht altbackene Roman mit seiner enigmatischen Erzählweise lässt den Lesern reichlich Raum für eigene Interpretationen. Mit kriminalistischen Anklängen wird da von beiden Seiten ein ebenso schlitzohriger wie erbitterter, skrupelloser Kampf zwischen den Damen und dem im Nachwort als «steinerner Zölibatär» bezeichneten Ich-Erzähler geführt. Keiner von ihnen kann wirklich gewinnen, was einen nicht unwesentlichen Teil des – zugegeben - schadenfrohen Lesevergnügens ausmacht, bei mir war es jedenfalls so!
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