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"Niemals hätte sich ein Krieg leichter verhindern lassen als dieser, der eben alles vernichtet hat, was von der Welt nach dem vorangegangenen Kampf noch übriggeblieben war." Winston Churchill
Was der britische Premierminister im Vorwort seiner Geschichte des Zweiten Weltkriegs feststellte, ist ein Vorwurf an die Staatsmänner der dreißiger Jahre, der bis heute nicht verstummt ist. War der im September 1939 beginnende Krieg tatsächlich ein "unnötiger Krieg", wie Churchill argumentierte? Hätte eine entschlossene Politik der Festigkeit und des Widerstandes Hitler zur Räson bringen können und…mehr

Produktbeschreibung
"Niemals hätte sich ein Krieg leichter verhindern lassen als dieser, der eben alles vernichtet hat, was von der Welt nach dem vorangegangenen Kampf noch übriggeblieben war."
Winston Churchill

Was der britische Premierminister im Vorwort seiner Geschichte des Zweiten Weltkriegs feststellte, ist ein Vorwurf an die Staatsmänner der dreißiger Jahre, der bis heute nicht verstummt ist. War der im September 1939 beginnende Krieg tatsächlich ein "unnötiger Krieg", wie Churchill argumentierte? Hätte eine entschlossene Politik der Festigkeit und des Widerstandes Hitler zur Räson bringen können und der Welt Millionen an Toten und ungezählte Verwüstungen erspart?

Das Buch stellt aber auch Fragen, die Struktur, Fundament und Charakter der deutschen Außenpolitik in den dreißiger Jahren betreffen:
· Verfuhren die Nationalsozialisten nach festen, nur aus taktischen Gründen flexibel gehandhabten Maximen?
· Wie gestaltete und äußerte sich der Ämterdarwinismus in der Außenpolitik?
· Gab es neben Hitlers Zielen noch andere, rivalisierende Politikentwürfe in Partei und Regierung?
· Und schließlich: bestimmte Hitler selbständig die Marschroute der deutschen auswärtigen Politik oder war er vielmehr auch im außenpolitischen Geschehen ein Spielball der Umstände und seiner Umgebung?

Im Wechsel zwischen einem strukturellen und erzählendem Zugriff und unter Einbeziehung der konträren Deutungsmuster beschreibt das Buch die wichtigsten Stationen der deutschen Außenpolitik im europäischen Verbund in den Jahren zwischen der "Machtergreifung" und dem Kriegsbeginn im September 1939.

Die konzise und lebendig geschriebene Gesamtdarstellung der Diplomatie des Deutschen Reiches von 1933 bis 1939 sucht Hitlers außenpolitische Erfolge gegenüber den europäischen Mächten zu ergründen. Rainer F. Schmidt geht der Frage nach, weshalb die anderen Großmächte der deutschen Expansion bis an die Schwelle des Krieges praktisch tatenlos zusahen, obschon die Nationalsozialisten seit den zwanziger Jahren kein Hehl aus ihren radikalen, auf Vergeltung, Krieg und Lebensraum zusteuernden Zielen gemacht hatten.
Autorenporträt
Rainer F. Schmidt ist Professor für Geschichte der Neuzeit und der Didaktik der Geschichte an der Universität Würzburg. Er ist u.a. Autor einer Biographie über Graf Julius Andrássy und einer Studie über den Flug von Rudolf Heß nach Schottland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

Auf dem Weg in die Katastrophe
Anschaulich erzählt und plausibel analysiert: Rainer F. Schmidt über Hitlers Außenpolitik / Von Josef Henke

Vertrautem zu begegnen ist in aller Regel ein angenehmes Erleben. Und heutzutage eine Neuerscheinung zur nationalsozialistischen Außenpolitik in die Hand zu nehmen verheißt dem Leser, der in den späten sechziger und den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an westdeutschen Universitäten seinem "Interesse an der Geschichte" gefolgt ist, das Wiedereintauchen in ein noch wohlbekanntes Forschungsfeld. Gespannt ist er auf die Lektüre vor allem deshalb, weil Klaus Hildebrand in seiner Gesamtdarstellung "Das vergangene Reich" (1995) die Geschichte auch der unter dem "Fluch des Dogmas" stehenden nationalsozialistischen Außenpolitik abschließend erzählt, analysiert und bilanziert hat.

Gespannt ist der Leser auf neue Quellen, die sich möglicherweise nach der Öffnung von zuvor zumeist unzugänglichen Archiven im Osten Deutschlands und Europas aufgetan haben, gespannt auch auf mögliche neue Ergebnisse, die der Forschung neue Anstöße geben oder gar die Kontroversen der Vergangenheit entweder entscheiden oder unter bislang nicht wahrgenommenen Aspekten entfachen könnten. Diese hatten seinerzeit zwar noch keinen "Historikerstreit" auszulösen vermocht, indessen bisweilen durchaus Aufsehen und Emotionen erregt, wenn es zum Beispiel um die Dimensionen von Hitlers "außenpolitischem Programm" ging oder, noch wichtiger, um dessen Stellenwert im Herrschaftsgefüge des Hitler-Staates, das man entweder eher auf die Person und die Ideologie des "Führers" orientiert oder von im einzelnen zu bestimmenden "Systemen" oder "Strukturen" dominiert sah.

Den von manchen sicher erwarteten "Befreiungsschlag" hin zu neuen Forschungsufern kann der Autor nicht führen. Das Erlebnis des "déjà vu" will den Leser bei der Lektüre des gesamten Buches nicht verlassen. Da sind die vertrauten und erneut eingeführten "personae dramatis" und die bekannten, in vielen Details einmal mehr beschriebenen geschichtlichen Ereignisse der Jahre 1933 bis 1939 - von dem Austritt aus dem Völkerbund und dem deutsch-britischen Flottenabkommen über den Einmarsch in das Rheinland, Italiens Krieg in Äthiopien, Joachim von Ribbentrops gescheiterte "Mission" in London, die Blomberg-Fritsch-Affäre, den "Anschluß" Österreichs, die Sudetenkrise und die Zerschlagung der Tschechoslowakei bis hin zur Krise um Polen, zum Hitler-Stalin-Pakt und schließlich zur britischen und französischen Kriegserklärung nach dem deutschen Angriff auf Polen. So kam es zu dem von Hitler keinesfalls gewünschten, aber in seinem Kalkül durchaus mit einbezogenen "großen Krieg".

Forschungsgrundlage sind die vertrauten Quellen, besonders die größtenteils bereits in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen vorgelegten "Schlüsseldokumente", an die sich die Forschung schon vor Jahrzehnten klammerte, an die sie sich vor dem Erscheinen der wichtigen Akteneditionen zur auswärtigen Politik der Hauptmächte und der Rückführung der deutschen Archivalien aus westalliiertem Gewahrsam auch zu klammern hatte: etwa die Aufzeichnungen des Generals Liebmann 1933, Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936, das "Hoßbach-Protokoll" vom November 1937, das "Schmundt-Protokoll" vom Mai 1939 und Hitlers Ansprache vom August 1939 vor den Befehlshabern der Wehrmacht. Dabei sind die seit Jahrzehnten ausgiebigst ausgewerteten Erinnerungen von Staatsmännern, Diplomaten und in sonstiger Weise am außenpolitischen Geschehen auf dem Weg in die Katastrophe des Krieges Beteiligten, dabei vor allem auch wieder die Aufzeichnungen von Hitlers Dolmetscher Paul Schmidt, die der Verfasser wohl für so unbekannt hält, daß er aus ihnen im Stile eines Quellenbuchs für den Geschichtsunterricht mehrfach seitenlange Passagen abdrucken läßt.

Im Hinblick auf die zitierte Sekundärliteratur erscheint das vertraute Bild der bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten vorherrschenden Titel und Autoren vor allem um Hans-Adolf Jacobsen, Andreas Hillgruber, Eberhard Jäckel, Klaus Hildebrand, Martin Broszat und Hans Mommsen, nur punktuell und durchaus nicht vollständig - so fehlt Hans-Jürgen Döschers wichtige Untersuchung zum Auswärtigen Amt - angereichert durch seitdem erschienene Arbeiten.

Letztlich verlassen die von Rainer F. Schmidt vorgelegten Forschungsergebnisse nicht die seit langem vertrauten Bereiche: die Konstanz von Hitlers in seinen Schriften und sonstigen Primärquellen dokumentiertem außenpolitischen "Programm", die im Grundsätzlichen konsequenten, im Detail den jeweiligen Umständen pragmatisch angepaßten Umsetzungsversuche nach der "Machtergreifung", die Vehikelfunktion der vom Auswärtigen Amt und anderen traditionellen Eliten mitgetragenen "revisionistischen Phase", der bedeutsame Stellenwert Großbritanniens in Hitlers politischem Kalkül, seine Einschätzung des Münchener Abkommens von 1938 als schmähliche Niederlage, das niemals in Frage gestellte Primärziel, nämlich der Krieg um den "Lebensraum" im Osten, der sowohl im nationalen deutschen Interesse, gleichzeitig auch im Sinne der ideologisch angestrebten Vernichtung von Judentum und Bolschewismus geboten war, das bewußt einkalkulierte Risiko des Zweifrontenkrieges, um die vom potentiellen Bündnispartner England eingeforderte "freie Hand im Osten" notfalls zu erzwingen, schließlich das komplizierte, sich ständig verändernde Feld der Positionen der Akteure um Hitler, die zuweilen - vor allem bei der Zuspitzung der Sudetenkrise im September 1938 - sogar gegen Hitler agierten, sowie die Konzeptionen und Strategien der anderen Mächte, vor allem Italiens, Frankreichs und insbesondere Großbritanniens.

All das ist also nicht neu, aber natürlich ist es deswegen nicht falsch. Anschaulich werden die einzelnen Phasen der nationalsozialistischen Außenpolitik der Vorkriegszeit dargestellt, plausibel analysiert und stimmig in den wissenschaftlichen Kontext gestellt. Auch werden Forschungsergebnisse über die französische Politik gebührend berücksichtigt. Hervorhebung verdient Schmidts Untersuchung der verschiedenen britischen Konzeptionen, mit denen die Verantwortlichen in London glaubten, Hitlers Streben nach ungehinderter Expansion im europäischen Ostraum begegnen zu können. Dies gilt vor allem für die schlüssige Deutung von Chamberlains Appeasement-Politik, die mit ihren politischen und moralischen Grundwerten den Zielen Hitlers diametral entgegenstand, für die überzeugende Analyse der britischen Überlegungen, die zu den Garantieerklärungen an Polen und andere Staaten im Frühjahr 1939 führten. Auch die Darstellung der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen gelingt trefflich. Dabei wird zwar die jeweilige Position Schmidts deutlich, aber nicht kraftvoll genug, um den Leser davon überzeugen zu können, daß damit ein jahrzehntelanger Konflikt nunmehr gelöst oder entschieden sei.

Geist und Methode der Geschichtswissenschaft widerspricht es sicherlich, wenn von jeder Erzählung dessen, was eigentlich war, medienwirksam neue sensationelle Quellenfunde oder neue, die bisherige Forschung in den Schatten stellende Thesen eingefordert würden. Vielleicht gehört eben Hitlers Außenpolitik zu jenen Bereichen, in denen dank einer schon früh befriedigenden und seitdem offenbar kaum modifizierten Quellenlage Entscheidendes schon vor Jahrzehnten erforscht und dargestellt werden konnte. Die bekannten Belege sind von Schmidt in bekannter Weise zusammengestellt, gemustert und ausgewertet worden. Es muß daher nicht überraschen, daß das so entstandene Ergebnis kein wesentlich anderes ist als eben das seit langem vertraute. Das spricht nicht gegen die Qualität des Buches. Vor dem Hintergrund von Hildebrands Gesamtdarstellung bleiben hinsichtlich der Motive und des Anlasses des Neuversuchs aber einige Fragen offen, die das eigentlich angenehme Erleben von Vertrautem in diesem Fall nicht zu einem ungeteilten Vergnügen werden lassen.

Rainer F. Schmidt: Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933-1939. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2002. 440 Seiten, 25,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Die Außenpolitik im Dritten Reich ist ein beliebter Forschungsgegenstand. Meinungen und neue Erkenntnisse werden regelmäßig zu Tage gefördert und von Zeit zu Zeit müsse man, so der Rezensent Klaus Hildebrand, "den Stand der Kenntnis zusammenfassen". Diese Aufgabe hat der Buchautor übernommen und zur vollsten Zufriedenheit des Rezensenten gelöst. Anhand der innenpolitischen Konstellation in Deutschland, der außenpolitischen Lage und der Persönlichkeit Hitlers zeige der Autor, wo Hitler mit seinem Volk auf einer Linie lag und wo er, ganz Diktator, "mit beinahe obsessivem Verlangen den Krieg" herauf beschwor. Detaillierte Angaben über das Buch macht der Rezensent nicht, aber es lässt sich erahnen, dass auch die Strategien der Großmächte Frankreich, Großbritannien und der Sowjetunion ausgiebig behandelt werden. Bei seiner Betrachtung des außenpolitischen Desasters in Deutschland spreche der Autor mehrere Erklärungsmodelle durch und betone dabei "die ausschlaggebende Rolle Adolf Hitlers, ohne dessen Abhängigkeit von den Entewicklungen der Staatenwelt zu unterschätzen".

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