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Es ist die Zeit zwischen den Kriegen im Dorf Barbagia, im Herzen Sardiniens, wo Blutrache herrscht und Teufelsaustreibungen praktiziert werden. Mintonia ist noch ein halbes Kind, als sie sich in den jungen Schafhirten Micheddu verliebt. Eine Liebe, die sich über alle Hindernisse hinwegsetzt: den Widerstand der Eltern, Micheddus uneheliches Kind und seine Flucht vor der faschistischen Obrigkeit. Als der Geliebte von einem Brigadier bestialisch ermordet wird, schmiedet die barfüßige Witwe als Liebesbeweis einen grausamen Racheplan. Der Schriftsteller aus Italien beschreibt sprachgewaltig die von Aberglauben und Märchen geprägte Welt Sardiniens.…mehr

Produktbeschreibung
Es ist die Zeit zwischen den Kriegen im Dorf Barbagia, im Herzen Sardiniens, wo Blutrache herrscht und Teufelsaustreibungen praktiziert werden. Mintonia ist noch ein halbes Kind, als sie sich in den jungen Schafhirten Micheddu verliebt. Eine Liebe, die sich über alle Hindernisse hinwegsetzt: den Widerstand der Eltern, Micheddus uneheliches Kind und seine Flucht vor der faschistischen Obrigkeit. Als der Geliebte von einem Brigadier bestialisch ermordet wird, schmiedet die barfüßige Witwe als Liebesbeweis einen grausamen Racheplan. Der Schriftsteller aus Italien beschreibt sprachgewaltig die von Aberglauben und Märchen geprägte Welt Sardiniens.
Autorenporträt
Andreas Löhrer, geboren 1956 in Mannheim, Romanist und Historiker, übersetzt seit zwanzig Jahren aus dem Italienischen, Spanischen und Französischen.

Salvatore Niffoi, geboren 1950 in Orani, Sardinien, wo er heute lebt. Sein erster Roman erschien 1997 in einem kleinen sardischen Verlag. Mit Die Legende von Redenta Tiria, 2005 publiziert vom Mailänder Verlag Adelphi, wurde er einem großen Publikum bekannt und als Entdeckung gefeiert. Die deutsche Übersetzung erschien 2007 im Zsolnay Verlag. 2006 erhielt er für seinen Roman, Die barfüßige Witwe, den Premio Campiello. Er stand in Italien monatelang auf der Bestsellerliste.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2012

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Salvatore Niffois Roman "Die barfüßige Witwe"

Selten sind die heilen Vorstellungen vom Leben auf dem Lande so bestialisch zerstört worden wie in Salvatore Niffois Roman "Die barfüßige Witwe". Im Grunde war bereits seit der Erfindung Arkadiens klar, dass sie nur Wunschbilder zivilisationsmüder Städter sind. Wer sie also abermals so malträtiert, muss mehr im Sinn haben als nur Desillusionierung.

Davon zeugt bereits die Anlage der Handlung. Sie beginnt mit einer barbarischen Bluttat: "An einem Junimorgen brachten sie ihn . . ., abgeschlachtet und mit Axthieben zerlegt wie ein Schwein." Und das Buch schließt spiegelbildlich: "Man hörte nur die Axthiebe, die ihn in Stücke hackten . . . Babbu Grisone schlug ihm mit einem Beil den Kopf ab." Ein Teufelskreis hat sich geschlossen.

Inszeniert wird er im Hinterhof Sardiniens. Dort erscheinen das Leben und Zusammenleben jahrhundertealt, als Fallstudie dient der Lebenslauf der Mintonia S. Früh zeigt sich, dass in diesem Mädchen ein Ungeist wohnt - verglichen mit ihrer Umgebung, die im bloßen Überleben aufgeht: Sie lernt von sich aus lesen und schreiben. Als Kind ihres Milieus nimmt sie jedoch gleichzeitig die elementaren Lektionen auf, die ihr der Körper erteilt. Sinnlich, wie sie ist, bändelt sie mit Micheddu an, einem Beau, der anderen die Rippen bricht, um seiner Meinung Ausdruck zu verleihen.

Man heiratet. Doch der schöne Micheddu treibt es auch noch mit der Frau des Brigadiere. Der gehörnte Ehemann, gedeckt von der Diktatur des Duce, lastet Micheddu öffentliche Schandtaten an, einschließlich eines politischen Mordes, den er gar nicht begangen hat. Der Verfolgte geht in den Untergrund, wird, seinem Naturell gemäß, zum Rebell und endet durch die faschistischen Erfüllungsgehilfen doch so, wie das Naturgesetz der Triebnatur es vorsieht.

Die Tragödie nimmt ihren dialektischen Fortgang, weil die nun verwitwete Mintonia trotz ihrer Belesenheit von der Erdverbundenheit nicht loskommt. In einer animalischen Vollzugseinheit von Geschlechts- und Blutakt ersticht sie den Brigadiere - und wird schwanger. Hier hat offenbar etwas zu viel literarische Symmetrie über die Wahrscheinlichkeit gesiegt - wohl mit Blick auf den erfolgreichen Roman von Goliarda Sapienza "In den Himmel stürzen" (F.A.Z. vom 16. Juli 2005).

Erst dieses heillose Ende lässt offenbar werden, warum keine andere Lösung möglich war: Zwischen Leben und Tod fehlt eine verbindende Idee fürs Lebenlassen. Die beiden zuständigen Institutionen, Kirche und Staat, dienen nur ihren Dienern zur Erfüllung ihrer niederen Bedürfnisse. Der Ortsgeistliche wird ebenso umgebracht wie der Brigadiere, der Vertreter des Staates. Und dann doch, wie das Negativ eines dunklen Fotos, eine Ahnung dessen, wie es anders wäre: Mintonia sucht ihr Heil in einer doppelten "Entfernung von der Gegenwart": Auf der Überfahrt nach Argentinien schreibt sie ihre Geschichte auf. Fünfzig Jahre später schickt sie die autobiographische Beichte einer Cousine, in der Hoffnung, ihr unseliges Leben werde ein Zeichen für "Vergebung", Veränderung setzen. Ein diskretes Plädoyer für Bildung und Kultur als das Medium, das das Leben lebenswert macht.

WINFRIED WEHLE

Salvatore Niffoi: "Die barfüßige Witwe". Roman.

Aus dem Italienischen von Andreas Löhrer. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2011. 208 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Cathrin Kahlweit hat bei Salvatore Niffois Roman "Die barfüßige Witwe" gleich doppelt gelitten: Einmal unter der durchgehenden Schwärze des Erzählten, in dem Grausamkeit, Elend und Bösartigkeit dominieren, zum anderen an der zwischen Schwulst, Pathos und überbordender Metaphorik changierenden Erzählweise. Der sardische Autor entfaltet seine Geschichte um die arme Mintonia, die in der Zwischenkriegszeit des letzten Jahrhunderts ihren ermordeten Mann grausam rächt, in aller Drastik und sein Sardinien hat nichts mit dem beliebten Touristenparadies zu tun, stellt die Rezensentin fest. Alles in allem sind es ihr aber zuviel "Lokalkolorit", zu viele handelnde Personen und vor allem eine allzu deftige Sprache, die für sie diesen Roman schwer verdaulich machen.

© Perlentaucher Medien GmbH