Berlin 1933, zu Beginn der NS-Diktatur, steht ein österreichischer Journalist im Widerstreit zwischen Anpassung und Widerstand.
Berlin 1933. Der österreichische Korrespondent Wilhelm Urbanek sieht sich mit den Zeichen der "neuen Zeit" und den braunen Machthabern konfrontiert. Die politischen Veränderungen in der deutschen Reichshauptstadt gefallen dem Journalisten ganz und gar nicht; er versteht sich als Mahner, der mit klarem Blick bereits erkennt, auf welches Unglück Deutschland zurast. In Urbaneks Umfeld scheint jedoch kaum jemand verstehen zu wollen, dass mit Hitler als Reichskanzler und den ersten Verhaftungen politischer Gegner und Juden, Deutschland innerhalb kürzester Zeit zu einem anderen Land geworden ist. Als Fluchthelfer und mutiger Gegner des nationalsozialistischen Regimes muss sich Urbanek die Frage stellen, was ein Einzelner gegen ein Terrorsystem wirklich ausrichten kann. Als seine regimefeindlichen Aktivitäten auch der Gestapo nicht verborgen bleiben, steht Urbanek vor einer lebenswichtigen Entscheidung.
Berlin 1933. Der österreichische Korrespondent Wilhelm Urbanek sieht sich mit den Zeichen der "neuen Zeit" und den braunen Machthabern konfrontiert. Die politischen Veränderungen in der deutschen Reichshauptstadt gefallen dem Journalisten ganz und gar nicht; er versteht sich als Mahner, der mit klarem Blick bereits erkennt, auf welches Unglück Deutschland zurast. In Urbaneks Umfeld scheint jedoch kaum jemand verstehen zu wollen, dass mit Hitler als Reichskanzler und den ersten Verhaftungen politischer Gegner und Juden, Deutschland innerhalb kürzester Zeit zu einem anderen Land geworden ist. Als Fluchthelfer und mutiger Gegner des nationalsozialistischen Regimes muss sich Urbanek die Frage stellen, was ein Einzelner gegen ein Terrorsystem wirklich ausrichten kann. Als seine regimefeindlichen Aktivitäten auch der Gestapo nicht verborgen bleiben, steht Urbanek vor einer lebenswichtigen Entscheidung.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.12.2011Kaffeefahrt durchs Reich
Wiederentdeckt: „Die Ausweisung“ von Felix Hubalek
Ob man sich auf der Seite der Guten fühlt, im Jahr 1933, und beim Wein im Kreise aufmüpfiger Intellektueller Witze über das NS-Regime reißt oder ob man zum Fluchthelfer wird, ist eine Gewissensentscheidung – und keine leichte. Einmal getroffen, nimmt sie Wilhelm Viktor Urbanek, kurz UVW, so manche weitere ab: „Die Ausweisung“ des umtriebigen Berlin-Korrespondenten einer holländischen Zeitung scheint unausweichlich zu sein.
Wie in einem Panoptikum lässt der Autor Felix Hubalek noch einmal all jene Typen an seinem Romanhelden vorbeiziehen, die das Dritte Reich hervorgebracht und mitgetragen haben: die aalglatt freundlichen und die sadistischen Funktionäre, die verängstigten und die überzeugten Mittäter, die Meister des Ausblendens und die schmierigen Denunzianten. Der teils autobiographisch gefärbte Roman des 1958 verstorbenen österreichischen Kulturjournalisten ist nun in der Reihe literarischer Wiederentdeckungen „Revisited“ des Milena Verlags erschienen.
Lohnend ist die Lektüre des erstmals 1962 posthum veröffentlichten Werkes eher unter zeitgeschichtlichen denn literarischen Aspekten. Wenn Hubalek etwa drei als Bergsteiger getarnte Flüchtlinge porträtiert, die sofort in einen Streit über politische Ziele geraten, sobald die Grenze zur sicheren Schweiz überquert ist, macht er nicht ohne bittere Komik deutlich, wie ideologische Grabenkämpfe den Widerstand erschwerten.
Die seitenlange, dokumentarisch wirkende Wiedergabe der Diskussion liest sich allerdings etwas zäh. Aufschlussreich sind auch die Einblicke in den Kulturbetrieb und vor allem in das Milieu internationaler Journalisten in der Reichshauptstadt. Von der Kaffeefahrt mit dem Propagandaministerium durchs Reich über Einschüchterungen und unübersehbare Beschattung bis hin zur Ausweisung reichte das Spektrum der wenig subtilen Beeinflussung – beängstigend und lächerlich durchschaubar zugleich.
Das genau recherchierte Nachwort der Literaturwissenschaftlerin Evelyne Polt-Heinzl gibt Aufschluss über das weitere Wirken des von der Gestapo-Folter gezeichneten Autors und über die Schwierigkeiten, mit denen er und andere linke Intellektuelle nach 1945 in Österreich zu kämpfen hatten.
CORNELIA FIEDLER
FELIX HUBALEK: Die Ausweisung. Roman. Milena Verlag, Wien 2011. 185 Seiten, 21,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Wiederentdeckt: „Die Ausweisung“ von Felix Hubalek
Ob man sich auf der Seite der Guten fühlt, im Jahr 1933, und beim Wein im Kreise aufmüpfiger Intellektueller Witze über das NS-Regime reißt oder ob man zum Fluchthelfer wird, ist eine Gewissensentscheidung – und keine leichte. Einmal getroffen, nimmt sie Wilhelm Viktor Urbanek, kurz UVW, so manche weitere ab: „Die Ausweisung“ des umtriebigen Berlin-Korrespondenten einer holländischen Zeitung scheint unausweichlich zu sein.
Wie in einem Panoptikum lässt der Autor Felix Hubalek noch einmal all jene Typen an seinem Romanhelden vorbeiziehen, die das Dritte Reich hervorgebracht und mitgetragen haben: die aalglatt freundlichen und die sadistischen Funktionäre, die verängstigten und die überzeugten Mittäter, die Meister des Ausblendens und die schmierigen Denunzianten. Der teils autobiographisch gefärbte Roman des 1958 verstorbenen österreichischen Kulturjournalisten ist nun in der Reihe literarischer Wiederentdeckungen „Revisited“ des Milena Verlags erschienen.
Lohnend ist die Lektüre des erstmals 1962 posthum veröffentlichten Werkes eher unter zeitgeschichtlichen denn literarischen Aspekten. Wenn Hubalek etwa drei als Bergsteiger getarnte Flüchtlinge porträtiert, die sofort in einen Streit über politische Ziele geraten, sobald die Grenze zur sicheren Schweiz überquert ist, macht er nicht ohne bittere Komik deutlich, wie ideologische Grabenkämpfe den Widerstand erschwerten.
Die seitenlange, dokumentarisch wirkende Wiedergabe der Diskussion liest sich allerdings etwas zäh. Aufschlussreich sind auch die Einblicke in den Kulturbetrieb und vor allem in das Milieu internationaler Journalisten in der Reichshauptstadt. Von der Kaffeefahrt mit dem Propagandaministerium durchs Reich über Einschüchterungen und unübersehbare Beschattung bis hin zur Ausweisung reichte das Spektrum der wenig subtilen Beeinflussung – beängstigend und lächerlich durchschaubar zugleich.
Das genau recherchierte Nachwort der Literaturwissenschaftlerin Evelyne Polt-Heinzl gibt Aufschluss über das weitere Wirken des von der Gestapo-Folter gezeichneten Autors und über die Schwierigkeiten, mit denen er und andere linke Intellektuelle nach 1945 in Österreich zu kämpfen hatten.
CORNELIA FIEDLER
FELIX HUBALEK: Die Ausweisung. Roman. Milena Verlag, Wien 2011. 185 Seiten, 21,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Zum Glück verfügt dieser Roman über das wirklich ausgezeichnet geschriebene, informative Nachwort von Evelyne Polt-Heinzl, meint Rezensent Franz Haas. Denn so sehr Haas die Absicht des Wiener Milena-Verlags schätzt, halbvergessene Werke zu publizieren, Felix Hubaleks Roman "Die Ausweisung" hätte seiner Meinung nach auch weiterhin mit gutem Gewissen übersehen werden können. Die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und Österreich spielende Geschichte um diverse Widerstandskämpfer, die sich nicht nur einigen Liebeleien, sondern vor allem politischen Streitereien hingeben, war, so Haas, von Hubalek offenbar als Lehrstück über die komplizierte Dialektik des Widerstands geplant worden. Leider gehe der Autor dabei aber sprachlich und psychologisch derart "unbeholfen" vor, dass dem Rezensenten diese "grobe Schnitzerei" bestenfalls als "gutgemeintes Zeitzeugnis" dient.
© Perlentaucher Medien GmbH
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