Dieser Band versammelt alle Gespräche und Interviews mit Georges Bataille, die nun erstmals auf Deutsch zu lesen sind. Sie vermitteln Batailles wesentliche Fragestellungen und Positionen in einer ungekannten und faszinierenden dialogischen Direktheit und ergänzen darüber hinaus unser Bild Batailles um eine andere, unbekannte Seite.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2012Schöne Verwirrung
In mancherlei Hinsicht war Georges Bataille ein Romantiker. Nehmen wir nur jene knappe Bemerkung zur Dichtung, die er 1951 in einem Gespräch machte: "Aus der Unordnung des Denkens wird beispielsweise die Poesie geboren." Das ist nicht weit entfernt von Friedrich Schlegels Auffassung, der zufolge es für den "Anfang aller Poesie" grundlegend sei, die "Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Fantasie" zu versetzen. Bataille verzichtete in öffentlichen Gesprächen allerdings weitgehend auf genealogisch angelegte Selbsterklärungen und begnügte sich stattdessen mit Andeutungen. Zugegeben: Einige davon besitzen den Appeal seichter Ratgeberphilosophie, andere jedoch bereiten als gezielte Provokationen Vergnügen, und wieder andere sind von beachtenswerter Reichweite. So bekannte Bataille in einem Interview aus dem Jahr 1958, dass er die Literatur aufgrund ihrer Affinität zum Bösen für eine "sehr ernste und große Gefahr" halte, der man trotzen müsse. Diese Einschätzung hat deutlich mehr Gewicht, als man zunächst vermuten mag, da sie den bösen Text jenseits rein inhaltlicher Bestimmungen von seiner Wirkung her begreift. Es fragt sich also ästhetiktheoretisch: Ist der Text selbst eine böse Sprachhandlung? Alle Interviews und Gespräche mit Georges Bataille hat Rita Bischof nun erstmals auf Deutsch in einem lesenswerten Buch zusammengestellt. Zu den darin nur angerissenen Themen wird man profundere Ausführungen in Batailles Werken finden, doch als kurzweiliges Propädeutikum taugen die Unterhaltungen allemal. (Georges Bataille: "Die Aufgaben des Geistes". Gespräche und Interviews 1948-1961. Hrsg., übersetzt und mit einem Vorwort von Rita Bischof. Matthes & Seitz, Berlin 2012. 165 S., br., 14,80 [Euro].) span
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In mancherlei Hinsicht war Georges Bataille ein Romantiker. Nehmen wir nur jene knappe Bemerkung zur Dichtung, die er 1951 in einem Gespräch machte: "Aus der Unordnung des Denkens wird beispielsweise die Poesie geboren." Das ist nicht weit entfernt von Friedrich Schlegels Auffassung, der zufolge es für den "Anfang aller Poesie" grundlegend sei, die "Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Fantasie" zu versetzen. Bataille verzichtete in öffentlichen Gesprächen allerdings weitgehend auf genealogisch angelegte Selbsterklärungen und begnügte sich stattdessen mit Andeutungen. Zugegeben: Einige davon besitzen den Appeal seichter Ratgeberphilosophie, andere jedoch bereiten als gezielte Provokationen Vergnügen, und wieder andere sind von beachtenswerter Reichweite. So bekannte Bataille in einem Interview aus dem Jahr 1958, dass er die Literatur aufgrund ihrer Affinität zum Bösen für eine "sehr ernste und große Gefahr" halte, der man trotzen müsse. Diese Einschätzung hat deutlich mehr Gewicht, als man zunächst vermuten mag, da sie den bösen Text jenseits rein inhaltlicher Bestimmungen von seiner Wirkung her begreift. Es fragt sich also ästhetiktheoretisch: Ist der Text selbst eine böse Sprachhandlung? Alle Interviews und Gespräche mit Georges Bataille hat Rita Bischof nun erstmals auf Deutsch in einem lesenswerten Buch zusammengestellt. Zu den darin nur angerissenen Themen wird man profundere Ausführungen in Batailles Werken finden, doch als kurzweiliges Propädeutikum taugen die Unterhaltungen allemal. (Georges Bataille: "Die Aufgaben des Geistes". Gespräche und Interviews 1948-1961. Hrsg., übersetzt und mit einem Vorwort von Rita Bischof. Matthes & Seitz, Berlin 2012. 165 S., br., 14,80 [Euro].) span
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mehr als einen Aphorismen-Steinbruch sieht Christoph David Piorkowski in diesem Band mit Gesprächen und Interviews mit Georges Bataille aus den Jahren 1948 bis 1961. Der Autor begegnet ihm hier als höflicher Spieler, der zwar immer wieder Fragen nach seinem Werk ausweicht, aber gerade dadurch das für ihn so wichtige Moment des Somnambulen, Außerbegrifflichen bestätigt. Andere zentrale Motive seines Denkens entdeckt der Rezensent zwischen den Zeilen. Etwa, wenn Bataille auf die Heilung durch Zwecklosigkeit abhebt. Schließlich erfährt Piorkowski auch Privates, so über Batailles problematische Vaterbeziehung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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