Der Zeugenbeweis im Strafprozess galt lange Zeit als besonders unzuverlässig. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich in der Strafrechts- und Kriminalwissenschaft schließlich der Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten wissenschaftlichen Fortschritts. Damit einher gingen Bestrebungen die Zuverlässigkeit der Zeugenaussage unter Einsatz von auf Messung und Beobachtung beruhenden naturwissenschaftlichen Methoden zu steigern. In diesem Zusammenhang widmeten sich in Österreich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Vertreter der Grazer Schule der Kriminologie der Aussageforschung. In der vorliegende Arbeit werden deren Erkenntnisse auf diesem Gebiet nachgezeichnet. Die Darstellung beginnt mit Hans Gross, dem Begründer der Grazer Schule und dessen Beitrag im Bereich der Aussageforschung. Darauf folgt eine Zusammenfassung des Wirkens und Schaffens seines Nachfolgers Adolf Lenz. Fortgesetzt wird mit einem Kapitel über Ernst Seelig, der sich besonders intensiv mit der Methodik der Aussageforschung auseinandergesetzt hat. Zusätzlich wird auf die in Graz in den 1920er-Jahren durchgeführte apparaturenunterstützte Lügendetektion eingegangen.