In der Republik Österreich existieren sechs anerkannte, sogenannte autochthone, Volksgruppen: Wiener Tschechen, Slowaken, Burgenländische Ungarn, Burgenländische Kroaten, Kärntner Slowenen und Roma. Ihre Entstehung, ihre historische Entwicklung und ihre aktuelle Situation zeichnen sich durch große Unterschiede aus. Neben den Ungarn und den Slowenen, deren Ursprünge auf das 6. und 10. Jahrhundert zurückgehen, handelt es sich bei den übrigen Volksgruppen um Gruppen, die durch spätere Zuwanderung entstanden sind. Während Tschechen und Slowaken vor allem städtisch geprägte Volksgruppen sind, waren die Gruppen der Ungarn, Kroaten, Roma und Slowenen lange Zeit ländlich geprägt. Zum einschneidendsten Ereignis für die Stellung der Volksgruppen im 20. Jahrhundert sollte der Erste Weltkrieg werden, der zum Zerfall der Habsburgermonarchie führte und zur Entstehung neuer Staatsgrenzen, die einen Teil der Volksgruppen von ihren Herkunftsländern trennten. Der Schwerpunkt dieser Studie liegt auf der Geschichte der Volksgruppen in der Zweiten Republik von 1945 bis zum Jahr 2000.