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"Musikunterricht hat mir den Spaß an Musik eher verdorben!" Äußerungen dieser Art zeigen die Problematik, unter der das Fach Musik häufig leidet. Mögliche Gründe dafür sind die oft einseitig rationale Wissensvermittlung oder ein nicht selten sinnentleerter Aktionismus im Unterricht.
Johannes M. Walter zeigt - auf dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung sowohl als Dozent für Musiktheorie und Musikpädagogik an einer Musikhochschule als auch als Gymnasiallehrer - einen möglichen Weg auf, der aus dieser unguten Situation herausführen kann. Ausgehend von Martin Wagenscheins für den…mehr

Produktbeschreibung
"Musikunterricht hat mir den Spaß an Musik eher verdorben!" Äußerungen dieser Art zeigen die Problematik, unter der das Fach Musik häufig leidet. Mögliche Gründe dafür sind die oft einseitig rationale Wissensvermittlung oder ein nicht selten sinnentleerter Aktionismus im Unterricht.

Johannes M. Walter zeigt - auf dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung sowohl als Dozent für Musiktheorie und Musikpädagogik an einer Musikhochschule als auch als Gymnasiallehrer - einen möglichen Weg auf, der aus dieser unguten Situation herausführen kann. Ausgehend von Martin Wagenscheins für den Mathematik- und Physikunterricht entwickelten Genetischem Lehrverfahren überträgt er im ersten Teil des Buches die aus Wagenscheins Lehrverfahren extrahierten in Frage kommenden Aspekte auf den Musikunterricht. Dieser Ansatz erweist sich in der Praxis sogar für den schwierigen Umgang mit Neuer Musik als geeignet, was im zweiten Teil dargestellt wird. Hier folgen nach ausführlicher musiktheoretischer Analyse ausgewählter Werke Neuer Musik (Messiaen, Blacher, Lachenmann) Überlegungen zu ihrer Vermittlung im Musikunterricht. Die Erprobung in der Unterrichtspraxis macht deutlich, dass die Wagenscheinsche Didaktik in der Tat für die Musikpädagogik fruchtbar gemacht werden kann: Die von Walter detailliert

beschriebenen Unterrichtsabläufe sind gekennzeichnet von durchweg hoher Motivation und großem Engagement der Schüler bei gleichzeitig intensiver Auseinandersetzung mit der Materie.

Das Buch wendet sich an alle, die an Alternativen zur Gestaltung von Musikunterricht interessiert sind: Hochschullehrer, Fachdidaktiker, Schulpraktiker, Referendare, Musikstudenten...
Autorenporträt
Zum Autor:

Johannes M. Walter, Dr. phil., geb. 1957, arbeitet seit 1986 als Dozent für Musiktheorie und Musikpädagogik an der Stuttgarter Musikhochschule; außerdem unterrichtet er Musik an einem Gymnasium.
Rezensionen
Wagenscheins zunächst in Bezug auf naturwissenschaftliche Gegenstände entwickelte Didaktik basiert auf ursprünglichem Verstehen und sinnlichem Erleben der Phänomene und Zusammenhänge, die ins Bewusstsein gerückt werden sollen. Sie zeichnet sich aus durch analytische Sensibilität bezüglich des Unterrichtsgeschehens und fordert einen Schulalltag, in dem sich Schüler und Lehrer als Partner verstehen und sich auf der Grundlage gegenseitiger Akzeptanz angstfrei und ohne Zeitdruck den zu betrachtenden Dingen nähern können.

Im ersten theoretischen Teil der Untersuchung stellt Johannes M. Walter die Prinzipien der Wagenschein'schen Didaktik gut strukturiert dar und zeigt, welche Chancen für den Musikunterricht in ihr liegen. Die Analyse verschiedener Vermittlungsmethoden sowie die Kategorisierung des Verstehens in sechs Rangstufen reflektieren nicht nur das vordergründige Unterrichtsgeschehen, sondern geben Aufschluss über die vielschichtigen Geschehnisse im Verhältnis des Schülers zum Lerngegenstand, die sich durch schüler- und handlungsorientierten Unterricht anregen lassen.

Im zweiten Teil der Arbeit werden an den Beispielen Ornament von Boris Blacher, "Hänschen klein" von Helmut Lachenmann und "Mode de valeur et d'intensités" von Olivier Messiaen Strategien der Vermittlung Neuer Musik aufgezeigt, die Wagenscheins pädagogische Grundsätze aufgreifen und ob der verblüffenden Direktheit, mit der sie auf den Kern der gut ausgewählten Musikstücke zusteuern, zum Nachmachen einladen.

Die Beschäftigung mit dem umfangreichen Anhang, der neben dem Notenmaterial der behandelten Stücke zahlreiche Schüleräußerungen enthält, lohnt sich. Er zeigt, welche intuitiven oder auf Vorerfahrungen beruhenden Fähigkeiten bei Schülern oftmals schon vorhanden sind und nutzbar gemacht werden können. Besonders spannend sind aber die im Zusammenhang mit den Unterrichtsmodellen zur Neuen Musik dokumentierten Erfolge bezüglich der Einstellung von Schülern gegenüber den Kunstwerken, wenn auch ablehnende oder sogar destruktive Schüleräußerungen nicht als Störungen des Unterrichtsverlaufs angesehen werden, sondern als Ausgangspunkte einer respektvollen Auseinandersetzung, die den Schüler ernst nimmt und stets beides im Auge hat: den Unterrichtsgegenstand und den Schüler.

Indem sich Johannes M. Walter Wagenscheins Bildungsverständnis zum Vorbild für eine nachhaltige Musikvermittlung nimmt, ist seine Arbeit zugleich auch zukunftsweisendes Plädoyer für einen Schulalltag, der sich, frei vom Druck zu bewältigender Stoffmassen, für einen "die Sinne bildenden und auf Gründlichkeit, Verstehen und Erkenntnis ausgerichteten" Unterricht Zeit nimmt.

(Matthias Handschick, Neue Zeitschrift für Musik, Heft 4, 2004)
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