Raus aus dem Alltag, rein in die Berge! Gipfelsammler stehen über den Dingen, denn ihnen liegt die ganze Welt zu Füßen. Ganz viele dieser erhabenen Augenblicke verspricht Thomas Bucher mit seinen Gipfeltouren in den Bayerischen Alpen: vom Hindelanger Klettersteig im Allgäu bis zur Watzmannüberschreitung im Nationalpark Berchtesgaden, von der gemütlichen Zwieselreibn bis zur anspruchsvollen Zugspitztour. Gipfelglück garantiert!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2014Dann reih' dich mal ein in den Bergsteigerstau
Ein schräger Titel, ein hippes Umschlagbild, trotzdem inhaltlich wenig Neues: Das ist der erste Eindruck von diesem Wanderführer. Mit dem Layout möchte man wohl eine junge Zielgruppe ansprechen, die in den Alpen weder den Naturraum noch die jahrtausendealte Kulturlandschaft sieht, sondern vor allem ein Sportgerät. Zum Spaß-Konzept gehört auch das infantile "Du". Dergleichen verschwiemeltes Bergkameradschaftsgetue muss man mögen. Die topographische Verteilung der dreißig vorgestellten Bergtouren kennt man so aus vielen Wanderführern: Allgäuer und Berchtesgadener Alpen spielen eine Nebenrolle, der Schwerpunkt liegt auf der Region südlich von München. Die Gegend zwischen Bad Tölz und dem Inntal ist seit hundertfünfzig Jahren als Sommerfrische und Ausflugsziel allerdings so beliebt, dass alle Gipfel und Wandermöglichkeiten bis zum letzten Murmeltierloch schon zigfach beschrieben wurden. Immerhin ist dem Autor zugutezuhalten, dass er auf besonders stark frequentierte Ziele hinweist und auch anhand eigener Fotos überzeugend vorführt, was Massentourismus in den Bayerischen Alpen bedeutet. So stehen bei der Tour auf die Kampenwand die Chancen nicht schlecht für ein Gemeinschaftserlebnis wie auf der Salzburger Autobahn zu Beginn der Ferien. Originell ist an dem Buch die Anordnung der Touren nach Schwierigkeitsgraden: Eingangs gibt es "leichte" Wanderungen auf einen Gipfel im Vorgebirge, als Höhepunkt und Abschluss wartet eine Watzmann-Überschreitung. Solche als "anspruchsvoll" klassifizierten Hochgebirgstouren über einen oder mehrere Gipfel eignen sich nur für Alpinisten mit entsprechender Erfahrung. Aber auch die sogenannten "Einsteiger-Gipfel" haben es in sich: Um die Strecken mit bis zu tausend Metern Auf- und Abstieg in den angegebenen Gehzeiten zu bewältigen, braucht es eine robuste körperliche Verfassung. Zwar warnt der Autor davor, die eigene Leistungsfähigkeit zu überschätzen. Aber es liegt in der Natur solcher Bücher, dass sie gerade dazu verführen. Was die Beschreibung der Touren angeht, gewinnt man den Eindruck, dass der Verfasser als Tempo den gestreckten Galopp bevorzugt. Die Schilderungen bleiben entsprechend flüchtig, vom Lokalkolorit vermitteln sie nichts. Dafür bieten Informationsblöcke alle wichtigen Angaben auf aktuellem Stand. Doch wer sich für solchen Event-Alpinismus begeistert, wird die Landschaft ohnehin nur als Kulisse nebenher mitnehmen.
RMB
"Die Bayerischen Alpen für Gipfelsammler. Die 30 schönsten Touren mit Gipfelglück-Garantie" von Thomas Bucher. J. Berg Verlag, München 2014. 144 Seiten, 120 Abbildungen. Broschiert, 17,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein schräger Titel, ein hippes Umschlagbild, trotzdem inhaltlich wenig Neues: Das ist der erste Eindruck von diesem Wanderführer. Mit dem Layout möchte man wohl eine junge Zielgruppe ansprechen, die in den Alpen weder den Naturraum noch die jahrtausendealte Kulturlandschaft sieht, sondern vor allem ein Sportgerät. Zum Spaß-Konzept gehört auch das infantile "Du". Dergleichen verschwiemeltes Bergkameradschaftsgetue muss man mögen. Die topographische Verteilung der dreißig vorgestellten Bergtouren kennt man so aus vielen Wanderführern: Allgäuer und Berchtesgadener Alpen spielen eine Nebenrolle, der Schwerpunkt liegt auf der Region südlich von München. Die Gegend zwischen Bad Tölz und dem Inntal ist seit hundertfünfzig Jahren als Sommerfrische und Ausflugsziel allerdings so beliebt, dass alle Gipfel und Wandermöglichkeiten bis zum letzten Murmeltierloch schon zigfach beschrieben wurden. Immerhin ist dem Autor zugutezuhalten, dass er auf besonders stark frequentierte Ziele hinweist und auch anhand eigener Fotos überzeugend vorführt, was Massentourismus in den Bayerischen Alpen bedeutet. So stehen bei der Tour auf die Kampenwand die Chancen nicht schlecht für ein Gemeinschaftserlebnis wie auf der Salzburger Autobahn zu Beginn der Ferien. Originell ist an dem Buch die Anordnung der Touren nach Schwierigkeitsgraden: Eingangs gibt es "leichte" Wanderungen auf einen Gipfel im Vorgebirge, als Höhepunkt und Abschluss wartet eine Watzmann-Überschreitung. Solche als "anspruchsvoll" klassifizierten Hochgebirgstouren über einen oder mehrere Gipfel eignen sich nur für Alpinisten mit entsprechender Erfahrung. Aber auch die sogenannten "Einsteiger-Gipfel" haben es in sich: Um die Strecken mit bis zu tausend Metern Auf- und Abstieg in den angegebenen Gehzeiten zu bewältigen, braucht es eine robuste körperliche Verfassung. Zwar warnt der Autor davor, die eigene Leistungsfähigkeit zu überschätzen. Aber es liegt in der Natur solcher Bücher, dass sie gerade dazu verführen. Was die Beschreibung der Touren angeht, gewinnt man den Eindruck, dass der Verfasser als Tempo den gestreckten Galopp bevorzugt. Die Schilderungen bleiben entsprechend flüchtig, vom Lokalkolorit vermitteln sie nichts. Dafür bieten Informationsblöcke alle wichtigen Angaben auf aktuellem Stand. Doch wer sich für solchen Event-Alpinismus begeistert, wird die Landschaft ohnehin nur als Kulisse nebenher mitnehmen.
RMB
"Die Bayerischen Alpen für Gipfelsammler. Die 30 schönsten Touren mit Gipfelglück-Garantie" von Thomas Bucher. J. Berg Verlag, München 2014. 144 Seiten, 120 Abbildungen. Broschiert, 17,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main