Das lyrische Werk der österreichisch-jüdischen Exilautorin Stella Rotenberg (1915-2013) ist Ausdruck der großen Tragödie des 20. Jahrhunderts, der Shoa. Stella Rotenberg schreibt einerseits gegen das Vergessen, andererseits um ihre eigenen traumatischen Erfahrungen zu bewältigen. Geboren 1915 in Wien wurde sie schon früh mit Antisemitismus konfrontiert. Der "Anschluss" 1938 bedeutete das Ende ihrer Existenz in Österreich. 1939 gelang ihr die Flucht in die Niederlande und weiter nach Großbritannien. In ihrer Lyrik, die ab 1940 entstand, greift die Autorin in vielfältiger Weise auf biblische Texte, Themen und Figuren zurück. Stella Rotenbergs Bibelrezeption steht immer im Zeichen der Shoa, ist Ausdruck ihrer persönlichen Leid- und Verlusterfahrungen. In der Aufnahme biblischer Stoffe geht es Stella Rotenberg jedoch nicht nur um den Ausdruck der eigenen Erfahrungen. Gezielt nutzt sie die Bibel für ihr Plädoyer für ein friedliches Miteinander, für ein universelles Recht auf Leben.