Hamburg/Othmarschen 1842. Emilia Bregartner verlebt eine unbeschwerte Kindheit auf dem Gut der Familie in Othmarschen. Bis zu dem Tag, als der Große Brand große Teile Hamburgs zerstört und Emilias Tante Minna und ihr Onkel Hinrich vorübergehend auf dem Gut Unterschlupf finden. Minna mischt sich
nicht nur in die Haushaltsführung, sondern auch in Emilias Erziehung ein und nimmt das Mädchen später…mehrHamburg/Othmarschen 1842. Emilia Bregartner verlebt eine unbeschwerte Kindheit auf dem Gut der Familie in Othmarschen. Bis zu dem Tag, als der Große Brand große Teile Hamburgs zerstört und Emilias Tante Minna und ihr Onkel Hinrich vorübergehend auf dem Gut Unterschlupf finden. Minna mischt sich nicht nur in die Haushaltsführung, sondern auch in Emilias Erziehung ein und nimmt das Mädchen später mit nach Hamburg, als Emilias Eltern mit ihrem kleinen Bruder nach England gehen.
Im Hause des Werftbesitzers zu einer jungen Frau herangewachsen, soll Emilia für die Familie und das Geschäft vorteilhaft verheiratet werden. Doch sie verliebt sich in den Kapitän Carl Gotthold Lessing, heiratet ihn gegen den Willen ihrer Familie und geht mit ihm auf große Fahrt…
In ihrem historischen Roman „Die Australierin“ entführt Ulrike Renk den Leser ins 19. Jahrhundert und nimmt ihn mit auf eine abenteuerliche Reise von Hamburg zunächst nach Südamerika und später dann nach Australien.
Ich habe mich von der ersten Seite an ins 19. Jahrhundert zurückversetzt gefühlt. Ulrike Renk zeichnet ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen für mich sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen von Emilias Erlebnissen haben mich ausnahmslos begeistert.
Es wird ganz wunderbar aus dem Alltagsleben der Bregartners und Lessings erzählt. Ich konnte mir sowohl das gutbürgerliche Leben in Hamburg wie auch das tägliche Leben auf einem Großsegler sehr gut vorstellen.
Besonders fasziniert hat mich die Zeit an Bord der „Lessing“, da ich als absolute Landratte überhaupt keine Ahnung von einem monatelangen Aufenthalt auf See habe. Schmunzeln musste ich, als es nach langer Zeit endlich regnete und die Besatzung hurtig alle zur Verfügung stehenden Eimer und Fässer an Deck schleppte, um Wasser zum Wäschewaschen aufzufangen, da Salzwasser dafür nicht sonderlich gut geeignet ist. Über solche Dinge habe ich mir noch nie Gedanken gemacht und fand diese Einblicke daher sehr aufschlussreich.
Die Akteure werden von Ulrike Renk lebendig und bildhaft dargestellt. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und auch die zahlreichen Nebenfiguren bereichern die Handlung außerordentlich.
Im Vordergrund steht natürlich Emilia. Dass ihre Eltern sie in Hamburg zurücklassen und nicht wie versprochen nach 2 Jahren zurückkehren, bzw. sie irgendwann zu sich holen, hat Emilia sehr schwer getroffen. Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen, macht sie eine tolle Entwicklung durch und wird zu einer selbstbewussten Frau, die genau weiß, was sie will und auch mutig genug ist, diesen Willen durchzusetzen.
Ich bin im Verlauf der Handlung ein großer Fan von Emilias Magd Rieke geworden. Rieke trägt das Herz am rechten Fleck und redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Durch den norddeutschen Dialekt, den Ulrike Renk sie sprechen lässt, bekommt die ganze Geschichte einen besonders munteren Touch – einfach herrlich!
Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten. In einem sehr interessanten Nachwort erzählt die Autorin, wie es dazu kam, dass sie Emilias Geschichte aufgeschrieben hat.
Zu den Fakten (von denen ihr viele in Form von Dokumenten und Briefen von der Urenkelin Emilie Bregartners zur Verfügung gestellt wurden) gesellt sich natürlich eine Menge Fiktion, trotzdem bin ich davon überzeugt, dass sich vieles genau so abgespielt hat, wie Ulrike Renk es in diesem Buch schildert.
Es hat mir auf jeden Fall großen Spaß gemacht, die zahlreichen, sehr unterschiedlichen Menschen kennenzulernen und sie auf ihrem Weg durch diese spannende Geschichte zu begleiten und Glück und Freude, aber auch Kummer und Furcht mit ihnen zu teilen.
Einzig den Buchtitel finde ich vom Verlag unglücklich gewählt. Emilia geht zwar letztendlich nach Australien und verbringt dort auch die längste Zeit ihres Lebens, aber dieser Lebensabschnitt macht nur einen kleinen Teil in diesem Roman aus.