Der Libanon ist durch eine hohe und seit Anfang der 1990er Jahre jährlich zunehmende Korruption geprägt. Die wenigen Länderstudien nennen sozioökonomische Rahmenbedingungen als Erklärungsfaktoren. Jedoch fehlen Untersuchungen zum Libanon, die kausale Zusammenhänge zwischen Korruption und traditionellen Sozialstrukturen umfassend berücksichtigen. Die Frage nach der Bedeutung klientelistischer Sozialbeziehungen für die politische Korruption im Libanon der Nachkriegszeit (1990-1998) steht daher im Mittelpunkt der vorliegenden Analyse. Dabei geht die Autorin von der Entstehung einer neuen Patronageform im Nachkriegslibanon aus, dem Bastard-Klientelismus, der einen wesentlichen Einfluss auf das korruptive Verhalten politischer Akteure im Libanon besitzt.