„Sie wissen, wie man Leute manipuliert. Du musst besser sein als sie.“ (Seite 22)
Geschichten über Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten kennen wir nicht erst seit gestern. Man denke an zahlreiche Jugendbuch-Fantasy Geschichten, wie die „Silber“-Trilogie von Kerstin Gier, oder auch an Filme
wie „X-Men“ oder die „Fantastic Four“. In dem Sinne ist „Chosen“ von Rena Fischer nichts Neues.…mehr„Sie wissen, wie man Leute manipuliert. Du musst besser sein als sie.“ (Seite 22)
Geschichten über Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten kennen wir nicht erst seit gestern. Man denke an zahlreiche Jugendbuch-Fantasy Geschichten, wie die „Silber“-Trilogie von Kerstin Gier, oder auch an Filme wie „X-Men“ oder die „Fantastic Four“. In dem Sinne ist „Chosen“ von Rena Fischer nichts Neues. Dennoch ist es von der Story her ein sehr eigenständiges Werk, das mich besonders durch seine Komplexität bestochen hat. Was anfangs noch sehr geradlinig anmutet, entwickelt sich schnell zu einer verschachtelten Suche nach der Wahrheit.
Die Autorin spielt geschickt mit den Motiven ihrer Charaktere und lässt so den Leser zappeln. Bis zum Ende konnte ich mir nie zu hundert Prozent sicher sein, wer denn nun zu den „Guten“ gehört und wer nicht. Das ließ Emmas Geschichte sehr spannend werden. Wie sie wird man gänzlich unvermittelt in diese neue, unbekannte Welt gestoßen, in der Menschen Dinge per Gedankenkraft bewegen können, oder die Elemente der Natur beeinflussen können. Und kaum beginnt man sich zu orientieren, wird einem erneut der Boden unter den Füßen weggerissen – wieder und wieder aufs Neue.
Lediglich gegen Ende wurde es mir etwas zu viel und ich verlor stellenweise den Faden. Auf den letzten Seiten aber war ich wieder mittendrin und ließ mich mitziehen – bis hin zu einem Cliffhanger, der es in sich hat.
Schreibstil
Je weiter die Geschichte fortschritt, desto fieberhafter habe ich die Seiten umgeblättert. Das hing maßgeblich auch mit dem Schreibstil zusammen. Anstatt jede Situation bis zum Ende zu beschreiben, setzte Rena Fischer häufig Schnitte, gerne auch mal abrupt. Dadurch wirkte „Chosen“ auf mich sehr lebendig und dynamisch, beinahe schon so, als würde ich einen Film schauen. Das gefiel mir enorm gut.
Auch wirkungsvoll waren die sporadischen Rückblicke, in denen wir mehr über das Leben von Emmas Mutter erfahren. Auch sie war offenbar bereits in ganz ähnliche Verstrickungen verwickelt, wurde Opfer von Verrat und Verschwörungen. Diese Sequenzen ließen mich erst glauben, alles zu verstehen, nur um mich erneut auf Glatteis zu führen.
In gleichem Maße, wie die Spannung zunimmt und „Chosen“ mehr einem Thriller ähnelt als einem Jugendbuch, verändert sich auch der Ton. Wo anfangs noch Raum für Humor und Optimismus ist, dominieren später Verzweiflung und Wut.
Charaktere
„Er lächelt, beugt sich ein wenig vor und pflückt eine meiner schwarzen Haarsträhnen von dem weißen Laken. Langsam kringelt er die Spitzen um seinen Zeigefinger. Poch, poch, poch. Dieses dumme Herz! Kein Mensch spürt die Spitzen seiner Haare!“ (Seite 48)
Der Humor, der sich vor allem durch die erste Hälfte des Buches zieht, begründet sich weitestgehend im Umgang von Emma und Aidan miteinander. Beide sind sofort interessiert aneinander, geben es aber natürlich nicht offen zu, zumal Aidan eine Freundin hat. Es kommt zu herrlich komischen Situationen und der schlagfertige Austausch setzt dem Ganzen die Krone auf. Natürlich ahnt man von Anfang an, in welche Richtung sich die Beziehung der beiden entwickeln wird. Trotzdem war ich gefangen, denn Rena Fischer beschreibt die Annäherung äußerst charmant und mit sprühendem Witz.
Alle weiteren Charaktere waren ebenfalls gut entworfen, was für „Chosen“ eine wichtige Basis ist, denn die jeweiligen Handlungsmotive sind essenziell für die Story.
Fazit
„Chosen“ ist ein Fantasy-Jugendbuch, das sowohl Liebe und Humor als auch Thriller-Elemente beinhaltet. Nicht alle Ideen sind neu, dennoch überzeugt der Roman mich mit einem komplexen Plot und durchdachten, sympathischen Charakteren. Der Cliffhanger macht es noch dazu unmöglich, nicht der Fortsetzung entgegenzufiebern. Eine Empfehlung für alle, die sich in diesem Genre zuhause fühlen.