Wenn die Ehe unter kulturgeschichtlichen Aspekten betrachtet wird, so zeigt sich im antiken Mittelmeergebiet ein mehrfarbiges Bild. Die religiosen Vorstellun gen haben dabei mitgewirkt. Das Verhaltnis yom Mann zur Frau und umgekehrt hat sich in diesem Gebiet im Laufe der vorchristlichen Zeit gewandelt. Vor der Ankunft der Semiten und Indogermanen und der weiteren, namentlich aus Asien einziehenden Volkergruppen in diesen Bereich der sogenannten Mutterrechtskul tur hatte die Frau in der Lebensgemeinschaft der Familie eine wichtigere Stellung als in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten nach den groBen Einwanderun gen. Das anderte sich grundlegend auch im Bereich der Ehe, besonders der Ehe scheidung und der Wiederverheiratung. Ais das Christentum bei seinem Eintritt in die Mittelmeerkulturwelt vor diese Probleme gestellt wurde, war die Frau in eherechtlicher Hinsicht dem Mann sehr nachgeordnet. Eine selbstandige Wieder verheiratung der Frau nach der Trennung von ihrem Mann, seies nach der Auf losung der Lebensgemeinschaft durch den Mann oder nach seinem Tod, wurde han beurteilt, jedenfalls nicht gern gesehen. Diese Abneigung gegen die Wiederver heiratung der Frau hat das Christentum schon vorgefunden. Die Ablehnung der zweiten Ehe der Frau hangt im Tiefsten mit der patriarchalischen Familienord nung zusammen. Durch die Vermahlung trat die Frau in die neue Lebensgemein schaft des Mannes mit dem religiosen Kult seiner Familie ein. Wenn der Mann eher starb als sie, war ihr Leben "leer". Darauf weisen viele Bezeichnungen in den ver schiedenen Sprachen hin, z. B. griechisch mea, lateinisch vidua, Witwe.
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