In den »Beleidigungen des Glücks« zeichnet Bruno Preisendörfer zutiefst menschliche Figuren, die mit unvorhersehbaren Ereignissen ebenso umgehen müssen wie mit den lähmenden Gewohnheiten des Alltags. Da ist beispielsweise die Rede von Hans, der ein Leben lang an seinem Haus baut. Im Obergeschoß soll später einmal seine Tochter Silvia mit ihrer Familie leben. Doch als Silvia erwachsen ist, zieht sie mit ihrer unehelichen Tochter in eine andere Stadt und kehrt erst nach Hans Tod in ihr Elternhaus zurück. Oder die Geschichte von Winfried und Bettina, die zusammen eine Affäre haben. Bettina verläßt ihren Lebensgefährten, kehrt aber nach einiger Zeit zurück, schließlich haben sie während ihrer Trennung öfter miteinander geredet als vorher. Winfried hingegen verheimlicht seiner Frau die Affäre, denn mit seiner Ehe hatte das nichts zu tun. Vom Seitensprung seiner Frau weiß er nichts. Meisterhaft lotet Bruno Preisendörfer das Miteinander von Männern und Frauen aus, ob als Liebespaar, Ehepartner oder Familienangehörige. Dabei verleiht seine ebenso pointierte wie poetische Sprache den »Beleidigungen des Glücks« eine melancholische Schönheit, die uns Vertrautes in neuem Licht zeigt und Unbekanntes vertraut werden läßt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Als "Urszenen des Lebens" feiert Rezensent Gustav Mechlenburg Bruno Preisendörfers neue Erzählungen. Das Besondere an ihnen ist für ihn das Fehlen von jeglichem Pathos. Stattdessen glänzt der Autor Mechlenburgs Ansicht nach mit einem "klage- und schnörkellosen Stil", verheddere sich nie im "tragischen Potenzial seiner Figuren", obwohl es denen in den Geschichten meistens "dreckig" gehe, sie krank, verliebt oder ohne Hoffnung seien. Außerdem gingen die Erzählungen niemals indiskret mit dem Unglück der Figuren um.
© Perlentaucher Medien GmbH
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