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Die Beatles eroberten mit ihrer Musik die Welt im Sturm und hatten einen Erfolg, der bis heute andauert. Alles ist über sie gesagt, alle Bilder gezeigt - meint man. Bis kürzlich das berühmte Hulton Getty Archiv zahlreiche unbekannte Fotografien aus seinem Bestand freigegeben hat und in diesem Band erstmals veröffentlicht werden.
In chronologischer Reihenfolge zeigen die Bilder die ersten Jahre der Erfolgsstory der Beatles in ihrer Heimat Liverpool, auf Konzerttourneen, im Tonstudio und bei Dreharbeiten bis hin zu jenem legendären Konzert im Januar 1969, als die vier auf dem Dach des
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Produktbeschreibung
Die Beatles eroberten mit ihrer Musik die Welt im Sturm und hatten einen Erfolg, der bis heute andauert. Alles ist über sie gesagt, alle Bilder gezeigt - meint man. Bis kürzlich das berühmte Hulton Getty Archiv zahlreiche unbekannte Fotografien aus seinem Bestand freigegeben hat und in diesem Band erstmals veröffentlicht werden.

In chronologischer Reihenfolge zeigen die Bilder die ersten Jahre der Erfolgsstory der Beatles in ihrer Heimat Liverpool, auf Konzerttourneen, im Tonstudio und bei Dreharbeiten bis hin zu jenem legendären Konzert im Januar 1969, als die vier auf dem Dach des Apple-Gebäudes in der Saville Row spielten und den Londoner Verkehr zum Erliegen brachten...

Simon Wells Erläuterungen versetzen uns unmittelbar in den Kontext der Aufnahmen. Seine Kommentare werden oft unterstrichen von Originalzitaten der Beatles. So werden die Sixties, die Zeit des Aufbruchs, der Skandale, der Revolution, wieder lebendig - Tag für Tag.
Autorenporträt
Simon Wells ist freier Autor und arbeitet als Journalist für den Guardian und die Times.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.01.2006

Wir wollen endlich nach Hause!
Die Beatles unterwegs Von Tilman Spreckelsen

Manchmal sind Bonbons einfach nur Bonbons. Weil aber George Harrison einmal unvorsichtigerweise erklärte, die Beatles fänden Gefallen am Geschmack der bunten Jelly Beans, wurde die Band seither bei Auftritten nicht nur mit den Süßwaren beworfen, sondern gab auch Anlaß zu allerlei Spekulationen: Das Wochenblatt "News of the World" sah im "frenetischen Geschrei" weiblicher Fans eine "Vorübung auf die Mutterschaft", eine "unbewußte", versteht sich, und "sogar die Jelly Beans sind ein Symbol".

Was sich die Interpreten der frühen Beatlemania dabei gedacht haben, ist zwar einigermaßen rätselhaft. Aber der Versuch, ein in dieser Dimension neues Phänomen der kollektiven Begeisterung irgendwie zu erklären, fand in den folgenden vierzig Jahren noch erheblich abstrusere Nachfolger. Und wenn der Fotoband von Getty images, der jetzt unter dem Titel "Die Beatles. Tag für Tag" sinnigerweise 365 wieder einmal größtenteils unveröffentlichte Aufnahmen aus den Jahren 1961 bis 1987 mit kurzen Begleittexten präsentiert, an einem Punkt notwendig scheitert, dann an der verbalen oder optischen Verdeutlichung, was denn nun den anhaltenden Zauber dieser Band ausmache.

Die Fotos jedenfalls sind uns gehörig ferngerückt, die der siebziger und achtziger Jahre vielleicht sogar am weitesten: Da blicken Ringo Starr und seine Frau Barbara Bach (er mit übergroßer Sonnenbrille, sie mit dazu passender Fönfrisur) am 1. Juni 1987 auf einer Benefiz-Auktion maskenhaft in die Kameras, während der ungeschönte Schnappschuß eines offenbar eiligen John Lennon einige Wochen vor seinem Tod die Ikone der Sechziger ebensowenig erkennen läßt wie den entspannten Musiker des "Double Fantasy"-Covers.

Was allerdings die späten Aufnahmen mit denen gemein haben, die den Aufstieg und Ruhm der Beatles festhalten, ist die fast unheimliche Wachsamkeit der Porträtierten gegenüber der Kamera: Eigentlich gelassen wirken sie so gut wie nie, und wenn sie wie auf einem Foto vom 10. Februar 1963, auf einem Tisch sitzend, einfach herumblödeln sollen, merkt man ihnen an, daß sie das Überspielen solch peinlicher Situationen noch nicht gelernt haben. Besonders der später den Medien gegenüber außerordentlich versierte Paul McCartney wirkt da so eigentümlich verkniffen, daß sich sein Barockengelgesicht wie zu einer Grimasse des jungen Joschka Fischer verzieht.

Diese Wachsamkeit zeigt sich in besonderem Maße auf den zahlreichen Fotos des Bandes, die die Beatles unterwegs zeigen - auf Tournee, bei Filmaufnahmen, und da besonders ausführlich bei den Dreharbeiten zu der angestrengt anarchischen "Magical Mystery Tour". Im September 1967 - der Manager Brian Epstein war tot, die erste Gruppensitzung mit dem Maharishi hatte gerade in Wales stattgefunden - forcierte Paul McCartney sein Filmprojekt einer fünftägigen Busreise der Beatles durch Cornwall und Kent mit psychedelischen Künstlern und sonderbaren Gestalten im Gepäck. Daß die einzelnen Beatles sehr unterschiedlich über das Unterfangen dachten, teilt sich auf den Fotos mit, etwa in den Aufnahmen eines versteinerten John Lennon, der auf ein Ende des Spuks zu warten scheint.

"John meinte, ,Magical Mystery Tour' wäre nur mein Egotrip. Aber wirklich, ich hab' es für sie gemacht, um uns zusammenzuhalten, damit wir weitermachen, damit wir etwas Neues unternehmen", sagte McCartney aus der Rückschau, während ein immer noch gelangweilter Lennon später meinte: "George und ich haben ganz nett über den Scheißfilm geflucht. Aber wir dachten, besser, wir machen mit. Wir hatten das Gefühl, wir schulden es den Fans, diesen ganzen Quatsch zu machen."

Daß der Fotoband, der in seinen Begleittexten keineswegs an übergroßer Distanz zu seinem Gegenstand leidet, diesen Zwiespalt, diese Anzeichen eines baldigen Auseinanderbrechens so bereitwillig dokumentiert, ist ihm vielleicht am höchsten anzurechnen: Immer wieder widmet er sich den Soloprojekten der einzelnen Beatles (Filme, Lennons Arbeit als Autor, künstlerische Interessen), dokumentiert aber auch ausführlich kuriose Einzelgänge der Bandmitglieder wie etwa in einer Serie von vier Bildern das Fehlen Ringo Starrs zu Beginn der Europatournee im Juni 1964, als er wegen einer Mandelentzündung ins Krankenhaus mußte und sich der Ersatz-Drummer Jimmy Nicol in die Beatles-Historie einschrieb, weil er zehn Tage lang mit der Gruppe spielte. Ein schönes Bild vom 12. Juni 1964 zeigt dann den wiederhergestellten Starr neben Vivien Leigh auf der Gangway - während er zur Gruppe stößt, die gerade in Australien tourt, fliegt sie nach Hollywood, um ihren letzten Film "Ship of Fools" zu drehen.

Tatsächlich liegt ein Schwerpunkt des Bands auf den Reisen der Beatles, die in Fotos von Bühnenauftritten, Zug- und Autofahrten, Flugreisen, Partys oder gern auch Erholungspausen in Ruheräumen festgehalten werden. Dabei zeigen sich auch hier Risse im Zusammenhalt der Band: Besonders Harrison ist der wachsende Unmut am Reisen anzusehen, während die drei anderen eher zum Mitspielen neigen - und eine ganze Reihe von Fotos nahelegen, daß diese Gelassenheit durch Rauschmittel unterstützt wird -, tapfer verkünden, wie sehr sie ihre Fans doch lieben und Starr selbst dem die Musik übertönenden Schreien und Kreischen des Publikums etwas abgewinnt: "Wir mögen es!"

Und man mag wirklich bei der Durchsicht der Bilder feststellen, daß die Beatles - wenigstens am Anfang - so ziemlich alles mitgemacht haben, was man von ihnen verlangte. Bedauern wird man es nicht, wenigstens nicht im Fall der reichlich kuriosen Fotos, die anläßlich des einstündigen Fernsehspecials "Around the Beatles" am 27. April 1964 aufgenommen wurden: Die Gruppe hat dort, abgesehen vom Musizieren, auch in einer Sommernachtstraum-Adaption mitzuwirken, und Lennon, bezopft und im weißen Kleid, schmachtet als Thisbe den als Pyramus durchaus engagierten McCartney an, daß es eine helle Freude ist - im Hintergrund folgen Mondschein (Harrison) und Löwe (Starr) gefaßt dem Turteln ihrer Freunde. Aus dieser Serie hätte man gern mehr gesehen.

"Die Beatles Tag für Tag". Von Simon Wells (Texte) und dem Hulton Getty Archiv (Fotos). Knesebeck Verlag, München 2005. 744 Seiten mit 365 Farb- und Schwarzweißfotos. Gebunden, 33 Euro. ISBN 3-89660-312-4.

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