Unfall oder Strafe Gottes?
Die Begine Anna Ehringer hofft seit einem halben Jahr, dass der Siechenmeister Lazarus endlich den Heilig-Geist-Orden verlassen und sie heiraten darf, doch noch fehlt die Bestätigung aus Rom. In dieser angespannten Situation passieren auf der Baustelle des Ulmer
Münsters ungewöhnlich viele Unfälle. Den meisten Einwohnern ist das hohe Gebäude suspekt – preisen sie…mehrUnfall oder Strafe Gottes?
Die Begine Anna Ehringer hofft seit einem halben Jahr, dass der Siechenmeister Lazarus endlich den Heilig-Geist-Orden verlassen und sie heiraten darf, doch noch fehlt die Bestätigung aus Rom. In dieser angespannten Situation passieren auf der Baustelle des Ulmer Münsters ungewöhnlich viele Unfälle. Den meisten Einwohnern ist das hohe Gebäude suspekt – preisen sie damit wirklich Gott oder ziehen sie seinen Unmut auf sich?! Oder zürnt er ihnen wegen etwas ganz anderem?
Der Magister Hospitalis (Spitalmeister) nutzt diese Unsicherheit, um Stimmung gegen die Beginen zu machen und gleich 3 Probleme auf einmal zu lösen. Er will Annas Bruder Jakob schaden, der als Spitalpfleger sein Vorgesetzter ist und seine Kompetenzen immer weiter einschränkt. Zudem möchte er Lazarus` Austritt aus dem Orden um jeden Preis verhindern und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Beginen sich endlich vorbehaltlos den Franziskanerinnen anschließen und dadurch ihre Unabhängigkeit und ihr Vermögen verlieren. Ein Spielmann, der mit seinem Lied Stimmung gegen die Beginen macht und gut damit verdient, spielt ihm unbewusst zu.
Die Situation heizt sich immer weiter auf, bis sich Anna nicht mehr bremsen kann. Sie stellt auf eigene Faust Ermittlungen an und gerät prompt wieder in Gefahr …
Ein Jahr habe ich auf die Fortsetzung gewartet und gehofft, dass Anna und Lazarus endlich heiraten dürfen, aber Gottes Mühlen (und die der Kirche) mahlen langsam. Die beiden Verliebten sind voller Vorfreude auf ihre gemeinsame Zukunft, haben aber auch Bedenken, denn sie hatten nie ein weltliches Leben geplant. Und was sollen sie dann beruflich machen? Sie gehen in der Behandlung und Pflege der Kranken im Spital auf, dort dürfen aber nur Angehörige der Kirche arbeiten. Zum Glück setzt Annas Bruder Jakob alles daran, ihnen ein neues Leben zu ermöglichen – natürlich nicht ganz uneigennützig, schließlich will er der nächste Bürgermeister werden und eine umstrittene Begine passt nicht in seine Karrierepläne.
„Die Begine und der Turm des Himmels“ ist wieder ein richtig toller Histo-Schmöker, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Silvia Stolzenburg schreibt sehr atmosphärisch über das Leben und Arbeiten zur damaligen Zeit, die politischen Ränkespiel und den herrschenden (Aber-)Glauben. Besonders interessant in dieser Reihe finde ich die verschiedenen Behandlungsmethoden: Ich sag mal so, ihr wolltet damals keine Kopfwunde haben … Durch Jakob bekommt man außerdem einen guten Einblick, wie das Familienleben funktionierte und die nachfolgende Generation langsam in das Geschäft eingearbeitet wurde.
Aber natürlich ist das Buch in erster Linie ein wirklich spannender Krimi, dessen Auflösung mich echt überrascht hat. Da der Baumeister überzeugt ist, dass Unfälle zum Alltag gehören, wird nämlich lange gar nicht überprüft, ob diese zufällig passieren, von Menschenhand ausgelöst wurden oder doch eine Strafe Gottes sind. Selbst Anna ist irgendwann verunsichert, ob nicht vielleicht sie daran schuld ist, weil sie einen Mönch (Lazarus) vom rechten Weg abgebracht hat …
Leider war auch dieser Band viel zu schnell ausgelesen. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Anna und Lazarus weitergeht.