In Deutschland findet derzeit eine fortschreitende Verlagerung industrieller Arbeitsplätze in Niedriglohnländer statt. Es werden Teile billig im Ausland produziert und aufgekauft, in Deutschland endmontiert, mit "Made in Germany" versehen und teuer verkauft. Das ist zwar gut für die Exportstatistik, aber schlecht für die Arbeitslosenzahlen und, wie sich immer häufiger zeigt, schlecht auch für die Wettbewerbsfähigkeit, so Hans-Werner Sinn. Er schlägt einen anderen Weg vor, um ein höheres wirtschaftliches Wachstum und zurückgehende Arbeitslosigkeit zu erreichen. Überzeugend legt der Ifo-Chef dar, warum sich die politische Macht den ökonomischen Verteilungsgesetzen stellen muss, wenn Deutschland nicht zum Verlierer der Globalisierung werden will.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Vor gut zwei Jahren provozierte der Ökonom Hans Werner Sinn erstmals mit seiner These von der deutschen Basar-Ökonomie. Nun hat er ein ganzes Buch dazu verfasst, bei Rezensentin Ulrike Hermann aber trotzdem keine Chance. Sie hält Sinns These nicht nur für längst widerlegt, sondern auch für neoliberales Gedankengut. Worum geht's? Sinn ist überzeugt, dass der deutsche Export-Erfolg nur eine statistische Einbildung ist, erklärt Hermann: Die meisten Produkte würden längst im Ausland vorgefertigt, hier nur noch zusammengeschraubt und mit dem Stempel "Made in Germany" versehen. In Deutschland produzieren zu lassen, könne sich angesichts der hohen Löhne kein Unternehmen mehr leisten. Aber "Sinn irrt", urteilt Hermann mit Verweis auf Erkenntnisse des Statistischen Bundesamts und verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute. In dem Buch gebe Sinn seinen Kritikern zwar zum Teil Recht, gesteht Hermann, aber nur um diese Kraft dann für sich zu nutzen. So erkläre er kurzerhand den weiter steigenden Export (bei längst nicht so stark steigenden Importen) zu einem "pathologischen Exportboom", zur "fiebrigen Überreaktion" des kranken Mannes.
© Perlentaucher Medien GmbH
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