Die Erzbischöfe von Mainz waren kraft ihrer Stellung als Metropoliten der größten deutschen Kirchenprovinz, als Kurfürsten und Erzkanzler selbstbewußte Herren. Die Unterordnung unter den Apostolischen Stuhl, die konkurrierende Jurisdiktion des Papstes und die Eingriffe der Römischen Kurie in ihre Regierung waren ihnen lästig. Die Vorbehalte des Heiligen Stuhls bei Rechtsakten wie Dispensen empfanden sie als demütigend. Da erschien 1763 das Werk des Febronius, das ihnen die Argumente zu liefern schien, mit denen sie sich aus der drückenden Abhängigkeit befreien zu können vermeinten. Im Verein…mehr
Die Erzbischöfe von Mainz waren kraft ihrer Stellung als Metropoliten der größten deutschen Kirchenprovinz, als Kurfürsten und Erzkanzler selbstbewußte Herren. Die Unterordnung unter den Apostolischen Stuhl, die konkurrierende Jurisdiktion des Papstes und die Eingriffe der Römischen Kurie in ihre Regierung waren ihnen lästig. Die Vorbehalte des Heiligen Stuhls bei Rechtsakten wie Dispensen empfanden sie als demütigend. Da erschien 1763 das Werk des Febronius, das ihnen die Argumente zu liefern schien, mit denen sie sich aus der drückenden Abhängigkeit befreien zu können vermeinten. Im Verein mit den beiden anderen geistlichen Kurfürsten (Köln und Trier) traten sie mit ihren Beschwerden, den Koblenzer Gravamina, an die Öffentlichkeit (1769). Alle vier deutschen Metropoliten fanden sich auf dem Emser Kongreß (1786) zu einem Oppositionsmanifest zusammen gegen die vom Heiligen Stuhl einzuholenden Fakultäten, Genehmigungen und Bestätigungen sowie gegen die jurisdiktionellen Befugnisseder päpstlichen Nuntien. Papst Pius VI. wich vor dem Aufbegehren nicht zurück und verteidigte entschlossen die päpstlichen Rechte. Die politischen und militärischen Ereignisse des ausgehenden 18. und des anhebenden 19. Jahrhunderts nahmen den Metropoliten den Wind aus den Segeln. Im Grunde ging der Streit um den Universalepiskopat des Papstes im Verhältnis zu der ordentlichen Gewalt der Bischöfe. Er fand seinen dogmatischen Abschluß auf dem Ersten Vatikanischen Konzil.
Der Autor: Georg May, geboren 1926 in Liegnitz (Schlesien); Studium der Philosophie und der Theologie in Breslau, Fulda, München und Neuzelle; 1951 Priesterweihe, Seelsorge in der DDR; 1955 Promotion in München, kanonistisches Spezialstudium, 1957 Habilitation in München; 1957 bis 1958 Privatdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1958 bis 1960 Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising, 1960 bis 1994 Professor an der Universität Mainz, 1994 Emeritierung.
Inhaltsangabe
Aus dem Inhalt : Ordentliche Gewalt der Bischöfe und Universalepiskopat des Papstes - Konzessionssystem und Reservationssystem bei Dispensen.