Was für eine verrückte Idee: Ein Jahr lang alle Gebote der Bibel zu befolgen. Ich bin nun wirklich nicht sehr bibel-belesen, aber das erschien mir schon bei dem Gedanken sehr schwierig – und da wusste ich noch gar nicht, mit welch bescheuerten Regeln die Bibel aufwarten kann. Da stößt auch A.J.
Jacobs, bzw. sein biblisches Alter Ego mehr als einmal an seine Grenzen. Vom Unverständnis seiner Umwelt…mehrWas für eine verrückte Idee: Ein Jahr lang alle Gebote der Bibel zu befolgen. Ich bin nun wirklich nicht sehr bibel-belesen, aber das erschien mir schon bei dem Gedanken sehr schwierig – und da wusste ich noch gar nicht, mit welch bescheuerten Regeln die Bibel aufwarten kann. Da stößt auch A.J. Jacobs, bzw. sein biblisches Alter Ego mehr als einmal an seine Grenzen. Vom Unverständnis seiner Umwelt gar nicht erst zu reden.
So gesehen ein ziemlich mutiger Selbstversuch, denn A.J. Jacobs hat mit vielerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Sei es, dass er sich unsicher ist, wie ein Gebot zu verstehen ist oder wie er es befolgen soll ohne im Knast zu landen, sei es, dass ihm Unverständnis und Anfeindungen entgegenschlagen oder sei es nur, dass er die Blicke aller auf sich zieht, wenn es mit Quasten am weißen Gewand, Vollbart und seinem Hocker durch die Gegend zieht.
Irgendwie schafft er es immer, einen Weg zu finden, selbst die absurdesten Gebote zu befolgen. Indem er den bereits erwähnten Hocker mit sich herumschleppt, den Hüttenbau mal eben ins Wohnzimmer verlegt, seinen Sohn mit einem – war es ein aufblasbarer oder ein Schaumstoff (?) – Baseballschläger (?) züchtigt oder einen Ehebrecher steinigt, indem er ihm kleine Kieselsteinchen auf die Füße wirft. Steinigung in der Light-Version sozusagen.
Interessant auch die Begegnungen mit den unterschiedlichsten religiösen Gruppierungen, die alle für sich in Anspruch nehmen, nach der Bibel zu leben, sich aber eigentlich nur jeweils „ihre“ Rosinen heraus picken.
Es sieht so aus, als ob die Bibel von vorne bis hinten mit Absurditäten gespickt ist, aber man darf nicht vergessen, wie die Bibel entstanden ist und dass hierin unendlich viele Fehlerquellen und Möglichkeiten zu Fehlübersetzungen und Fehlinterpretationen liegen und ganz sicher auch geschehen sind. Wenn A.J. Jacobs versucht, Regeln und Gesetze, die vor Hunderten oder gar Tausenden von Jahren gültig waren in unsere moderne Welt zu übertragen, muss das scheitern und lächerlich wirken.
Mit all diesen Absurditäten konfrontiert, wird jenen, die die Bibel ohnehin ablehnen, wohl mehr als einmal ein Grinsen über das Gesicht gehuscht sein. Der „Normalgläubige“ mag verunsichert werden, ob der teilweise ekelerregenden Monstrositäten, die ihm da serviert werden. Tiefgläubige werden das Buch sicher ablehnen und nicht wahrhaben wollen, was die Bibel so alles zu bieten hat. Wie auch immer...
Mir hat dieses Buch nur bestätigt, was ich ohnehin denke und oben schon angesprochen habe: Dass nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Bibel ein zensiertes Sammelsurium von mehrfach übersetzten Texten ist, die zum größten Teil erst nach Jahrhunderte langer mündlicher Überlieferung niedergeschrieben wurden. Dass die vielen Wunder und wundersamen Geschichten wahrscheinlich auf wissenschaftlich HEUTE erklärbaren Phänomenen beruhen, die sich die Menschen vor 2000 und mehr Jahren eben nicht erklären konnten und die dann mit jeder Erzählung weiter gesponnen wurden. Dass man die biblischen Geschichten als solche nicht für bare Münze nehmen darf, sondern vielmehr die Wahrheit und Weisheit HINTER den Geschichten sehen muss.