Adalbert Stifter (1805–1868), Dichter und Maler, trat mit mehreren Erzählzyklen an die Öffentlichkeit. Sein großer Roman „Der Nachsommer“ wurde von Friedrich Nietzsche als eines der bedeutendsten Werke deutscher Literatur bezeichnet. Die Heimat Stifters sind die böhmischen Wälder, mit denen er auch in Zeiten seiner Aufenthalte in Wien und Linz immer innerlich verbunden blieb. Er beschreibt die Menschen und die Berge, die Flüsse und die Seen, die Bäume und die Blumen. Er schildert die Größe und auch die Abgründe der Menschenseele. Aus jeder Zeile seines Werkes spricht die Liebe zur Wirklichkeit, geradezu die Begier nach der „wirklichen“ Wirklichkeit. Sein Werk ist wegweisend für die heutige Zeit, in welcher die Tendenz besteht, sich von der Realität abzuwenden und in virtuelle Welten zu flüchten. Zudem gefährdet der Selbstlauf der technischen Entwicklung zunehmend die Individualität der Menschen. Stifter weist hin auf die Herkunft der Menschen aus der Natur, beschreibt das, was wesentlich ist und was nichtig, und er erklärt es als Lebensaufgabe eines jeden Menschen, die eigene Seele zu finden. Anläßlich des 150. Todestages dieses großen Dichters am 28. Januar 2018 gedenken wir eines Menschen, dessen Werk um das große Thema kreist: Die Seele der Natur und die Natur der Seele. Adalbert Stifter ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten.Dabei besitzt seine Dichtung Heilwirkung für Körper und Seele. Durch die Gestalten seiner Erzählungen, die uns in ihrer symbolischen Dichte gegenübertreten, durch die Schlichtheit seines Stils sowie durch die Verhaltenheit seiner Argumentation öffnet er uns, den Lesern, die Türen zu geistigen Schatzkammern. Um eine erste Neugierde auf das nun zu betrachtende Werk zu wecken, sei an dieser Stelle auf Friedrich Nietzsche verwiesen: Der große Philosoph zählte Stifters „Nachsommer“ zu den fünf bedeutendsten deutschen Erzählungen.